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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

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darauf lassen sich diese tiefsinnigen Schriftsteller
natürlich nicht ein. Eine Frau studirt die sociale Frage
um sich Liebhaber zu verschaffen. Welch ein Apparat!
Eine Fülle von Spaß liegt in diesem Ausspruch! Nach
Klemm scheinen leichtsinnige Weiber es hauptsächlich
auf Katheder- und sonstige Socialisten abgesehen zu
haben; denn warum sollen sie wohl grade die sociale
Frage studiren, warum nicht auch Sanskrit, oder rö-
misches Recht oder Physiologie? Die sociale Frage als
Liebestrank, ein origineller Titel für eine Farce. Guter,
unschuldiger Herr Klemm, sollte es nicht für den Zweck
der Anschaffung von Liebhabern viel einfachere und
weniger zeitraubende Mittel geben als das Studium
der socialen Frage?

Ein ebenso fanatischer Verehrer der weiblichen
Sphäre wie Klemm, Bogumil Goltz, sagt in einem
seiner Werke: "die romanische Frau ist herrschsüchtig,
dünkelhaft, übermüthig, intriguant, mit wenig Spuren
derjenigen Hingebung, Demuth und Bescheidenheit,
welche nicht nur das Wesen der deutschen Frau, sondern
der Weiblichkeit überhaupt ausmachen."

Nun giebt es aber merkwürdigerweise auf diesem
Erdenrund vielmehr romanische als deutsche Frauen. Und
warum soll nun grade die deutsche Frau das Urbild eines
Weibes sein! Jst denn unser Gott gleich dem Jehovah

darauf lassen sich diese tiefsinnigen Schriftsteller
natürlich nicht ein. Eine Frau studirt die sociale Frage
um sich Liebhaber zu verschaffen. Welch ein Apparat!
Eine Fülle von Spaß liegt in diesem Ausspruch! Nach
Klemm scheinen leichtsinnige Weiber es hauptsächlich
auf Katheder- und sonstige Socialisten abgesehen zu
haben; denn warum sollen sie wohl grade die sociale
Frage studiren, warum nicht auch Sanskrit, oder rö-
misches Recht oder Physiologie? Die sociale Frage als
Liebestrank, ein origineller Titel für eine Farce. Guter,
unschuldiger Herr Klemm, sollte es nicht für den Zweck
der Anschaffung von Liebhabern viel einfachere und
weniger zeitraubende Mittel geben als das Studium
der socialen Frage?

Ein ebenso fanatischer Verehrer der weiblichen
Sphäre wie Klemm, Bogumil Goltz, sagt in einem
seiner Werke: „die romanische Frau ist herrschsüchtig,
dünkelhaft, übermüthig, intriguant, mit wenig Spuren
derjenigen Hingebung, Demuth und Bescheidenheit,
welche nicht nur das Wesen der deutschen Frau, sondern
der Weiblichkeit überhaupt ausmachen.‟

Nun giebt es aber merkwürdigerweise auf diesem
Erdenrund vielmehr romanische als deutsche Frauen. Und
warum soll nun grade die deutsche Frau das Urbild eines
Weibes sein! Jst denn unser Gott gleich dem Jehovah

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[139/0147] darauf lassen sich diese tiefsinnigen Schriftsteller natürlich nicht ein. Eine Frau studirt die sociale Frage um sich Liebhaber zu verschaffen. Welch ein Apparat! Eine Fülle von Spaß liegt in diesem Ausspruch! Nach Klemm scheinen leichtsinnige Weiber es hauptsächlich auf Katheder- und sonstige Socialisten abgesehen zu haben; denn warum sollen sie wohl grade die sociale Frage studiren, warum nicht auch Sanskrit, oder rö- misches Recht oder Physiologie? Die sociale Frage als Liebestrank, ein origineller Titel für eine Farce. Guter, unschuldiger Herr Klemm, sollte es nicht für den Zweck der Anschaffung von Liebhabern viel einfachere und weniger zeitraubende Mittel geben als das Studium der socialen Frage? Ein ebenso fanatischer Verehrer der weiblichen Sphäre wie Klemm, Bogumil Goltz, sagt in einem seiner Werke: „die romanische Frau ist herrschsüchtig, dünkelhaft, übermüthig, intriguant, mit wenig Spuren derjenigen Hingebung, Demuth und Bescheidenheit, welche nicht nur das Wesen der deutschen Frau, sondern der Weiblichkeit überhaupt ausmachen.‟ Nun giebt es aber merkwürdigerweise auf diesem Erdenrund vielmehr romanische als deutsche Frauen. Und warum soll nun grade die deutsche Frau das Urbild eines Weibes sein! Jst denn unser Gott gleich dem Jehovah  

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/147>, abgerufen am 27.04.2024.