Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.eine Frau mehr verletzen muß - ob ein Kunstwerk, Freilich, jeder große Fortschritt auf dem einen Gebiete Eine jede Mutter würde ohne Bedenken ihre Tochter Das Geschlecht ist doch nicht das Unanständige an Das Beste bei dieser Frage ist aber nun, daß der Ein Jeder von uns kann sich überzeugen, daß in 12*
eine Frau mehr verletzen muß – ob ein Kunstwerk, Freilich, jeder große Fortschritt auf dem einen Gebiete Eine jede Mutter würde ohne Bedenken ihre Tochter Das Geschlecht ist doch nicht das Unanständige an Das Beste bei dieser Frage ist aber nun, daß der Ein Jeder von uns kann sich überzeugen, daß in 12*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0187" n="179"/> eine Frau mehr verletzen muß – ob ein Kunstwerk,<lb/> eine Rede, ein Buch von ihr in einer Zeitung besprochen<lb/> wird, oder ob ihre Mitschwestern, von der intimen<lb/> Busenfreundin bis zur Köchin herunter, ihren guten<lb/> Ruf mit dem Gift der Verleumdung und Bosheit stück-<lb/> weise zerstören.</p><lb/> <p>Freilich, jeder große Fortschritt auf dem einen Gebiete<lb/> setzt auch Fortschritte auf anderen Gebieten voraus. Der<lb/> freiere öffentliche Verkehr zwischen beiden Geschlechtern<lb/> hat eine Gesittung der Männer zur Bedingung, die wir<lb/> häufig noch vermissen.</p><lb/> <p>Eine jede Mutter würde ohne Bedenken ihre Tochter<lb/> in eine Versammlung von Männern entlassen, die sie<lb/> von reinen und edlen Gesinnungen erfüllt wüßte.</p><lb/> <p>Das Geschlecht ist doch nicht das Unanständige an<lb/> den Männern; ihre Rohheit ist es; und ist diese Roh-<lb/> heit denn wirklich ein unabänderlicher und unaustilg-<lb/> barer Charakterzug des Mannes.</p><lb/> <p>Das Beste bei dieser Frage ist aber nun, daß der<lb/> Abscheu, den die Männer vor dem öffentlichen Auftreten<lb/> der Frauen affektiren, die allertollste Lüge ist, die je<lb/> gehört worden ist.</p><lb/> <p>Ein Jeder von uns kann sich überzeugen, daß in<lb/> Gesellschaften, in denen sich zugleich Schauspielerinnen<lb/> und liebenswürdige hübsche junge Hausfrauen befinden,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">12*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [179/0187]
eine Frau mehr verletzen muß – ob ein Kunstwerk,
eine Rede, ein Buch von ihr in einer Zeitung besprochen
wird, oder ob ihre Mitschwestern, von der intimen
Busenfreundin bis zur Köchin herunter, ihren guten
Ruf mit dem Gift der Verleumdung und Bosheit stück-
weise zerstören.
Freilich, jeder große Fortschritt auf dem einen Gebiete
setzt auch Fortschritte auf anderen Gebieten voraus. Der
freiere öffentliche Verkehr zwischen beiden Geschlechtern
hat eine Gesittung der Männer zur Bedingung, die wir
häufig noch vermissen.
Eine jede Mutter würde ohne Bedenken ihre Tochter
in eine Versammlung von Männern entlassen, die sie
von reinen und edlen Gesinnungen erfüllt wüßte.
Das Geschlecht ist doch nicht das Unanständige an
den Männern; ihre Rohheit ist es; und ist diese Roh-
heit denn wirklich ein unabänderlicher und unaustilg-
barer Charakterzug des Mannes.
Das Beste bei dieser Frage ist aber nun, daß der
Abscheu, den die Männer vor dem öffentlichen Auftreten
der Frauen affektiren, die allertollste Lüge ist, die je
gehört worden ist.
Ein Jeder von uns kann sich überzeugen, daß in
Gesellschaften, in denen sich zugleich Schauspielerinnen
und liebenswürdige hübsche junge Hausfrauen befinden,
12*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |