Pillen hinterschluckt, nun der kann ja nach Belie- ben einen Arzt wählen den er will, er sey aus Boer- havens, Hoffmanns, Stahls oder einer andern Schule, ja sogar Marktschreyer und Scharfrichter gebrauchen. So lasse man denn eben diese Freyheit in Ansehung der Seelenärzte, für den, der da glaubt daß er sie nöthig hat; nur offenbahre Giftmischer leide man nicht im Lande, also auch nicht Jesuiten (auch denn nicht, wenn sie sich Ex-Jesuiten oder -- oder -- nennen) und Rabbiner, oder sehe ihnen scharf auf die Finger. Statt der Priester müßten Sittenlehrer bestellt werden, und Hr. Schlossers kleiner Kate- chismus für das Landvolk würde weit bessere Menschen zuziehen als der große und kleine Lutheri, der Heidelbergische und alle andere die je geschrieben worden.
ad 3) Der freydenkende Jude müßte besonders in Schutz genommen werden, damit er weder der Ver- folgung der Rabbiner bloß gestellt bliebe, noch auch genöthiget würde, einen Aberglauben gegen den an- dern zu vertauschen; auch hier werden die christlichen Ortodoxen nicht beystimmen. Juden, die doch ih- ren Gott gekreutziget haben, die können sie wohl dul- den; Socinianer und Deisten aber sind ihnen ein Greuel und freylich würde der jüdische Freydenker ein
Deist
J 3
Pillen hinterſchluckt, nun der kann ja nach Belie- ben einen Arzt waͤhlen den er will, er ſey aus Boer- havens, Hoffmanns, Stahls oder einer andern Schule, ja ſogar Marktſchreyer und Scharfrichter gebrauchen. So laſſe man denn eben dieſe Freyheit in Anſehung der Seelenaͤrzte, fuͤr den, der da glaubt daß er ſie noͤthig hat; nur offenbahre Giftmiſcher leide man nicht im Lande, alſo auch nicht Jeſuiten (auch denn nicht, wenn ſie ſich Ex-Jeſuiten oder — oder — nennen) und Rabbiner, oder ſehe ihnen ſcharf auf die Finger. Statt der Prieſter muͤßten Sittenlehrer beſtellt werden, und Hr. Schloſſers kleiner Kate- chismus fuͤr das Landvolk wuͤrde weit beſſere Menſchen zuziehen als der große und kleine Lutheri, der Heidelbergiſche und alle andere die je geſchrieben worden.
ad 3) Der freydenkende Jude muͤßte beſonders in Schutz genommen werden, damit er weder der Ver- folgung der Rabbiner bloß geſtellt bliebe, noch auch genoͤthiget wuͤrde, einen Aberglauben gegen den an- dern zu vertauſchen; auch hier werden die chriſtlichen Ortodoxen nicht beyſtimmen. Juden, die doch ih- ren Gott gekreutziget haben, die koͤnnen ſie wohl dul- den; Socinianer und Deiſten aber ſind ihnen ein Greuel und freylich wuͤrde der juͤdiſche Freydenker ein
Deiſt
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Pillen hinterſchluckt, nun der kann ja nach Belie-
ben einen Arzt waͤhlen den er will, er ſey aus Boer-
havens, Hoffmanns, Stahls oder einer andern
Schule, ja ſogar Marktſchreyer und Scharfrichter
gebrauchen. So laſſe man denn eben dieſe Freyheit in
Anſehung der Seelenaͤrzte, fuͤr den, der da glaubt
daß er ſie noͤthig hat; nur offenbahre Giftmiſcher
leide man nicht im Lande, alſo auch nicht Jeſuiten
(auch denn nicht, wenn ſie ſich Ex-Jeſuiten oder — oder
— nennen) und Rabbiner, oder ſehe ihnen ſcharf auf
die Finger. Statt der Prieſter muͤßten Sittenlehrer
beſtellt werden, und Hr. Schloſſers kleiner Kate-
chismus fuͤr das Landvolk wuͤrde weit beſſere
Menſchen zuziehen als der große und kleine Lutheri,
der Heidelbergiſche und alle andere die je geſchrieben
worden.
ad 3) Der freydenkende Jude muͤßte beſonders in
Schutz genommen werden, damit er weder der Ver-
folgung der Rabbiner bloß geſtellt bliebe, noch auch
genoͤthiget wuͤrde, einen Aberglauben gegen den an-
dern zu vertauſchen; auch hier werden die chriſtlichen
Ortodoxen nicht beyſtimmen. Juden, die doch ih-
ren Gott gekreutziget haben, die koͤnnen ſie wohl dul-
den; Socinianer und Deiſten aber ſind ihnen ein
Greuel und freylich wuͤrde der juͤdiſche Freydenker ein
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/141>, abgerufen am 27.11.2024.
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