Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Eine Frau, die in bezaubernder Toilette mit ihren Eine andere Entgegnung: Auf der Straße erregt die So wäre auch Schönheit eine entwürdigende, weib- Dritte Einwendung: Eine in meinem Sinn öffent- Jn England, wo die Sitten in Bezug auf das Und in der That, ich weiß wahrhaftig nicht, was Eine Frau, die in bezaubernder Toilette mit ihren Eine andere Entgegnung: Auf der Straße erregt die So wäre auch Schönheit eine entwürdigende, weib- Dritte Einwendung: Eine in meinem Sinn öffent- Jn England, wo die Sitten in Bezug auf das Und in der That, ich weiß wahrhaftig nicht, was <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0186" n="178"/> <p>Eine Frau, die in bezaubernder Toilette mit ihren<lb/> hohen Stelzchen sich auf die Promenade begiebt, hat<lb/> ebenfalls die vollbewußte Absicht, auf eine Menge zu<lb/> wirken.</p><lb/> <p>Eine andere Entgegnung: Auf der Straße erregt die<lb/> Frau nur zufällige oder flüchtige Aufmerksamkeit, in<lb/> einem Hörsaal würde sich die ganze Aufmerksamkeit auf<lb/> sie concentriren.</p><lb/> <p>So wäre auch Schönheit eine entwürdigende, weib-<lb/> liche Eigenschaft, eine schöne Frau erregt überall, wo<lb/> sie auch erscheint, nicht nur eine flüchtige, sondern<lb/> eine unausgesetzte concentrirte Aufmerksamkeit.</p><lb/> <p>Dritte Einwendung: Eine in meinem Sinn öffent-<lb/> lich auftretende Frau setzt sich dem Unbehagen aus, ihre<lb/> Leistungen öffentlich in Blättern und Journalen be-<lb/> sprochen zu sehen. Schrecklich!</p><lb/> <p>Jn England, wo die Sitten in Bezug auf das<lb/> weibliche Geschlecht prüder und conventioneller sind als<lb/> irgendwo anders, machen es sich die gelesensten Blätter<lb/> zur Pflicht, Schilderungen der vornehmen Soireen zu<lb/> liefern, in denen Namen genannt und Toiletten, Wesen,<lb/> Reize der anwesenden Lady's, oft mit pikanten Details,<lb/> beleuchtet und kritisirt werden. Und die zarteste hell-<lb/> blonde Engländerin erröthet darüber nicht.</p><lb/> <p>Und in der That, ich weiß wahrhaftig nicht, was<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0186]
Eine Frau, die in bezaubernder Toilette mit ihren
hohen Stelzchen sich auf die Promenade begiebt, hat
ebenfalls die vollbewußte Absicht, auf eine Menge zu
wirken.
Eine andere Entgegnung: Auf der Straße erregt die
Frau nur zufällige oder flüchtige Aufmerksamkeit, in
einem Hörsaal würde sich die ganze Aufmerksamkeit auf
sie concentriren.
So wäre auch Schönheit eine entwürdigende, weib-
liche Eigenschaft, eine schöne Frau erregt überall, wo
sie auch erscheint, nicht nur eine flüchtige, sondern
eine unausgesetzte concentrirte Aufmerksamkeit.
Dritte Einwendung: Eine in meinem Sinn öffent-
lich auftretende Frau setzt sich dem Unbehagen aus, ihre
Leistungen öffentlich in Blättern und Journalen be-
sprochen zu sehen. Schrecklich!
Jn England, wo die Sitten in Bezug auf das
weibliche Geschlecht prüder und conventioneller sind als
irgendwo anders, machen es sich die gelesensten Blätter
zur Pflicht, Schilderungen der vornehmen Soireen zu
liefern, in denen Namen genannt und Toiletten, Wesen,
Reize der anwesenden Lady's, oft mit pikanten Details,
beleuchtet und kritisirt werden. Und die zarteste hell-
blonde Engländerin erröthet darüber nicht.
Und in der That, ich weiß wahrhaftig nicht, was
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