Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Das ist die Klippe, an der so mancher gute Haus- Es ist wohl einem Jeden schon aufgefallen, daß die- Jm ersteren Hause war die Frau möglicherweise Eine der tadellosesten Haushaltungen, die ich kenne, Als ich einige Zeit bei ihr wohnte, machte mir ihre Sie besuchte mich eines Mittags, als wir bei Tische Meine Köchin trug eine Leber auf, die augenschein- Das ist die Klippe, an der so mancher gute Haus- Es ist wohl einem Jeden schon aufgefallen, daß die- Jm ersteren Hause war die Frau möglicherweise Eine der tadellosesten Haushaltungen, die ich kenne, Als ich einige Zeit bei ihr wohnte, machte mir ihre Sie besuchte mich eines Mittags, als wir bei Tische Meine Köchin trug eine Leber auf, die augenschein- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0113" n="105"/> <p>Das ist die Klippe, an der so mancher gute Haus-<lb/> frauenruf scheitert.</p><lb/> <p>Es ist wohl einem Jeden schon aufgefallen, daß die-<lb/> selben Dienstboten, die in dem einen Haushalt nichts<lb/> taugen, sich in einem andern überaus tüchtig erweisen.</p><lb/> <p>Jm ersteren Hause war die Frau möglicherweise<lb/> arbeitsam und liebreich in der Behandlung der Dienst-<lb/> boten. Jn dem andern tauchte sie, wie man zu sagen<lb/> pflegt, keinen Finger ins Wasser, aber sie hatte es ver-<lb/> standen, den Mädchen einen heillosen Respekt einzuflößen.<lb/> Das Geheimniß liegt in der Kraft der Persönlichkeit.</p><lb/> <p>Eine der tadellosesten Haushaltungen, die ich kenne,<lb/> regiert eine Freundin von mir, eine kranke Dame, die<lb/> oft wochenlang keinen Fuß in ihre Küche setzt, und die<lb/> nie in ihrem Leben eine häusliche Arbeit verrichtet hat.<lb/> Sie gehört zu den wenigen Hausfrauen, die Jahrzehnte<lb/> hindurch dieselben Dienstmädchen festzuhalten wissen und<lb/> von ihnen schwärmerisch verehrt werden.</p><lb/> <p>Als ich einige Zeit bei ihr wohnte, machte mir ihre<lb/> Strenge gegen die Leute einen fast peinlichen Eindruck.</p><lb/> <p>Sie besuchte mich eines Mittags, als wir bei Tische<lb/> saßen.</p><lb/> <p>Meine Köchin trug eine Leber auf, die augenschein-<lb/> lich an partieller Verhärtung litt. „Jch würde meiner<lb/> Köchin eine solche Leber vor die Füße werfen,‟ sagte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0113]
Das ist die Klippe, an der so mancher gute Haus-
frauenruf scheitert.
Es ist wohl einem Jeden schon aufgefallen, daß die-
selben Dienstboten, die in dem einen Haushalt nichts
taugen, sich in einem andern überaus tüchtig erweisen.
Jm ersteren Hause war die Frau möglicherweise
arbeitsam und liebreich in der Behandlung der Dienst-
boten. Jn dem andern tauchte sie, wie man zu sagen
pflegt, keinen Finger ins Wasser, aber sie hatte es ver-
standen, den Mädchen einen heillosen Respekt einzuflößen.
Das Geheimniß liegt in der Kraft der Persönlichkeit.
Eine der tadellosesten Haushaltungen, die ich kenne,
regiert eine Freundin von mir, eine kranke Dame, die
oft wochenlang keinen Fuß in ihre Küche setzt, und die
nie in ihrem Leben eine häusliche Arbeit verrichtet hat.
Sie gehört zu den wenigen Hausfrauen, die Jahrzehnte
hindurch dieselben Dienstmädchen festzuhalten wissen und
von ihnen schwärmerisch verehrt werden.
Als ich einige Zeit bei ihr wohnte, machte mir ihre
Strenge gegen die Leute einen fast peinlichen Eindruck.
Sie besuchte mich eines Mittags, als wir bei Tische
saßen.
Meine Köchin trug eine Leber auf, die augenschein-
lich an partieller Verhärtung litt. „Jch würde meiner
Köchin eine solche Leber vor die Füße werfen,‟ sagte
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