bekannt machen darf. Immer wird es mir ein an- genehmer Gedanke seyn, die erste Veranlassung zu einer Schrift gegeben zu haben, in der so viele vor- trefliche Ideen, so reicher Stoff zum Denken und weitern Untersuchungen, so viele lichtvolle Auf- klärung und so viel edle Gesinnung, mit so viel Geist und Verstande geordnet da liegen. Möchte nur das Licht dieser Wahrheit bald auch ausser den Kreisen speculirender Gelehrten, die recht erleuchten, -- welche handeln können; möchte besonders die trü- gerische Duldung, die nur auf Religionsver- einigung gegründet ist, mit der wir itzt bedrohet werden, künftig keinen Menschenfreund mehr täu- schen, der den herrlichen Schluß dieser Schrift ge- lesen hat: -- dann, edler Weise, den ich meinen Freund nennen zu dürfen, stolz bin, dann, hätten Sie auch nichts weiter für die Aufklärung Ihres Zeit- alters gethan, würden Sie doch immer als einer der wichtigsten Wohlthäter dieses Zeitalters genannt wer- den, das zwar Ihr ihm ungewohntes Verdienst an- staunt, aber so kalt, -- daß selbst seine Bewunde- rung, Beleidigung ist, das -- Doch kein Wort mehr weder von Ihrem Zeitalter noch von Ihrem Werke, theurer Mann. Jenes gehört nicht in eine Schrift, die noch auf weit größeres und wich- tigeres Unrecht, das Ihr Volk und die es ihm
anthun,
bekannt machen darf. Immer wird es mir ein an- genehmer Gedanke ſeyn, die erſte Veranlaſſung zu einer Schrift gegeben zu haben, in der ſo viele vor- trefliche Ideen, ſo reicher Stoff zum Denken und weitern Unterſuchungen, ſo viele lichtvolle Auf- klaͤrung und ſo viel edle Geſinnung, mit ſo viel Geiſt und Verſtande geordnet da liegen. Moͤchte nur das Licht dieſer Wahrheit bald auch auſſer den Kreiſen ſpeculirender Gelehrten, die recht erleuchten, — welche handeln koͤnnen; moͤchte beſonders die truͤ- geriſche Duldung, die nur auf Religionsver- einigung gegruͤndet iſt, mit der wir itzt bedrohet werden, kuͤnftig keinen Menſchenfreund mehr taͤu- ſchen, der den herrlichen Schluß dieſer Schrift ge- leſen hat: — dann, edler Weiſe, den ich meinen Freund nennen zu duͤrfen, ſtolz bin, dann, haͤtten Sie auch nichts weiter fuͤr die Aufklaͤrung Ihres Zeit- alters gethan, wuͤrden Sie doch immer als einer der wichtigſten Wohlthaͤter dieſes Zeitalters genannt wer- den, das zwar Ihr ihm ungewohntes Verdienſt an- ſtaunt, aber ſo kalt, — daß ſelbſt ſeine Bewunde- rung, Beleidigung iſt, das — Doch kein Wort mehr weder von Ihrem Zeitalter noch von Ihrem Werke, theurer Mann. Jenes gehoͤrt nicht in eine Schrift, die noch auf weit groͤßeres und wich- tigeres Unrecht, das Ihr Volk und die es ihm
anthun,
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bekannt machen darf. Immer wird es mir ein an-
genehmer Gedanke ſeyn, die erſte Veranlaſſung zu
einer Schrift gegeben zu haben, in der ſo viele vor-
trefliche Ideen, ſo reicher Stoff zum Denken und
weitern Unterſuchungen, ſo viele lichtvolle Auf-
klaͤrung und ſo viel edle Geſinnung, mit ſo viel Geiſt
und Verſtande geordnet da liegen. Moͤchte nur das
Licht dieſer Wahrheit bald auch auſſer den Kreiſen
ſpeculirender Gelehrten, die recht erleuchten, —
welche handeln koͤnnen; moͤchte beſonders die truͤ-
geriſche Duldung, die nur auf Religionsver-
einigung gegruͤndet iſt, mit der wir itzt bedrohet
werden, kuͤnftig keinen Menſchenfreund mehr taͤu-
ſchen, der den herrlichen Schluß dieſer Schrift ge-
leſen hat: — dann, edler Weiſe, den ich meinen
Freund nennen zu duͤrfen, ſtolz bin, dann, haͤtten Sie
auch nichts weiter fuͤr die Aufklaͤrung Ihres Zeit-
alters gethan, wuͤrden Sie doch immer als einer der
wichtigſten Wohlthaͤter dieſes Zeitalters genannt wer-
den, das zwar Ihr ihm ungewohntes Verdienſt an-
ſtaunt, aber ſo kalt, — daß ſelbſt ſeine Bewunde-
rung, Beleidigung iſt, das — Doch kein Wort
mehr weder von Ihrem Zeitalter noch von Ihrem
Werke, theurer Mann. Jenes gehoͤrt nicht in eine
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/362>, abgerufen am 24.11.2024.
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