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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

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"ders der einem Christen geschworne, erlassen."
Dieser Grund scheint noch weit mehr zu beweisen,
als hier bewiesen werden soll. Wenn am Versöh-
nungstage alle Sünden ohne Ausnahme vergeben
worden; wenn die Juden im Vertrauen auf diese
Vergebung, sie zu begehen wagen: so ist dieß über-
haupt ein Grund, der ihre sittliche Besserung zurück-
halten muß, so ist man berechtigt, jedes Laster von
ihnen zu erwarten.

So ganz unrecht ist nun freylich wohl diese Folge
in dem eben angegebenem allgemeinern Sinn nicht
abgezogen. Allerdings ist die Lehre von der Ver-
gebung der Sünden
und der durch gewisse Heil-
mittel urplötzlich zu bewirkenden Seelen-Reinigkeit
und Gewisheit der ewigen Seeligkeit, in der jüdi-
schen und wohl noch mehr in der christlichen Theolo-
gie oft so vorgestellt worden, daß sie den gesunden
Menschenverstand und das gerade Gefühl von Recht
und Unrecht irre führen, auf die Moralität des ge-
meinen Mannes einen schädlichen Einfluß beweisen
und seine ohnedem wenig entwickelte Begriffe von
dem, was eigentlich in diesem und einem andern
Leben ihn glücklich machen könne, noch mehr
verwirren müssen. Die leyder nur noch immer zu
sehr herrschende Lehre von der alleinseeligmachenden

Kraft

„ders der einem Chriſten geſchworne, erlaſſen.“
Dieſer Grund ſcheint noch weit mehr zu beweiſen,
als hier bewieſen werden ſoll. Wenn am Verſoͤh-
nungstage alle Suͤnden ohne Ausnahme vergeben
worden; wenn die Juden im Vertrauen auf dieſe
Vergebung, ſie zu begehen wagen: ſo iſt dieß uͤber-
haupt ein Grund, der ihre ſittliche Beſſerung zuruͤck-
halten muß, ſo iſt man berechtigt, jedes Laſter von
ihnen zu erwarten.

So ganz unrecht iſt nun freylich wohl dieſe Folge
in dem eben angegebenem allgemeinern Sinn nicht
abgezogen. Allerdings iſt die Lehre von der Ver-
gebung der Suͤnden
und der durch gewiſſe Heil-
mittel urploͤtzlich zu bewirkenden Seelen-Reinigkeit
und Gewisheit der ewigen Seeligkeit, in der juͤdi-
ſchen und wohl noch mehr in der chriſtlichen Theolo-
gie oft ſo vorgeſtellt worden, daß ſie den geſunden
Menſchenverſtand und das gerade Gefuͤhl von Recht
und Unrecht irre fuͤhren, auf die Moralitaͤt des ge-
meinen Mannes einen ſchaͤdlichen Einfluß beweiſen
und ſeine ohnedem wenig entwickelte Begriffe von
dem, was eigentlich in dieſem und einem andern
Leben ihn gluͤcklich machen koͤnne, noch mehr
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[326/0334] „ders der einem Chriſten geſchworne, erlaſſen.“ Dieſer Grund ſcheint noch weit mehr zu beweiſen, als hier bewieſen werden ſoll. Wenn am Verſoͤh- nungstage alle Suͤnden ohne Ausnahme vergeben worden; wenn die Juden im Vertrauen auf dieſe Vergebung, ſie zu begehen wagen: ſo iſt dieß uͤber- haupt ein Grund, der ihre ſittliche Beſſerung zuruͤck- halten muß, ſo iſt man berechtigt, jedes Laſter von ihnen zu erwarten. So ganz unrecht iſt nun freylich wohl dieſe Folge in dem eben angegebenem allgemeinern Sinn nicht abgezogen. Allerdings iſt die Lehre von der Ver- gebung der Suͤnden und der durch gewiſſe Heil- mittel urploͤtzlich zu bewirkenden Seelen-Reinigkeit und Gewisheit der ewigen Seeligkeit, in der juͤdi- ſchen und wohl noch mehr in der chriſtlichen Theolo- gie oft ſo vorgeſtellt worden, daß ſie den geſunden Menſchenverſtand und das gerade Gefuͤhl von Recht und Unrecht irre fuͤhren, auf die Moralitaͤt des ge- meinen Mannes einen ſchaͤdlichen Einfluß beweiſen und ſeine ohnedem wenig entwickelte Begriffe von dem, was eigentlich in dieſem und einem andern Leben ihn gluͤcklich machen koͤnne, noch mehr verwirren muͤſſen. Die leyder nur noch immer zu ſehr herrſchende Lehre von der alleinſeeligmachenden Kraft

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Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/334>, abgerufen am 24.11.2024.