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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

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eine Proletarierfrau ihre Säuglinge miteinander
vertauschten. Der kleine Proletarier, in die Wiege des
Fürsten gelegt und als Fürst auferzogen, wird nicht
weniger hochmüthig, genußsüchtig, übermüthig und con-
servativ sich geberden als der geborne Fürst.

Der Fürst aber, in der Proletarierhütte groß ge-
worden und lebenslang zu harter Arbeit verdammt,
wird die Anschauungen seiner Berufsgenossen, er wird
ihre Sitten, Denkweise und Wünsche theilen. Und
schwerlich würde es jemals geschehen, daß der vertauschte
Fürst, mit der Maurerkelle, dem Kehrbesen oder der
Mistgabel in der Hand, sich vom göttlich aristokratischen
Jnstinct getrieben, heimlich auf die Kreuzzeitung abon-
nirte, oder daß er bei Kümmel und Schwarzbrot auf
das Wohl des Adels toastete und auf Rennpferde
wettete. Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß er, unbe-
irrt durch irgend eine Stimme des Bluts, für Gleich-
heit der Genüsse und Rechte aller Menschen schwärmen
und socialdemokratischen Zuflüsterungen sein Ohr nicht
verschließen würde.

Ebensowenig ist anzunehmen, daß der Proletarier,
der in aristokratischer Umgebung erwachsen ist, zu einem
demokratischen Flammenbrand entarte. Viel eher wird
er auf seine Standesbrüder da unten als auf eine
Schwefelbande schimpfen und seine kräftige Stülp-,

eine Proletarierfrau ihre Säuglinge miteinander
vertauschten. Der kleine Proletarier, in die Wiege des
Fürsten gelegt und als Fürst auferzogen, wird nicht
weniger hochmüthig, genußsüchtig, übermüthig und con-
servativ sich geberden als der geborne Fürst.

Der Fürst aber, in der Proletarierhütte groß ge-
worden und lebenslang zu harter Arbeit verdammt,
wird die Anschauungen seiner Berufsgenossen, er wird
ihre Sitten, Denkweise und Wünsche theilen. Und
schwerlich würde es jemals geschehen, daß der vertauschte
Fürst, mit der Maurerkelle, dem Kehrbesen oder der
Mistgabel in der Hand, sich vom göttlich aristokratischen
Jnstinct getrieben, heimlich auf die Kreuzzeitung abon-
nirte, oder daß er bei Kümmel und Schwarzbrot auf
das Wohl des Adels toastete und auf Rennpferde
wettete. Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß er, unbe-
irrt durch irgend eine Stimme des Bluts, für Gleich-
heit der Genüsse und Rechte aller Menschen schwärmen
und socialdemokratischen Zuflüsterungen sein Ohr nicht
verschließen würde.

Ebensowenig ist anzunehmen, daß der Proletarier,
der in aristokratischer Umgebung erwachsen ist, zu einem
demokratischen Flammenbrand entarte. Viel eher wird
er auf seine Standesbrüder da unten als auf eine
Schwefelbande schimpfen und seine kräftige Stülp-,

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[7/0015] eine Proletarierfrau ihre Säuglinge miteinander vertauschten. Der kleine Proletarier, in die Wiege des Fürsten gelegt und als Fürst auferzogen, wird nicht weniger hochmüthig, genußsüchtig, übermüthig und con- servativ sich geberden als der geborne Fürst. Der Fürst aber, in der Proletarierhütte groß ge- worden und lebenslang zu harter Arbeit verdammt, wird die Anschauungen seiner Berufsgenossen, er wird ihre Sitten, Denkweise und Wünsche theilen. Und schwerlich würde es jemals geschehen, daß der vertauschte Fürst, mit der Maurerkelle, dem Kehrbesen oder der Mistgabel in der Hand, sich vom göttlich aristokratischen Jnstinct getrieben, heimlich auf die Kreuzzeitung abon- nirte, oder daß er bei Kümmel und Schwarzbrot auf das Wohl des Adels toastete und auf Rennpferde wettete. Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß er, unbe- irrt durch irgend eine Stimme des Bluts, für Gleich- heit der Genüsse und Rechte aller Menschen schwärmen und socialdemokratischen Zuflüsterungen sein Ohr nicht verschließen würde. Ebensowenig ist anzunehmen, daß der Proletarier, der in aristokratischer Umgebung erwachsen ist, zu einem demokratischen Flammenbrand entarte. Viel eher wird er auf seine Standesbrüder da unten als auf eine Schwefelbande schimpfen und seine kräftige Stülp-,  

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/15>, abgerufen am 26.11.2024.