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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

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sitzerinnen und Eigenthümerinnen, wollen uns einer so
offenbaren Ungerechtigkeit mit unserm Willen nicht
unterwerfen, und wir protestiren dagegen praktisch,
energisch, öffentlich und friedlich zugleich. Und wir
glauben, wenn andere Eigenthümerinnen den Muth
hätten sich uns anzuschließen, so würde die Wirkung
dieser Kundgebung auf die öffentliche Meinung eine
sehr große sein" (folgen die Unterschriften mehrerer
Frauen). Auch in Amerika, in St. Louis haben Frauen
die Steuern verweigert, weil Steuerzahlung ohne Re-
präsentation offener Despotismus sei. Die Frauen
fordern das Stimmrecht, weil sie der Unterdrückung,
der Heuchelei, der Erniedrigung müde sind, sie fordern
es, weil sie ein Recht haben, daß ihre Stimme gehört
werde bei der Abfassung von Gesetzen, welche ihre so-
ciale Stellung und ihre individuellen Rechte betreffen.
Eine jede Klasse hat ihr bestimmtes Gepräge, weiß
besser in ihren eigenen Verhältnissen Bescheid als die-
jenigen, welche diesen Verhältnissen nicht unterworfen
sind. Die Männer, sagt die Gesellschaft, repräsentiren
die Frauen. Wann übertrug die Frau dem Manne
das Mandat? Wann legte er ihr Rechenschaft von seinen
Beschlüssen ab? Weder das eine noch das andere
ist jemals geschehen. Wenn die Frauen nicht einver-
standen sind mit dieser Vertretung, so ist eine Be-

sitzerinnen und Eigenthümerinnen, wollen uns einer so
offenbaren Ungerechtigkeit mit unserm Willen nicht
unterwerfen, und wir protestiren dagegen praktisch,
energisch, öffentlich und friedlich zugleich. Und wir
glauben, wenn andere Eigenthümerinnen den Muth
hätten sich uns anzuschließen, so würde die Wirkung
dieser Kundgebung auf die öffentliche Meinung eine
sehr große sein‟ (folgen die Unterschriften mehrerer
Frauen). Auch in Amerika, in St. Louis haben Frauen
die Steuern verweigert, weil Steuerzahlung ohne Re-
präsentation offener Despotismus sei. Die Frauen
fordern das Stimmrecht, weil sie der Unterdrückung,
der Heuchelei, der Erniedrigung müde sind, sie fordern
es, weil sie ein Recht haben, daß ihre Stimme gehört
werde bei der Abfassung von Gesetzen, welche ihre so-
ciale Stellung und ihre individuellen Rechte betreffen.
Eine jede Klasse hat ihr bestimmtes Gepräge, weiß
besser in ihren eigenen Verhältnissen Bescheid als die-
jenigen, welche diesen Verhältnissen nicht unterworfen
sind. Die Männer, sagt die Gesellschaft, repräsentiren
die Frauen. Wann übertrug die Frau dem Manne
das Mandat? Wann legte er ihr Rechenschaft von seinen
Beschlüssen ab? Weder das eine noch das andere
ist jemals geschehen. Wenn die Frauen nicht einver-
standen sind mit dieser Vertretung, so ist eine Be-

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[164/0172] sitzerinnen und Eigenthümerinnen, wollen uns einer so offenbaren Ungerechtigkeit mit unserm Willen nicht unterwerfen, und wir protestiren dagegen praktisch, energisch, öffentlich und friedlich zugleich. Und wir glauben, wenn andere Eigenthümerinnen den Muth hätten sich uns anzuschließen, so würde die Wirkung dieser Kundgebung auf die öffentliche Meinung eine sehr große sein‟ (folgen die Unterschriften mehrerer Frauen). Auch in Amerika, in St. Louis haben Frauen die Steuern verweigert, weil Steuerzahlung ohne Re- präsentation offener Despotismus sei. Die Frauen fordern das Stimmrecht, weil sie der Unterdrückung, der Heuchelei, der Erniedrigung müde sind, sie fordern es, weil sie ein Recht haben, daß ihre Stimme gehört werde bei der Abfassung von Gesetzen, welche ihre so- ciale Stellung und ihre individuellen Rechte betreffen. Eine jede Klasse hat ihr bestimmtes Gepräge, weiß besser in ihren eigenen Verhältnissen Bescheid als die- jenigen, welche diesen Verhältnissen nicht unterworfen sind. Die Männer, sagt die Gesellschaft, repräsentiren die Frauen. Wann übertrug die Frau dem Manne das Mandat? Wann legte er ihr Rechenschaft von seinen Beschlüssen ab? Weder das eine noch das andere ist jemals geschehen. Wenn die Frauen nicht einver- standen sind mit dieser Vertretung, so ist eine Be-  

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/172>, abgerufen am 04.12.2024.