Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

vorbehalten gewesen, diese Socialphilister zu produciren,
diese sittlichen Harlekins, die, mit der einen Hand ihr
purpurnes Banner entfaltend, auf dem die strahlendsten
Principien reinster Demokratie prunken, mit der andern
Hand die Peitsche schwingen für die Hälfte des Menschen-
geschlechts.

Ein Freidenker Südamerikas faßte sein politisches
Glaubensbekenntniß in die Worte zusammen: "All
men are borne free except niggers
" (Alle Menschen
sind frei geboren, die Neger ausgenommen). Viel
größer ist das Deficit an Menschenliebe und logischer
Gedankenkraft, das jene Charlatane der Demokratie
mit ihrer Ausschließung der Frauen vom Stimmrecht
documentiren. Gewiß ist es nur ein kleiner Bruchtheil
der Socialdemokratie, der mit dieser Prostitution seiner
eigenen Principien einverstanden ist. Warum aber
desavouirt die große socialistische Partei solche Gesin-
nungsgenossen nicht und schickt diese Abenteurer der Ge-
dankenwelt dahin wohin sie gehören, in die Redaction
der Kreuzzeitung oder an ähnliche Orte. Wer die
Selbstständigkeit der Frau nicht will, wird, zur Macht
gelangt, die seiner Mitbürger zerstören.

Jch will mich nun so kurz als möglich der Sisy-
phusarbeit unterziehen, die Hauptgründe der Männer
gegen die politische Wirksamkeit der Frau zu erörtern

vorbehalten gewesen, diese Socialphilister zu produciren,
diese sittlichen Harlekins, die, mit der einen Hand ihr
purpurnes Banner entfaltend, auf dem die strahlendsten
Principien reinster Demokratie prunken, mit der andern
Hand die Peitsche schwingen für die Hälfte des Menschen-
geschlechts.

Ein Freidenker Südamerikas faßte sein politisches
Glaubensbekenntniß in die Worte zusammen: „All
men are borne free except niggers
‟ (Alle Menschen
sind frei geboren, die Neger ausgenommen). Viel
größer ist das Deficit an Menschenliebe und logischer
Gedankenkraft, das jene Charlatane der Demokratie
mit ihrer Ausschließung der Frauen vom Stimmrecht
documentiren. Gewiß ist es nur ein kleiner Bruchtheil
der Socialdemokratie, der mit dieser Prostitution seiner
eigenen Principien einverstanden ist. Warum aber
desavouirt die große socialistische Partei solche Gesin-
nungsgenossen nicht und schickt diese Abenteurer der Ge-
dankenwelt dahin wohin sie gehören, in die Redaction
der Kreuzzeitung oder an ähnliche Orte. Wer die
Selbstständigkeit der Frau nicht will, wird, zur Macht
gelangt, die seiner Mitbürger zerstören.

Jch will mich nun so kurz als möglich der Sisy-
phusarbeit unterziehen, die Hauptgründe der Männer
gegen die politische Wirksamkeit der Frau zu erörtern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0076" n="68"/>
vorbehalten gewesen, diese Socialphilister zu produciren,<lb/>
diese sittlichen Harlekins, die, mit der einen Hand ihr<lb/>
purpurnes Banner entfaltend, auf dem die strahlendsten<lb/>
Principien reinster Demokratie prunken, mit der andern<lb/>
Hand die Peitsche schwingen für die Hälfte des Menschen-<lb/>
geschlechts.</p><lb/>
        <p>Ein Freidenker Südamerikas faßte sein politisches<lb/>
Glaubensbekenntniß in die Worte zusammen: &#x201E;<hi rendition="#aq">All<lb/>
men are borne free except niggers</hi>&#x201F; (Alle Menschen<lb/>
sind frei geboren, die Neger ausgenommen). Viel<lb/>
größer ist das Deficit an Menschenliebe und logischer<lb/>
Gedankenkraft, das jene Charlatane der Demokratie<lb/>
mit ihrer Ausschließung der Frauen vom Stimmrecht<lb/>
documentiren. Gewiß ist es nur ein kleiner Bruchtheil<lb/>
der Socialdemokratie, der mit dieser Prostitution seiner<lb/>
eigenen Principien einverstanden ist. Warum aber<lb/>
desavouirt die große socialistische Partei solche Gesin-<lb/>
nungsgenossen nicht und schickt diese Abenteurer der Ge-<lb/>
dankenwelt dahin wohin sie gehören, in die Redaction<lb/>
der Kreuzzeitung oder an ähnliche Orte. Wer die<lb/>
Selbstständigkeit der Frau nicht will, wird, zur Macht<lb/>
gelangt, die seiner Mitbürger zerstören.</p><lb/>
        <p>Jch will mich nun so kurz als möglich der Sisy-<lb/>
phusarbeit unterziehen, die Hauptgründe der Männer<lb/>
gegen die politische <choice><sic>Wirsamkeit</sic><corr>Wirksamkeit</corr></choice> der Frau zu erörtern<lb/>
&#x2003;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0076] vorbehalten gewesen, diese Socialphilister zu produciren, diese sittlichen Harlekins, die, mit der einen Hand ihr purpurnes Banner entfaltend, auf dem die strahlendsten Principien reinster Demokratie prunken, mit der andern Hand die Peitsche schwingen für die Hälfte des Menschen- geschlechts. Ein Freidenker Südamerikas faßte sein politisches Glaubensbekenntniß in die Worte zusammen: „All men are borne free except niggers‟ (Alle Menschen sind frei geboren, die Neger ausgenommen). Viel größer ist das Deficit an Menschenliebe und logischer Gedankenkraft, das jene Charlatane der Demokratie mit ihrer Ausschließung der Frauen vom Stimmrecht documentiren. Gewiß ist es nur ein kleiner Bruchtheil der Socialdemokratie, der mit dieser Prostitution seiner eigenen Principien einverstanden ist. Warum aber desavouirt die große socialistische Partei solche Gesin- nungsgenossen nicht und schickt diese Abenteurer der Ge- dankenwelt dahin wohin sie gehören, in die Redaction der Kreuzzeitung oder an ähnliche Orte. Wer die Selbstständigkeit der Frau nicht will, wird, zur Macht gelangt, die seiner Mitbürger zerstören. Jch will mich nun so kurz als möglich der Sisy- phusarbeit unterziehen, die Hauptgründe der Männer gegen die politische Wirksamkeit der Frau zu erörtern  

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-07T16:13:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-07T16:13:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/76
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/76>, abgerufen am 04.12.2024.