Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Unnöthige Besorgniß! Habt Jhr Mütter nicht die Jhr könnt ihre Gehirnadern unterbinden, ihren Geist Kommt dann vielleicht einmal später, viel später Liebe und Mitleid sind es also nicht, welche in der Nun, so ist es vielleicht die Erkenntniß, und sie ver- Erkenntniß und Ueberzeugung sind - wer wollte es Diese Art von Gedankenarbeit aber verwirft die Unnöthige Besorgniß! Habt Jhr Mütter nicht die Jhr könnt ihre Gehirnadern unterbinden, ihren Geist Kommt dann vielleicht einmal später, viel später Liebe und Mitleid sind es also nicht, welche in der Nun, so ist es vielleicht die Erkenntniß, und sie ver- Erkenntniß und Ueberzeugung sind – wer wollte es Diese Art von Gedankenarbeit aber verwirft die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0029" n="21"/> <p>Unnöthige Besorgniß! Habt Jhr Mütter nicht die<lb/> Erziehung der Töchter in Händen?</p><lb/> <p>Jhr könnt ihre Gehirnadern unterbinden, ihren Geist<lb/> dergestalt einschnüren, daß er Zeitlebens ein Wickelkind<lb/> bleibt.</p><lb/> <p>Kommt dann vielleicht einmal später, viel später<lb/> eine Zeit, wo Eure Töchter, wenn sie starken, ursprüng-<lb/> lichen Geistes sind, gegen Eure Erziehung revoltiren und<lb/> mit der Fluth ihrer Gedanken den Damm der Dumm-<lb/> heit, den Jhr so sorgfältig aufgebaut, niederreißen, dann<lb/> sind sie wohl längst verheirathet, oder die Zeit ist vor-<lb/> über, wo Mädchen zu heirathen pflegen, oder Jhr seid<lb/> auch vielleicht schon todt.</p><lb/> <p>Liebe und Mitleid sind es also nicht, welche in der<lb/> Brust der Hausfrau den Haß gegen die Freiheitsbestre-<lb/> bungen der Frauen wecken.</p><lb/> <p>Nun, so ist es vielleicht die Erkenntniß, und sie ver-<lb/> wirft jene Bewegung kraft des Verdikts ihrer Vernunft.</p><lb/> <p>Erkenntniß und Ueberzeugung sind – wer wollte es<lb/> bestreiten – einzig und allein die Resultate tiefer und<lb/> ernster Gedankenarbeit (nur wer die Wahrheit sucht,<lb/> wird sie finden); einer Arbeit, die auf der Basis gründ-<lb/> licher Bildung ruht.</p><lb/> <p>Diese Art von Gedankenarbeit aber verwirft die<lb/> Hausfrau von vornherein, darum kann bei ihr von Er-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0029]
Unnöthige Besorgniß! Habt Jhr Mütter nicht die
Erziehung der Töchter in Händen?
Jhr könnt ihre Gehirnadern unterbinden, ihren Geist
dergestalt einschnüren, daß er Zeitlebens ein Wickelkind
bleibt.
Kommt dann vielleicht einmal später, viel später
eine Zeit, wo Eure Töchter, wenn sie starken, ursprüng-
lichen Geistes sind, gegen Eure Erziehung revoltiren und
mit der Fluth ihrer Gedanken den Damm der Dumm-
heit, den Jhr so sorgfältig aufgebaut, niederreißen, dann
sind sie wohl längst verheirathet, oder die Zeit ist vor-
über, wo Mädchen zu heirathen pflegen, oder Jhr seid
auch vielleicht schon todt.
Liebe und Mitleid sind es also nicht, welche in der
Brust der Hausfrau den Haß gegen die Freiheitsbestre-
bungen der Frauen wecken.
Nun, so ist es vielleicht die Erkenntniß, und sie ver-
wirft jene Bewegung kraft des Verdikts ihrer Vernunft.
Erkenntniß und Ueberzeugung sind – wer wollte es
bestreiten – einzig und allein die Resultate tiefer und
ernster Gedankenarbeit (nur wer die Wahrheit sucht,
wird sie finden); einer Arbeit, die auf der Basis gründ-
licher Bildung ruht.
Diese Art von Gedankenarbeit aber verwirft die
Hausfrau von vornherein, darum kann bei ihr von Er-
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