Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

Der berühmte Cuvier hat nach dem Verhältniß der
Gesichtsknochen zur Schädelhöhle die höhere oder niedere
Stufe in dem Thierreiche bestimmt.

Sömmering nimmt an, daß, wie der Mensch in
dieser Hinsicht über den Thieren, so das Weib hier über
dem Manne stehe.

Das weibliche Gesicht ist in der That kleiner, die
Schädelhöhle dagegen um so größer.

Wollten wir uns nun höchst albern auf's Folgern
legen, was für herrliche Schlüsse könnten wir nicht aus
diesem Uebergewicht des Gehirns bei den Frauen ziehen.

Da wir aber nicht albern sind, überlassen wir der-
artige Folgerungen dem logisch denkenden Geschlecht.

Aber der gesunde Menschenverstand %0

Um Gottes willen schweigen Sie, der ist stets die
Umschreibung für jenen conservativen Ordnungssinn, der,
um die herkömmliche Ordnung aufrecht zu erhalten, den
Fortschritt negirt.

Nun denn - die praktische tägliche Erfahrung und
Beobachtung.

Unter Erfahrung und Beobachtung verstehen unsere
Gegner nämlich die Thatsache, daß auf allen geistigen
Gebieten die Frauen weit hinter den Männern zurück-

13*

Der berühmte Cuvier hat nach dem Verhältniß der
Gesichtsknochen zur Schädelhöhle die höhere oder niedere
Stufe in dem Thierreiche bestimmt.

Sömmering nimmt an, daß, wie der Mensch in
dieser Hinsicht über den Thieren, so das Weib hier über
dem Manne stehe.

Das weibliche Gesicht ist in der That kleiner, die
Schädelhöhle dagegen um so größer.

Wollten wir uns nun höchst albern auf's Folgern
legen, was für herrliche Schlüsse könnten wir nicht aus
diesem Uebergewicht des Gehirns bei den Frauen ziehen.

Da wir aber nicht albern sind, überlassen wir der-
artige Folgerungen dem logisch denkenden Geschlecht.

Aber der gesunde Menschenverstand ‰

Um Gottes willen schweigen Sie, der ist stets die
Umschreibung für jenen conservativen Ordnungssinn, der,
um die herkömmliche Ordnung aufrecht zu erhalten, den
Fortschritt negirt.

Nun denn – die praktische tägliche Erfahrung und
Beobachtung.

Unter Erfahrung und Beobachtung verstehen unsere
Gegner nämlich die Thatsache, daß auf allen geistigen
Gebieten die Frauen weit hinter den Männern zurück-

13*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0203" n="195"/>
          <p>Der berühmte Cuvier hat nach dem Verhältniß der<lb/>
Gesichtsknochen zur Schädelhöhle die höhere oder niedere<lb/>
Stufe in dem Thierreiche bestimmt.</p><lb/>
          <p>Sömmering nimmt an, daß, wie der Mensch in<lb/>
dieser Hinsicht über den Thieren, so das Weib hier über<lb/>
dem Manne stehe.</p><lb/>
          <p>Das weibliche Gesicht ist in der That kleiner, die<lb/>
Schädelhöhle dagegen um so größer.</p><lb/>
          <p>Wollten wir uns nun höchst albern auf's Folgern<lb/>
legen, was für herrliche Schlüsse könnten wir nicht aus<lb/>
diesem Uebergewicht des Gehirns bei den Frauen ziehen.</p><lb/>
          <p>Da wir aber nicht albern sind, überlassen wir der-<lb/>
artige Folgerungen dem logisch denkenden Geschlecht.</p><lb/>
          <p>Aber der gesunde Menschenverstand &#x2030;</p><lb/>
          <p>Um Gottes willen schweigen Sie, der ist stets die<lb/>
Umschreibung für jenen conservativen Ordnungssinn, der,<lb/>
um die herkömmliche Ordnung aufrecht zu erhalten, den<lb/>
Fortschritt negirt.</p><lb/>
          <p>Nun denn &#x2013; die praktische tägliche Erfahrung und<lb/>
Beobachtung.</p><lb/>
          <p>Unter Erfahrung und Beobachtung verstehen unsere<lb/>
Gegner nämlich die Thatsache, daß auf allen geistigen<lb/>
Gebieten die Frauen weit hinter den Männern zurück-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0203] Der berühmte Cuvier hat nach dem Verhältniß der Gesichtsknochen zur Schädelhöhle die höhere oder niedere Stufe in dem Thierreiche bestimmt. Sömmering nimmt an, daß, wie der Mensch in dieser Hinsicht über den Thieren, so das Weib hier über dem Manne stehe. Das weibliche Gesicht ist in der That kleiner, die Schädelhöhle dagegen um so größer. Wollten wir uns nun höchst albern auf's Folgern legen, was für herrliche Schlüsse könnten wir nicht aus diesem Uebergewicht des Gehirns bei den Frauen ziehen. Da wir aber nicht albern sind, überlassen wir der- artige Folgerungen dem logisch denkenden Geschlecht. Aber der gesunde Menschenverstand ‰ Um Gottes willen schweigen Sie, der ist stets die Umschreibung für jenen conservativen Ordnungssinn, der, um die herkömmliche Ordnung aufrecht zu erhalten, den Fortschritt negirt. Nun denn – die praktische tägliche Erfahrung und Beobachtung. Unter Erfahrung und Beobachtung verstehen unsere Gegner nämlich die Thatsache, daß auf allen geistigen Gebieten die Frauen weit hinter den Männern zurück- 13*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/203
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/203>, abgerufen am 21.11.2024.