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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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Was ist denn reif und was nicht? Welche Keime
sind zukunftverheißend und welche verderbenschwanger?

Würde dieses Prinzip der abwartenden Politik durch-
geführt, mit welchem Recht wollte der Staat diese oder
jene Bewegung unterdrücken, mit welchem Recht verhält
er sich gegenwärtig feindlich der social-republikanischen
Bewegung gegenüber?

Könnten nicht möglicherweise in dieser Bewegung
die Keime zukünftiger Menschengröße und Menschenbe-
glückung liegen? Sind nicht oft Jahrhunderte vergangen,
ehe eine Jdee, deren Bekenner ihrer Zeit das Schaffot
bestiegen, sich zum Heil der Menschheit in Wirklichkeit
umsetzte!

Noch nie seit aller Geschichte haben wir den Staat
zuwartend gesehen. Er hat Partei ergriffen von jeher
und seine ganze Macht eingesetzt für die Verwirklichung
seines Jdeals.

Wer weiß es nicht, eine jegliche Wahrheit bricht sich
Bahn mit innerer Nothwendigkeit, sei es mit, sei es
gegen den Staat.

Ob es aber zur rechten Zeit geschieht, oder ob Ge-
nerationen darüber glücklos ins Grab steigen, ob die
Wahrheit wie sanftes Morgenroth über den Häuptern
der glücklichen Menschen aufgeht oder ob sie ihren Sieges-
purpur in Blut tauchen muß, das hängt zumeist vom

Was ist denn reif und was nicht? Welche Keime
sind zukunftverheißend und welche verderbenschwanger?

Würde dieses Prinzip der abwartenden Politik durch-
geführt, mit welchem Recht wollte der Staat diese oder
jene Bewegung unterdrücken, mit welchem Recht verhält
er sich gegenwärtig feindlich der social-republikanischen
Bewegung gegenüber?

Könnten nicht möglicherweise in dieser Bewegung
die Keime zukünftiger Menschengröße und Menschenbe-
glückung liegen? Sind nicht oft Jahrhunderte vergangen,
ehe eine Jdee, deren Bekenner ihrer Zeit das Schaffot
bestiegen, sich zum Heil der Menschheit in Wirklichkeit
umsetzte!

Noch nie seit aller Geschichte haben wir den Staat
zuwartend gesehen. Er hat Partei ergriffen von jeher
und seine ganze Macht eingesetzt für die Verwirklichung
seines Jdeals.

Wer weiß es nicht, eine jegliche Wahrheit bricht sich
Bahn mit innerer Nothwendigkeit, sei es mit, sei es
gegen den Staat.

Ob es aber zur rechten Zeit geschieht, oder ob Ge-
nerationen darüber glücklos ins Grab steigen, ob die
Wahrheit wie sanftes Morgenroth über den Häuptern
der glücklichen Menschen aufgeht oder ob sie ihren Sieges-
purpur in Blut tauchen muß, das hängt zumeist vom

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[165/0173] Was ist denn reif und was nicht? Welche Keime sind zukunftverheißend und welche verderbenschwanger? Würde dieses Prinzip der abwartenden Politik durch- geführt, mit welchem Recht wollte der Staat diese oder jene Bewegung unterdrücken, mit welchem Recht verhält er sich gegenwärtig feindlich der social-republikanischen Bewegung gegenüber? Könnten nicht möglicherweise in dieser Bewegung die Keime zukünftiger Menschengröße und Menschenbe- glückung liegen? Sind nicht oft Jahrhunderte vergangen, ehe eine Jdee, deren Bekenner ihrer Zeit das Schaffot bestiegen, sich zum Heil der Menschheit in Wirklichkeit umsetzte! Noch nie seit aller Geschichte haben wir den Staat zuwartend gesehen. Er hat Partei ergriffen von jeher und seine ganze Macht eingesetzt für die Verwirklichung seines Jdeals. Wer weiß es nicht, eine jegliche Wahrheit bricht sich Bahn mit innerer Nothwendigkeit, sei es mit, sei es gegen den Staat. Ob es aber zur rechten Zeit geschieht, oder ob Ge- nerationen darüber glücklos ins Grab steigen, ob die Wahrheit wie sanftes Morgenroth über den Häuptern der glücklichen Menschen aufgeht oder ob sie ihren Sieges- purpur in Blut tauchen muß, das hängt zumeist vom

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/173>, abgerufen am 25.11.2024.