Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

hauptungen Schuld giebt, an die ich nicht
gedacht habe und nach dem ganzen Zusam-
menhang meiner Grundsätze und nach dem
gesunden Menschenverstande unmöglich den-
ken konnte *). Ich verlasse mich hierinn ge-
trost darauf, daß mein kleines Buch da ist,
und daß billige Leser mich nur nach dem, was

ich
*) So z. B. ist Hr. H. S. 133 um nur das ge-
lindeste Wort zu gebrauchen -- übereilt -- ge-
nug, mich zu beschuldigen, "ich hätte die ab-
"scheuliche Gewohnheit der Juden
, ihre
"Todten am Sterbetage zu begraben und damit
"viele Lebendige dem grausamsten Tode zu über-
"liefern vertheidigt, weil es eine alte Sitte und
"Statut sey." Natürlich gehörte, wer dieß be-
hauptete, ins Irrhaus. Wer wollte also gegen
eine solche Beschuldigung sich rechtfertigen? Von
der ersten bis zur letzten Seite meiner Schrift
steht kein Wort von dieser abgeschmackten jüdi-
schen Gewohnheit, weil mein Plan nicht war,
alle gute und böse Gebräuche der Juden zu un-
tersuchen.

hauptungen Schuld giebt, an die ich nicht
gedacht habe und nach dem ganzen Zuſam-
menhang meiner Grundſaͤtze und nach dem
geſunden Menſchenverſtande unmoͤglich den-
ken konnte *). Ich verlaſſe mich hierinn ge-
troſt darauf, daß mein kleines Buch da iſt,
und daß billige Leſer mich nur nach dem, was

ich
*) So z. B. iſt Hr. H. S. 133 um nur das ge-
lindeſte Wort zu gebrauchen — uͤbereilt — ge-
nug, mich zu beſchuldigen, „ich haͤtte die ab-
„ſcheuliche Gewohnheit der Juden
, ihre
„Todten am Sterbetage zu begraben und damit
„viele Lebendige dem grauſamſten Tode zu uͤber-
„liefern vertheidigt, weil es eine alte Sitte und
„Statut ſey.“ Natuͤrlich gehoͤrte, wer dieß be-
hauptete, ins Irrhaus. Wer wollte alſo gegen
eine ſolche Beſchuldigung ſich rechtfertigen? Von
der erſten bis zur letzten Seite meiner Schrift
ſteht kein Wort von dieſer abgeſchmackten juͤdi-
ſchen Gewohnheit, weil mein Plan nicht war,
alle gute und boͤſe Gebraͤuche der Juden zu un-
terſuchen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="26"/>
hauptungen Schuld giebt, an die ich nicht<lb/>
gedacht habe und nach dem ganzen Zu&#x017F;am-<lb/>
menhang meiner Grund&#x017F;a&#x0364;tze und nach dem<lb/>
ge&#x017F;unden Men&#x017F;chenver&#x017F;tande unmo&#x0364;glich den-<lb/>
ken konnte <note place="foot" n="*)">So z. B. i&#x017F;t Hr. H. S. 133 um nur das ge-<lb/>
linde&#x017F;te Wort zu gebrauchen &#x2014; u&#x0364;bereilt &#x2014; ge-<lb/>
nug, mich zu be&#x017F;chuldigen, &#x201E;ich ha&#x0364;tte <hi rendition="#fr">die ab-<lb/>
&#x201E;&#x017F;cheuliche Gewohnheit der Juden</hi>, ihre<lb/>
&#x201E;Todten am Sterbetage zu begraben und damit<lb/>
&#x201E;viele Lebendige dem grau&#x017F;am&#x017F;ten Tode zu u&#x0364;ber-<lb/>
&#x201E;liefern vertheidigt, weil es eine alte Sitte und<lb/>
&#x201E;Statut &#x017F;ey.&#x201C; Natu&#x0364;rlich geho&#x0364;rte, wer dieß be-<lb/>
hauptete, ins Irrhaus. Wer wollte al&#x017F;o gegen<lb/>
eine &#x017F;olche Be&#x017F;chuldigung &#x017F;ich rechtfertigen? Von<lb/>
der er&#x017F;ten bis zur letzten Seite meiner Schrift<lb/>
&#x017F;teht kein Wort von die&#x017F;er abge&#x017F;chmackten ju&#x0364;di-<lb/>
&#x017F;chen Gewohnheit, weil mein Plan nicht war,<lb/>
alle gute und bo&#x0364;&#x017F;e Gebra&#x0364;uche der Juden zu un-<lb/>
ter&#x017F;uchen.</note>. Ich verla&#x017F;&#x017F;e mich hierinn ge-<lb/>
tro&#x017F;t darauf, daß mein kleines Buch da i&#x017F;t,<lb/>
und daß billige Le&#x017F;er mich nur nach dem, was<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0034] hauptungen Schuld giebt, an die ich nicht gedacht habe und nach dem ganzen Zuſam- menhang meiner Grundſaͤtze und nach dem geſunden Menſchenverſtande unmoͤglich den- ken konnte *). Ich verlaſſe mich hierinn ge- troſt darauf, daß mein kleines Buch da iſt, und daß billige Leſer mich nur nach dem, was ich *) So z. B. iſt Hr. H. S. 133 um nur das ge- lindeſte Wort zu gebrauchen — uͤbereilt — ge- nug, mich zu beſchuldigen, „ich haͤtte die ab- „ſcheuliche Gewohnheit der Juden, ihre „Todten am Sterbetage zu begraben und damit „viele Lebendige dem grauſamſten Tode zu uͤber- „liefern vertheidigt, weil es eine alte Sitte und „Statut ſey.“ Natuͤrlich gehoͤrte, wer dieß be- hauptete, ins Irrhaus. Wer wollte alſo gegen eine ſolche Beſchuldigung ſich rechtfertigen? Von der erſten bis zur letzten Seite meiner Schrift ſteht kein Wort von dieſer abgeſchmackten juͤdi- ſchen Gewohnheit, weil mein Plan nicht war, alle gute und boͤſe Gebraͤuche der Juden zu un- terſuchen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/34
Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/34>, abgerufen am 03.12.2024.