Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.noza, der in seinem Kämmerchen sitzt, Brillen schleift Wenn die Frau nicht über einen starken Geist ge- Der Despotismus der Männer verurtheilt die noza, der in seinem Kämmerchen sitzt, Brillen schleift Wenn die Frau nicht über einen starken Geist ge- Der Despotismus der Männer verurtheilt die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0184" n="176"/> noza, der in seinem Kämmerchen sitzt, Brillen schleift<lb/> und tiefsinnig nachdenkt. Tiefsinnig nachzudenken ist<lb/> aber nicht Jedermanns Sache, und die Ausübung sub-<lb/> limer Tugend überläßt man gern den Auserwählten<lb/> und Gottbegnadeten Die höchste Entsagung und die<lb/> tiefste Denkkraft erblüht in der Geschichte der Mensch-<lb/> heit, wie, der Sage nach, die Blume der Aloe nur<lb/> alle hundert Jahr einmal, und im Allgemeinen, fürchte<lb/> ich, werden die erhabenen Musterbilder der römischen<lb/> und griechischen Geschichte mehr Anwendung finden<lb/> für Schul- und sonstige Aufsätze als für die Gestaltung<lb/> des wirklichen Lebens.</p><lb/> <p>Wenn die Frau nicht über einen starken Geist ge-<lb/> bietet, so verfällt sie dadurch, daß sie in einer niederen<lb/> Sphäre festgehalten wird, den Sitten und Lastern der<lb/> Knechtschaft, deren sie bedarf um sich ihre Situation<lb/> erträglich zu machen. Sie bedarf der List, der Heuchelei,<lb/> der Jntrigue, der Schmeichelei. Wie oft mag das<lb/> Streben eines edel angelegten und hochbegabten weib-<lb/> lichen Geistes durch die verderblichen Einflüsse seiner<lb/> Lage verloren gegangen sein, denn jeder Mensch, sei<lb/> er noch so trefflich angelegt, ist der Entartung fähig.</p><lb/> <p>Der Despotismus der Männer verurtheilt die<lb/> Frau zur Corruption. Die Frauen haben bis heut<lb/> keinen Antheil am Staatsleben und die Prostitution<lb/>   </p> </div> </body> </text> </TEI> [176/0184]
noza, der in seinem Kämmerchen sitzt, Brillen schleift
und tiefsinnig nachdenkt. Tiefsinnig nachzudenken ist
aber nicht Jedermanns Sache, und die Ausübung sub-
limer Tugend überläßt man gern den Auserwählten
und Gottbegnadeten Die höchste Entsagung und die
tiefste Denkkraft erblüht in der Geschichte der Mensch-
heit, wie, der Sage nach, die Blume der Aloe nur
alle hundert Jahr einmal, und im Allgemeinen, fürchte
ich, werden die erhabenen Musterbilder der römischen
und griechischen Geschichte mehr Anwendung finden
für Schul- und sonstige Aufsätze als für die Gestaltung
des wirklichen Lebens.
Wenn die Frau nicht über einen starken Geist ge-
bietet, so verfällt sie dadurch, daß sie in einer niederen
Sphäre festgehalten wird, den Sitten und Lastern der
Knechtschaft, deren sie bedarf um sich ihre Situation
erträglich zu machen. Sie bedarf der List, der Heuchelei,
der Jntrigue, der Schmeichelei. Wie oft mag das
Streben eines edel angelegten und hochbegabten weib-
lichen Geistes durch die verderblichen Einflüsse seiner
Lage verloren gegangen sein, denn jeder Mensch, sei
er noch so trefflich angelegt, ist der Entartung fähig.
Der Despotismus der Männer verurtheilt die
Frau zur Corruption. Die Frauen haben bis heut
keinen Antheil am Staatsleben und die Prostitution
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(2017-04-07T16:13:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-04-07T16:13:32Z)
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