reichend wäre, die Juden zu zwingen, ihre ängstli- che, unnatürliche Sabbathsfeyer abzuschaffen.
Aus den angeführten Gründen scheint es mir sehr wahrscheinlich, daß wenn man den Juden heute alle Zünfte öfnete, doch nur wenige von dieser Frey- heit Gebrauch machen, sondern lieber bey der Han- delsschaft bleiben würden, die ihnen Gewohnheit, Erziehung und die damit verbundene oder doch ein- gebildete Vorzüge nebst der Hofnung eines großen Glücks und bequemen Lebens, weit angenehmer ma- chen. Und da Sie selbst diese ausschliessende Be- schäftigung mit dem Handel als die Hauptquelle der sittlichen Verderbtheit mit Recht angegeben; so sehe ich noch nicht, wie sie sobald dürfte verstopft wer- den, da nun noch die Hindernisse, welche in unse- rer Zunftverfassung liegen, dazu kommen.
B. den 26. Oct. 1782.
S.
Miß-
reichend waͤre, die Juden zu zwingen, ihre aͤngſtli- che, unnatuͤrliche Sabbathsfeyer abzuſchaffen.
Aus den angefuͤhrten Gruͤnden ſcheint es mir ſehr wahrſcheinlich, daß wenn man den Juden heute alle Zuͤnfte oͤfnete, doch nur wenige von dieſer Frey- heit Gebrauch machen, ſondern lieber bey der Han- delsſchaft bleiben wuͤrden, die ihnen Gewohnheit, Erziehung und die damit verbundene oder doch ein- gebildete Vorzuͤge nebſt der Hofnung eines großen Gluͤcks und bequemen Lebens, weit angenehmer ma- chen. Und da Sie ſelbſt dieſe ausſchlieſſende Be- ſchaͤftigung mit dem Handel als die Hauptquelle der ſittlichen Verderbtheit mit Recht angegeben; ſo ſehe ich noch nicht, wie ſie ſobald duͤrfte verſtopft wer- den, da nun noch die Hinderniſſe, welche in unſe- rer Zunftverfaſſung liegen, dazu kommen.
B. den 26. Oct. 1782.
S.
Miß-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0158"n="150"/>
reichend waͤre, die Juden zu zwingen, ihre aͤngſtli-<lb/>
che, unnatuͤrliche Sabbathsfeyer abzuſchaffen.</p><lb/><p>Aus den angefuͤhrten Gruͤnden ſcheint es mir<lb/>ſehr wahrſcheinlich, daß wenn man den Juden heute<lb/>
alle Zuͤnfte oͤfnete, doch nur wenige von dieſer Frey-<lb/>
heit Gebrauch machen, ſondern lieber bey der Han-<lb/>
delsſchaft bleiben wuͤrden, die ihnen Gewohnheit,<lb/>
Erziehung und die damit verbundene oder doch ein-<lb/>
gebildete Vorzuͤge nebſt der Hofnung eines großen<lb/>
Gluͤcks und bequemen Lebens, weit angenehmer ma-<lb/>
chen. Und da Sie ſelbſt dieſe ausſchlieſſende Be-<lb/>ſchaͤftigung mit dem Handel als die Hauptquelle der<lb/>ſittlichen Verderbtheit mit Recht angegeben; ſo ſehe<lb/>
ich noch nicht, wie ſie ſobald duͤrfte verſtopft wer-<lb/>
den, da nun noch die Hinderniſſe, welche in unſe-<lb/>
rer Zunftverfaſſung liegen, dazu kommen.</p><lb/><dateline><hirendition="#et">B. den 26. Oct. 1782.</hi></dateline><lb/><closer><salute><hirendition="#et"><hirendition="#fr">S.</hi></hi></salute></closer></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="catch">Miß-</fw><lb/></body></text></TEI>
[150/0158]
reichend waͤre, die Juden zu zwingen, ihre aͤngſtli-
che, unnatuͤrliche Sabbathsfeyer abzuſchaffen.
Aus den angefuͤhrten Gruͤnden ſcheint es mir
ſehr wahrſcheinlich, daß wenn man den Juden heute
alle Zuͤnfte oͤfnete, doch nur wenige von dieſer Frey-
heit Gebrauch machen, ſondern lieber bey der Han-
delsſchaft bleiben wuͤrden, die ihnen Gewohnheit,
Erziehung und die damit verbundene oder doch ein-
gebildete Vorzuͤge nebſt der Hofnung eines großen
Gluͤcks und bequemen Lebens, weit angenehmer ma-
chen. Und da Sie ſelbſt dieſe ausſchlieſſende Be-
ſchaͤftigung mit dem Handel als die Hauptquelle der
ſittlichen Verderbtheit mit Recht angegeben; ſo ſehe
ich noch nicht, wie ſie ſobald duͤrfte verſtopft wer-
den, da nun noch die Hinderniſſe, welche in unſe-
rer Zunftverfaſſung liegen, dazu kommen.
B. den 26. Oct. 1782.
S.
Miß-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/158>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.