keit des Krieges erklärt und daher den Nahmen In- dependant Quackers erhalten hat.
Leider kann ich nicht sagen, daß auch die Grund- sätze der Verfolgung sich so bald aus dem christlichen Religionssystem verlohren hätten. Sie wurden viel- mehr durch die Verflechtung des Interesse dieses Sy- stems mit einer politischen Parthey, und besonders dadurch nur zu sehr befestigt, daß man auf den wi- dernatürlichen Gedanken kam, den Religionslehrern ein anderes Ansehen, als das ihrer eigenen sittli- chen Würde zu geben, ihnen bürgerliche Rechte und Gewalt zu verleihen, auch endlich gar zu einer eige- nen mitregierenden Classe im Staate sie zu erheben. Die Priester fanden nun die Intoloranz nothwendig, um ihre erworbene äußere Gewalt und Herrschaft immer fester zu gründen.
Alle unsere Staaten haben durch diese religiöse Drückung einen unermeßlichen Schaden gelitten; tausende ihrer Bürger sind ihr aufgeopfert, die blu- tigsten Kriege von ihr angefacht, die unnatürlichste Zwietracht im Innern ist durch sie genähret, und alle diese Staaten sind durch sie mehr oder weniger in der Benutzung ihrer Kräfte gehemmt worden. So unglücklich diese Folgen für das menschliche Ge- schlecht sind, so halte ich doch für eine der wichtig-
sten
keit des Krieges erklaͤrt und daher den Nahmen In- dependant Quackers erhalten hat.
Leider kann ich nicht ſagen, daß auch die Grund- ſaͤtze der Verfolgung ſich ſo bald aus dem chriſtlichen Religionsſyſtem verlohren haͤtten. Sie wurden viel- mehr durch die Verflechtung des Intereſſe dieſes Sy- ſtems mit einer politiſchen Parthey, und beſonders dadurch nur zu ſehr befeſtigt, daß man auf den wi- dernatuͤrlichen Gedanken kam, den Religionslehrern ein anderes Anſehen, als das ihrer eigenen ſittli- chen Wuͤrde zu geben, ihnen buͤrgerliche Rechte und Gewalt zu verleihen, auch endlich gar zu einer eige- nen mitregierenden Claſſe im Staate ſie zu erheben. Die Prieſter fanden nun die Intoloranz nothwendig, um ihre erworbene aͤußere Gewalt und Herrſchaft immer feſter zu gruͤnden.
Alle unſere Staaten haben durch dieſe religioͤſe Druͤckung einen unermeßlichen Schaden gelitten; tauſende ihrer Buͤrger ſind ihr aufgeopfert, die blu- tigſten Kriege von ihr angefacht, die unnatuͤrlichſte Zwietracht im Innern iſt durch ſie genaͤhret, und alle dieſe Staaten ſind durch ſie mehr oder weniger in der Benutzung ihrer Kraͤfte gehemmt worden. So ungluͤcklich dieſe Folgen fuͤr das menſchliche Ge- ſchlecht ſind, ſo halte ich doch fuͤr eine der wichtig-
ſten
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[212/0220]
keit des Krieges erklaͤrt und daher den Nahmen In-
dependant Quackers erhalten hat.
Leider kann ich nicht ſagen, daß auch die Grund-
ſaͤtze der Verfolgung ſich ſo bald aus dem chriſtlichen
Religionsſyſtem verlohren haͤtten. Sie wurden viel-
mehr durch die Verflechtung des Intereſſe dieſes Sy-
ſtems mit einer politiſchen Parthey, und beſonders
dadurch nur zu ſehr befeſtigt, daß man auf den wi-
dernatuͤrlichen Gedanken kam, den Religionslehrern
ein anderes Anſehen, als das ihrer eigenen ſittli-
chen Wuͤrde zu geben, ihnen buͤrgerliche Rechte und
Gewalt zu verleihen, auch endlich gar zu einer eige-
nen mitregierenden Claſſe im Staate ſie zu erheben.
Die Prieſter fanden nun die Intoloranz nothwendig,
um ihre erworbene aͤußere Gewalt und Herrſchaft
immer feſter zu gruͤnden.
Alle unſere Staaten haben durch dieſe religioͤſe
Druͤckung einen unermeßlichen Schaden gelitten;
tauſende ihrer Buͤrger ſind ihr aufgeopfert, die blu-
tigſten Kriege von ihr angefacht, die unnatuͤrlichſte
Zwietracht im Innern iſt durch ſie genaͤhret, und
alle dieſe Staaten ſind durch ſie mehr oder weniger
in der Benutzung ihrer Kraͤfte gehemmt worden.
So ungluͤcklich dieſe Folgen fuͤr das menſchliche Ge-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/220>, abgerufen am 16.02.2025.
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