Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Durchschnittszahl der Kinder übersteigt aber in
Deutschland, wenn ich recht unterrichtet bin, nicht die
Zahl vier.

Jch weiß es wohl, das Herz der Gesellschaft wird
sich wenden, auch ohne daß wir unsere Stimme laut und
klagend erheben.

Nicht von innen heraus ändern sich vorzugsweise
die Sitten, nicht nur durch wachsende moralische Er-
kenntnisse - es sind zugleich die Erfindungen, es sind
die Fortschritte auf dem Gebiet der Naturwissenschaften,
der Technik u. s. w., es sind die Naturkräfte selber, die
das Bestehende unterwühlen und sociale Revolutionen
herbeiführen.

Nach dem Gesetze der Nothwendigkeit, sage ich, wird
die Frauenfrage ihre Lösung finden.

Wie der Adel im Zeitraume nach der Reformation
durch das Emporkommen der Jndustrie sich gezwungen
sah, dem Vorurtheil, daß gewerbliche Thätigkeit entehre,
zu entsagen, ebenso wird den Frauen der Zukunft die
Selbständigkeit aufgezwungen werden, wenn sie nicht
physisch und moralisch verkommen wollen.

Die Noth des Daseins wird die Vorurtheile brechen.

Die Erfindung der Maschine, die alle volkswirth-
schaftlichen Verhältnisse umgewandelt, sie hat auch den
Wirkungskreis der Frauen verschoben. Einen Theil der

Die Durchschnittszahl der Kinder übersteigt aber in
Deutschland, wenn ich recht unterrichtet bin, nicht die
Zahl vier.

Jch weiß es wohl, das Herz der Gesellschaft wird
sich wenden, auch ohne daß wir unsere Stimme laut und
klagend erheben.

Nicht von innen heraus ändern sich vorzugsweise
die Sitten, nicht nur durch wachsende moralische Er-
kenntnisse – es sind zugleich die Erfindungen, es sind
die Fortschritte auf dem Gebiet der Naturwissenschaften,
der Technik u. s. w., es sind die Naturkräfte selber, die
das Bestehende unterwühlen und sociale Revolutionen
herbeiführen.

Nach dem Gesetze der Nothwendigkeit, sage ich, wird
die Frauenfrage ihre Lösung finden.

Wie der Adel im Zeitraume nach der Reformation
durch das Emporkommen der Jndustrie sich gezwungen
sah, dem Vorurtheil, daß gewerbliche Thätigkeit entehre,
zu entsagen, ebenso wird den Frauen der Zukunft die
Selbständigkeit aufgezwungen werden, wenn sie nicht
physisch und moralisch verkommen wollen.

Die Noth des Daseins wird die Vorurtheile brechen.

Die Erfindung der Maschine, die alle volkswirth-
schaftlichen Verhältnisse umgewandelt, sie hat auch den
Wirkungskreis der Frauen verschoben. Einen Theil der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0144" n="136"/>
          <p>Die Durchschnittszahl der Kinder übersteigt aber in<lb/>
Deutschland, wenn ich recht unterrichtet bin, nicht die<lb/>
Zahl vier.</p><lb/>
          <p>Jch weiß es wohl, das Herz der Gesellschaft wird<lb/>
sich wenden, auch ohne daß wir unsere Stimme laut und<lb/>
klagend erheben.</p><lb/>
          <p>Nicht von innen heraus ändern sich vorzugsweise<lb/>
die Sitten, nicht nur durch wachsende moralische Er-<lb/>
kenntnisse &#x2013; es sind zugleich die Erfindungen, es sind<lb/>
die Fortschritte auf dem Gebiet der Naturwissenschaften,<lb/>
der Technik u. s. w., es sind die Naturkräfte selber, die<lb/>
das Bestehende unterwühlen und sociale Revolutionen<lb/>
herbeiführen.</p><lb/>
          <p>Nach dem Gesetze der Nothwendigkeit, sage ich, wird<lb/>
die Frauenfrage ihre Lösung finden.</p><lb/>
          <p>Wie der Adel im Zeitraume nach der Reformation<lb/>
durch das Emporkommen der Jndustrie sich gezwungen<lb/>
sah, dem Vorurtheil, daß gewerbliche Thätigkeit entehre,<lb/>
zu entsagen, ebenso wird den Frauen der Zukunft die<lb/>
Selbständigkeit aufgezwungen werden, wenn sie nicht<lb/>
physisch und moralisch verkommen wollen.</p><lb/>
          <p>Die Noth des Daseins wird die Vorurtheile brechen.</p><lb/>
          <p>Die Erfindung der Maschine, die alle volkswirth-<lb/>
schaftlichen Verhältnisse umgewandelt, sie hat auch den<lb/>
Wirkungskreis der Frauen verschoben. Einen Theil der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0144] Die Durchschnittszahl der Kinder übersteigt aber in Deutschland, wenn ich recht unterrichtet bin, nicht die Zahl vier. Jch weiß es wohl, das Herz der Gesellschaft wird sich wenden, auch ohne daß wir unsere Stimme laut und klagend erheben. Nicht von innen heraus ändern sich vorzugsweise die Sitten, nicht nur durch wachsende moralische Er- kenntnisse – es sind zugleich die Erfindungen, es sind die Fortschritte auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, der Technik u. s. w., es sind die Naturkräfte selber, die das Bestehende unterwühlen und sociale Revolutionen herbeiführen. Nach dem Gesetze der Nothwendigkeit, sage ich, wird die Frauenfrage ihre Lösung finden. Wie der Adel im Zeitraume nach der Reformation durch das Emporkommen der Jndustrie sich gezwungen sah, dem Vorurtheil, daß gewerbliche Thätigkeit entehre, zu entsagen, ebenso wird den Frauen der Zukunft die Selbständigkeit aufgezwungen werden, wenn sie nicht physisch und moralisch verkommen wollen. Die Noth des Daseins wird die Vorurtheile brechen. Die Erfindung der Maschine, die alle volkswirth- schaftlichen Verhältnisse umgewandelt, sie hat auch den Wirkungskreis der Frauen verschoben. Einen Theil der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/144
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/144>, abgerufen am 21.11.2024.