wähnte Umschaffung der Domainen ist nicht mög- lich, wenn nicht Menschen da sind, welche die neuen Bauergüter erwerben und anbauen wollen, und je mehr Menschen, desto höherer Werth dersel- ben und also desto mehr Antrieb zur bestmöglichsten Cultur. In keinem Lande werden der Menschen hie- rinn zu viel seyn, aber in manchen können sie seh- len, so wie itzt in Ungarn und Temeswar dieß wirk- lich der Fall ist, da man in Deutschland zum Anbau der dort zertheilten Domainen Hände sucht. Sicher wird es also in unsern meisten Staaten den Juden nicht an Gelegenheit fehlen, den Landbau sey es als eigene Güterbesitzer, Pächter, Tagelöhner und Knech- te, zu treiben, wenn nur erst das Recht dazu ihnen ver- liehen ist und dieses almählich die bisher unterdrückte Fähigkeit und Neigung bey ihnen weiter angefacht hat. Die erforderliche Leibesstärke und der stätige Fleiß werden sich in ein paar Generationen zuverläßig ein- finden. Man kann dieß wenigstens nicht ableugnen, so lange nicht die Probe der Erfahrung gemacht ist.
Den Hindernissen, die man aus den jüdi- schen Religionsmeynungen auch besonders für den Ackerbau erwartet, setze ich wieder meine allgemeine Antwert entgegen: dieß ist nicht Sache des Staats, sondern bloß der Juden. Mag ihnen immer ihr Un-
terschied
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waͤhnte Umſchaffung der Domainen iſt nicht moͤg- lich, wenn nicht Menſchen da ſind, welche die neuen Bauerguͤter erwerben und anbauen wollen, und je mehr Menſchen, deſto hoͤherer Werth derſel- ben und alſo deſto mehr Antrieb zur beſtmoͤglichſten Cultur. In keinem Lande werden der Menſchen hie- rinn zu viel ſeyn, aber in manchen koͤnnen ſie ſeh- len, ſo wie itzt in Ungarn und Temeswar dieß wirk- lich der Fall iſt, da man in Deutſchland zum Anbau der dort zertheilten Domainen Haͤnde ſucht. Sicher wird es alſo in unſern meiſten Staaten den Juden nicht an Gelegenheit fehlen, den Landbau ſey es als eigene Guͤterbeſitzer, Paͤchter, Tageloͤhner und Knech- te, zu treiben, wenn nur erſt das Recht dazu ihnen ver- liehen iſt und dieſes almaͤhlich die bisher unterdruͤckte Faͤhigkeit und Neigung bey ihnen weiter angefacht hat. Die erforderliche Leibesſtaͤrke und der ſtaͤtige Fleiß werden ſich in ein paar Generationen zuverlaͤßig ein- finden. Man kann dieß wenigſtens nicht ableugnen, ſo lange nicht die Probe der Erfahrung gemacht iſt.
Den Hinderniſſen, die man aus den juͤdi- ſchen Religionsmeynungen auch beſonders fuͤr den Ackerbau erwartet, ſetze ich wieder meine allgemeine Antwert entgegen: dieß iſt nicht Sache des Staats, ſondern bloß der Juden. Mag ihnen immer ihr Un-
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waͤhnte Umſchaffung der Domainen iſt nicht moͤg-
lich, wenn nicht Menſchen da ſind, welche die
neuen Bauerguͤter erwerben und anbauen wollen,
und je mehr Menſchen, deſto hoͤherer Werth derſel-
ben und alſo deſto mehr Antrieb zur beſtmoͤglichſten
Cultur. In keinem Lande werden der Menſchen hie-
rinn zu viel ſeyn, aber in manchen koͤnnen ſie ſeh-
len, ſo wie itzt in Ungarn und Temeswar dieß wirk-
lich der Fall iſt, da man in Deutſchland zum Anbau
der dort zertheilten Domainen Haͤnde ſucht. Sicher
wird es alſo in unſern meiſten Staaten den Juden
nicht an Gelegenheit fehlen, den Landbau ſey es als
eigene Guͤterbeſitzer, Paͤchter, Tageloͤhner und Knech-
te, zu treiben, wenn nur erſt das Recht dazu ihnen ver-
liehen iſt und dieſes almaͤhlich die bisher unterdruͤckte
Faͤhigkeit und Neigung bey ihnen weiter angefacht
hat. Die erforderliche Leibesſtaͤrke und der ſtaͤtige Fleiß
werden ſich in ein paar Generationen zuverlaͤßig ein-
finden. Man kann dieß wenigſtens nicht ableugnen,
ſo lange nicht die Probe der Erfahrung gemacht iſt.
Den Hinderniſſen, die man aus den juͤdi-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/267>, abgerufen am 18.12.2024.
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