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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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Mensch soll ein eigenes für sich bestehendes Ganzes
bilden. Nur unter dieser Bedingung ist er ein Mensch."

Auch der große Fichte begeht hier die Fälschung,
Mensch statt "Mann" zu setzen.

Denn wie sollte wohl die Frau ein eigenes für sich
bestehendes Ganzes bilden und doch dem Manne nach
Naturgesetz unterthan sein.

Welches ist die Quelle dieser unzutreffenden Aus-
drücke?

Jst es vielleicht eine Art von Schamgefühl, das diese
Denker verhindert hat, von ihren Principien der Huma-
nität und der höchsten Sittlichkeit die Frauen geradezu
durch Namensnennung auszuschließen.

Jch glaube es kaum; eher möchte ich annehmen, daß
die Fluth der Gedanken und die Kraft der Wahrheit die
Verfasser dieser Schriften unwillkürlich und unbewußt
über die zeit- und ortgemäßen Schranken emporhebt und
ihnen eine Weisheit in den Mund legt, deren Tragweite
sie selber nicht ermessen, denn die wirkliche Wissenschaft,
die Wahrheit, oder, um das höchste Wort zu gebrauchen,
Gott, weiß nichts von einer solchen Beschränkung der
Geschlechter.

Am Auffälligsten und Lächerlichsten tritt diese Fäl-
schung des Allgemeinbewußtseins durch derartige Aus-
drücke in dem bekannten Satz hervor, daß die beste

Mensch soll ein eigenes für sich bestehendes Ganzes
bilden. Nur unter dieser Bedingung ist er ein Mensch.‟

Auch der große Fichte begeht hier die Fälschung,
Mensch statt „Mann‟ zu setzen.

Denn wie sollte wohl die Frau ein eigenes für sich
bestehendes Ganzes bilden und doch dem Manne nach
Naturgesetz unterthan sein.

Welches ist die Quelle dieser unzutreffenden Aus-
drücke?

Jst es vielleicht eine Art von Schamgefühl, das diese
Denker verhindert hat, von ihren Principien der Huma-
nität und der höchsten Sittlichkeit die Frauen geradezu
durch Namensnennung auszuschließen.

Jch glaube es kaum; eher möchte ich annehmen, daß
die Fluth der Gedanken und die Kraft der Wahrheit die
Verfasser dieser Schriften unwillkürlich und unbewußt
über die zeit- und ortgemäßen Schranken emporhebt und
ihnen eine Weisheit in den Mund legt, deren Tragweite
sie selber nicht ermessen, denn die wirkliche Wissenschaft,
die Wahrheit, oder, um das höchste Wort zu gebrauchen,
Gott, weiß nichts von einer solchen Beschränkung der
Geschlechter.

Am Auffälligsten und Lächerlichsten tritt diese Fäl-
schung des Allgemeinbewußtseins durch derartige Aus-
drücke in dem bekannten Satz hervor, daß die beste

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[172/0180] Mensch soll ein eigenes für sich bestehendes Ganzes bilden. Nur unter dieser Bedingung ist er ein Mensch.‟ Auch der große Fichte begeht hier die Fälschung, Mensch statt „Mann‟ zu setzen. Denn wie sollte wohl die Frau ein eigenes für sich bestehendes Ganzes bilden und doch dem Manne nach Naturgesetz unterthan sein. Welches ist die Quelle dieser unzutreffenden Aus- drücke? Jst es vielleicht eine Art von Schamgefühl, das diese Denker verhindert hat, von ihren Principien der Huma- nität und der höchsten Sittlichkeit die Frauen geradezu durch Namensnennung auszuschließen. Jch glaube es kaum; eher möchte ich annehmen, daß die Fluth der Gedanken und die Kraft der Wahrheit die Verfasser dieser Schriften unwillkürlich und unbewußt über die zeit- und ortgemäßen Schranken emporhebt und ihnen eine Weisheit in den Mund legt, deren Tragweite sie selber nicht ermessen, denn die wirkliche Wissenschaft, die Wahrheit, oder, um das höchste Wort zu gebrauchen, Gott, weiß nichts von einer solchen Beschränkung der Geschlechter. Am Auffälligsten und Lächerlichsten tritt diese Fäl- schung des Allgemeinbewußtseins durch derartige Aus- drücke in dem bekannten Satz hervor, daß die beste

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/180>, abgerufen am 24.11.2024.