Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Welche Aehnlichkeit ist zwischen dem Papst und einer Beide sind unfehlbar. Wodurch unterscheiden sie sich? Die Hausfrau ist noch viel unfehlbarer als der Papst. Dieser hält sich doch nur in kirchlichen Dingen als Die gute Hausfrau dagegen, wenn sie durch eine Die Weltordnung hängt ab von ihrer Art zu sein Wie der Papst hat sie ihre Bannstrahlen, und sie Sie hat einmal von der Mutter der Grachen gehört, Welche Aehnlichkeit ist zwischen dem Papst und einer Beide sind unfehlbar. Wodurch unterscheiden sie sich? Die Hausfrau ist noch viel unfehlbarer als der Papst. Dieser hält sich doch nur in kirchlichen Dingen als Die gute Hausfrau dagegen, wenn sie durch eine Die Weltordnung hängt ab von ihrer Art zu sein Wie der Papst hat sie ihre Bannstrahlen, und sie Sie hat einmal von der Mutter der Grachen gehört, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0099" n="91"/> <p>Welche Aehnlichkeit ist zwischen dem Papst und einer<lb/> guten Hausfrau?</p><lb/> <p>Beide sind unfehlbar.</p><lb/> <p>Wodurch unterscheiden sie sich?</p><lb/> <p>Die Hausfrau ist noch viel unfehlbarer als der Papst.</p><lb/> <p>Dieser hält sich doch nur in kirchlichen Dingen als<lb/> Hoherpriester für infallibel, als Mensch giebt er seine<lb/> Sündenfähigkeit zu. Er räumt z. B. ein, daß er sich<lb/> an einer Gänseleber den Magen eigenhändig verderben<lb/> kann und macht nicht Gott dafür verantwortlich.</p><lb/> <p>Die gute Hausfrau dagegen, wenn sie durch eine<lb/> unerhörte Zusammenstellung von Gerichten ihre Familie<lb/> an den Rand der Cholera gebracht hat, so behauptet<lb/> sie, nicht sie, sondern die Gurken wären schuld, die Gott<lb/> so unverdaulich aus der Erde wachsen ließ.</p><lb/> <p>Die Weltordnung hängt ab von ihrer Art zu sein<lb/> und zu thun.</p><lb/> <p>Wie der Papst hat sie ihre Bannstrahlen, und sie<lb/> schleudert sie selbst gegen die ihr wahlverwandten weib-<lb/> lichen Jndividuen, wenn sie nicht so kochen, wie sie kocht,<lb/> nicht so einmachen, wie sie einmacht.</p><lb/> <p>Sie hat einmal von der Mutter der Grachen gehört,<lb/> die, als sie von einer Freundin nach ihrem Schmuck<lb/> gefragt, derselben ihre Kinder vorführte mit den Worten:<lb/> „Siehe da, all' mein Schmuck!‟</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0099]
Welche Aehnlichkeit ist zwischen dem Papst und einer
guten Hausfrau?
Beide sind unfehlbar.
Wodurch unterscheiden sie sich?
Die Hausfrau ist noch viel unfehlbarer als der Papst.
Dieser hält sich doch nur in kirchlichen Dingen als
Hoherpriester für infallibel, als Mensch giebt er seine
Sündenfähigkeit zu. Er räumt z. B. ein, daß er sich
an einer Gänseleber den Magen eigenhändig verderben
kann und macht nicht Gott dafür verantwortlich.
Die gute Hausfrau dagegen, wenn sie durch eine
unerhörte Zusammenstellung von Gerichten ihre Familie
an den Rand der Cholera gebracht hat, so behauptet
sie, nicht sie, sondern die Gurken wären schuld, die Gott
so unverdaulich aus der Erde wachsen ließ.
Die Weltordnung hängt ab von ihrer Art zu sein
und zu thun.
Wie der Papst hat sie ihre Bannstrahlen, und sie
schleudert sie selbst gegen die ihr wahlverwandten weib-
lichen Jndividuen, wenn sie nicht so kochen, wie sie kocht,
nicht so einmachen, wie sie einmacht.
Sie hat einmal von der Mutter der Grachen gehört,
die, als sie von einer Freundin nach ihrem Schmuck
gefragt, derselben ihre Kinder vorführte mit den Worten:
„Siehe da, all' mein Schmuck!‟
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |