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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

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Ohne politische Rechte seid Jhr, Eure Seelen mögen
von Mitleid, Güte und Edelsinn überfließen, den un-
geheuersten Verbrechen gegenüber, die an Eurem Ge-
schlecht begangen werden, machtlos.

Rafft Euch empor! Organisirt Euch! Zeigt, daß
Jhr einer begeisterten Hingebung fähig seid und durch
Eure That und Euer Wort erweckt die Gewissen der
Menschen, erschüttert ihre Herzen und überzeugt die
Geister! Verlaßt Euch nicht auf die Hülfe der deutschen
Männer! Wir haben wenig Freunde und Gesinnungs-
genossen unter ihnen. Viele loben und lieben die
Frauen, sie schmeicheln ihnen und sind gern bereit,
ihnen gegenüber die Vorsehung zu spielen, wenn ihnen
keine allzu großen Opfer zugemuthet werden. Jhnen
aber hülfreich zur Seite zu stehen, wo es sich um die
Erlangung ihres unsterblichen Bürgerrechtes im Men-
schenthum handelt, dazu möchten sich Wenige bereit
finden lassen.

Seid muthig, hilf dir selbst, so wird Gott dir
helfen. Gedenkt des kühnen Wortes des Amerikaners
Emerson: "Thue immer, was du dich zu thun scheust."

Jhr armen Frauen und Opfer des Geschlechtsdes-
potismus, Jhr habt bis jetzt das Meer des Lebens be-
fahren ohne Steuer und ohne Segel und darum habt
Jhr selten das Ufer erreicht und das Schiff Eures

Ohne politische Rechte seid Jhr, Eure Seelen mögen
von Mitleid, Güte und Edelsinn überfließen, den un-
geheuersten Verbrechen gegenüber, die an Eurem Ge-
schlecht begangen werden, machtlos.

Rafft Euch empor! Organisirt Euch! Zeigt, daß
Jhr einer begeisterten Hingebung fähig seid und durch
Eure That und Euer Wort erweckt die Gewissen der
Menschen, erschüttert ihre Herzen und überzeugt die
Geister! Verlaßt Euch nicht auf die Hülfe der deutschen
Männer! Wir haben wenig Freunde und Gesinnungs-
genossen unter ihnen. Viele loben und lieben die
Frauen, sie schmeicheln ihnen und sind gern bereit,
ihnen gegenüber die Vorsehung zu spielen, wenn ihnen
keine allzu großen Opfer zugemuthet werden. Jhnen
aber hülfreich zur Seite zu stehen, wo es sich um die
Erlangung ihres unsterblichen Bürgerrechtes im Men-
schenthum handelt, dazu möchten sich Wenige bereit
finden lassen.

Seid muthig, hilf dir selbst, so wird Gott dir
helfen. Gedenkt des kühnen Wortes des Amerikaners
Emerson: „Thue immer, was du dich zu thun scheust.‟

Jhr armen Frauen und Opfer des Geschlechtsdes-
potismus, Jhr habt bis jetzt das Meer des Lebens be-
fahren ohne Steuer und ohne Segel und darum habt
Jhr selten das Ufer erreicht und das Schiff Eures

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[184/0192] Ohne politische Rechte seid Jhr, Eure Seelen mögen von Mitleid, Güte und Edelsinn überfließen, den un- geheuersten Verbrechen gegenüber, die an Eurem Ge- schlecht begangen werden, machtlos. Rafft Euch empor! Organisirt Euch! Zeigt, daß Jhr einer begeisterten Hingebung fähig seid und durch Eure That und Euer Wort erweckt die Gewissen der Menschen, erschüttert ihre Herzen und überzeugt die Geister! Verlaßt Euch nicht auf die Hülfe der deutschen Männer! Wir haben wenig Freunde und Gesinnungs- genossen unter ihnen. Viele loben und lieben die Frauen, sie schmeicheln ihnen und sind gern bereit, ihnen gegenüber die Vorsehung zu spielen, wenn ihnen keine allzu großen Opfer zugemuthet werden. Jhnen aber hülfreich zur Seite zu stehen, wo es sich um die Erlangung ihres unsterblichen Bürgerrechtes im Men- schenthum handelt, dazu möchten sich Wenige bereit finden lassen. Seid muthig, hilf dir selbst, so wird Gott dir helfen. Gedenkt des kühnen Wortes des Amerikaners Emerson: „Thue immer, was du dich zu thun scheust.‟ Jhr armen Frauen und Opfer des Geschlechtsdes- potismus, Jhr habt bis jetzt das Meer des Lebens be- fahren ohne Steuer und ohne Segel und darum habt Jhr selten das Ufer erreicht und das Schiff Eures  

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/192>, abgerufen am 04.12.2024.