Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

kalt die Damen. Man muß solchen Frauenzimmern
zeigen, daß man auf Sitte, Ordnung und Hausfrauen-
thum hält.

Ja wohl, setzte eine Dame hinzu, indem sie mit
ihren dicken Stricknadeln erheblich klapperte, wir müssen
die Heiligkeit des häuslichen Heerdes vertheidigen.

Als der Anekdotenvorrath erschöpft war, sprach ich
meinen Wunsch aus, etwas eingehender über die Vor-
züge der Frau Rendantin unterrichtet zu werden.

Alle Damen sprachen nun in ausbrechendem Ent-
zücken durcheinander.

Da hieß es:

Sie können zu dieser Frau kommen wenn Sie
wollen - bis in die Nacht hinein, immer ist sie auf
den Beinen; das geht Trepp' auf Trepp' ab, von der
Küche in den Keller, von dem Gemüsegarten auf den
Boden, und das kocht und plättet und näht und stopft
und hackt und gräbt, daß es eine wahre Lust ist; und
hinter den Dienstmädchen ist sie Jhnen her - keinen
Augenblick sind die Dirnen vor ihr sicher %0

Um es kurz zu sagen, ich erfuhr, daß Frau Ren-
dantin ein Musterbild sei.

Jch that verschiedene Fragen, ungefähr folgende:

Speist man gut bei Frau Rendantin? Jst es sehr
behaglich in ihrem Hause? Wird man stets gastfrei

kalt die Damen. Man muß solchen Frauenzimmern
zeigen, daß man auf Sitte, Ordnung und Hausfrauen-
thum hält.

Ja wohl, setzte eine Dame hinzu, indem sie mit
ihren dicken Stricknadeln erheblich klapperte, wir müssen
die Heiligkeit des häuslichen Heerdes vertheidigen.

Als der Anekdotenvorrath erschöpft war, sprach ich
meinen Wunsch aus, etwas eingehender über die Vor-
züge der Frau Rendantin unterrichtet zu werden.

Alle Damen sprachen nun in ausbrechendem Ent-
zücken durcheinander.

Da hieß es:

Sie können zu dieser Frau kommen wenn Sie
wollen – bis in die Nacht hinein, immer ist sie auf
den Beinen; das geht Trepp' auf Trepp' ab, von der
Küche in den Keller, von dem Gemüsegarten auf den
Boden, und das kocht und plättet und näht und stopft
und hackt und gräbt, daß es eine wahre Lust ist; und
hinter den Dienstmädchen ist sie Jhnen her – keinen
Augenblick sind die Dirnen vor ihr sicher ‰

Um es kurz zu sagen, ich erfuhr, daß Frau Ren-
dantin ein Musterbild sei.

Jch that verschiedene Fragen, ungefähr folgende:

Speist man gut bei Frau Rendantin? Jst es sehr
behaglich in ihrem Hause? Wird man stets gastfrei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0020" n="12"/>
kalt die Damen. Man muß solchen Frauenzimmern<lb/>
zeigen, daß man auf Sitte, Ordnung und Hausfrauen-<lb/>
thum hält.</p><lb/>
        <p>Ja wohl, setzte eine Dame hinzu, indem sie mit<lb/>
ihren dicken Stricknadeln erheblich klapperte, wir müssen<lb/>
die Heiligkeit des häuslichen Heerdes vertheidigen.</p><lb/>
        <p>Als der Anekdotenvorrath erschöpft war, sprach ich<lb/>
meinen Wunsch aus, etwas eingehender über die Vor-<lb/>
züge der Frau Rendantin unterrichtet zu werden.</p><lb/>
        <p>Alle Damen sprachen nun in ausbrechendem Ent-<lb/>
zücken durcheinander.</p><lb/>
        <p>Da hieß es:</p><lb/>
        <p>Sie können zu dieser Frau kommen wenn Sie<lb/>
wollen &#x2013; bis in die Nacht hinein, immer ist sie auf<lb/>
den Beinen; das geht Trepp' auf Trepp' ab, von der<lb/>
Küche in den Keller, von dem Gemüsegarten auf den<lb/>
Boden, und das kocht und plättet und näht und stopft<lb/>
und hackt und gräbt, daß es eine wahre Lust ist; und<lb/>
hinter den Dienstmädchen ist sie Jhnen her &#x2013; keinen<lb/>
Augenblick sind die Dirnen vor ihr sicher &#x2030;</p><lb/>
        <p>Um es kurz zu sagen, ich erfuhr, daß Frau Ren-<lb/>
dantin ein Musterbild sei.</p><lb/>
        <p>Jch that verschiedene Fragen, ungefähr folgende:</p><lb/>
        <p>Speist man gut bei Frau Rendantin? Jst es sehr<lb/>
behaglich in ihrem Hause? Wird man stets gastfrei<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0020] kalt die Damen. Man muß solchen Frauenzimmern zeigen, daß man auf Sitte, Ordnung und Hausfrauen- thum hält. Ja wohl, setzte eine Dame hinzu, indem sie mit ihren dicken Stricknadeln erheblich klapperte, wir müssen die Heiligkeit des häuslichen Heerdes vertheidigen. Als der Anekdotenvorrath erschöpft war, sprach ich meinen Wunsch aus, etwas eingehender über die Vor- züge der Frau Rendantin unterrichtet zu werden. Alle Damen sprachen nun in ausbrechendem Ent- zücken durcheinander. Da hieß es: Sie können zu dieser Frau kommen wenn Sie wollen – bis in die Nacht hinein, immer ist sie auf den Beinen; das geht Trepp' auf Trepp' ab, von der Küche in den Keller, von dem Gemüsegarten auf den Boden, und das kocht und plättet und näht und stopft und hackt und gräbt, daß es eine wahre Lust ist; und hinter den Dienstmädchen ist sie Jhnen her – keinen Augenblick sind die Dirnen vor ihr sicher ‰ Um es kurz zu sagen, ich erfuhr, daß Frau Ren- dantin ein Musterbild sei. Jch that verschiedene Fragen, ungefähr folgende: Speist man gut bei Frau Rendantin? Jst es sehr behaglich in ihrem Hause? Wird man stets gastfrei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/20
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/20>, abgerufen am 03.12.2024.