wan aus dem Zutrauen, daß ich die jüdische Religion genauer kennete, oder, weil ich über das Mosaische Recht geschrieben habe) sagen, ob in der Verfassung und Religion des jüdischen Volks etwas sey, das Herrn D. Vorschlag unthunlich machte, oder begün- stigte, so thue ich es freymüthig, aber zugleich mit der zweifelnden sorgfältigen Aufmerksamkeit, die die Wichtigkeit der Sache erfodert: denn es ist möglich daß Stärke oder Schwäche großer Reiche von dem den Juden ertheilten vollem Bürgerrechte die Folge sind, aber langsam, und denn unhintertreiblich. Nur recensire ich das Buch nicht eigentlich, gebe nicht einen vollständigen Auszug, sondern meine Meynung, und wer die verstehen will, muß es selbst lesen.
Zuvörderst einige Hauptsätze, in denen wir ei- nig sind, und die in das folgende Einfluß haben.
Herr D. gestehet aufrichtig, was bisweilen ei- nige Vertheidiger der Juden nicht zugeben wollen, daß das jüdische Volk lasterhafter und verdorbener sey, als andere Europäer: allein er sucht die Ursache davon in den Umständen, in denen es lebt, verach- tet, gedrückt, und gezwungen fast blos von der Handlung zu leben. Herr D. kann schwerlich wis- sen, wie genau wir hier übereinstimmen, und daß
ich
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wan aus dem Zutrauen, daß ich die juͤdiſche Religion genauer kennete, oder, weil ich uͤber das Moſaiſche Recht geſchrieben habe) ſagen, ob in der Verfaſſung und Religion des juͤdiſchen Volks etwas ſey, das Herrn D. Vorſchlag unthunlich machte, oder beguͤn- ſtigte, ſo thue ich es freymuͤthig, aber zugleich mit der zweifelnden ſorgfaͤltigen Aufmerkſamkeit, die die Wichtigkeit der Sache erfodert: denn es iſt moͤglich daß Staͤrke oder Schwaͤche großer Reiche von dem den Juden ertheilten vollem Buͤrgerrechte die Folge ſind, aber langſam, und denn unhintertreiblich. Nur recenſire ich das Buch nicht eigentlich, gebe nicht einen vollſtaͤndigen Auszug, ſondern meine Meynung, und wer die verſtehen will, muß es ſelbſt leſen.
Zuvoͤrderſt einige Hauptſaͤtze, in denen wir ei- nig ſind, und die in das folgende Einfluß haben.
Herr D. geſtehet aufrichtig, was bisweilen ei- nige Vertheidiger der Juden nicht zugeben wollen, daß das juͤdiſche Volk laſterhafter und verdorbener ſey, als andere Europaͤer: allein er ſucht die Urſache davon in den Umſtaͤnden, in denen es lebt, verach- tet, gedruͤckt, und gezwungen faſt blos von der Handlung zu leben. Herr D. kann ſchwerlich wiſ- ſen, wie genau wir hier uͤbereinſtimmen, und daß
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wan aus dem Zutrauen, daß ich die juͤdiſche Religion
genauer kennete, oder, weil ich uͤber das Moſaiſche
Recht geſchrieben habe) ſagen, ob in der Verfaſſung
und Religion des juͤdiſchen Volks etwas ſey, das
Herrn D. Vorſchlag unthunlich machte, oder beguͤn-
ſtigte, ſo thue ich es freymuͤthig, aber zugleich mit
der zweifelnden ſorgfaͤltigen Aufmerkſamkeit, die die
Wichtigkeit der Sache erfodert: denn es iſt moͤglich
daß Staͤrke oder Schwaͤche großer Reiche von dem
den Juden ertheilten vollem Buͤrgerrechte die Folge
ſind, aber langſam, und denn unhintertreiblich.
Nur recenſire ich das Buch nicht eigentlich, gebe
nicht einen vollſtaͤndigen Auszug, ſondern meine
Meynung, und wer die verſtehen will, muß es ſelbſt
leſen.
Zuvoͤrderſt einige Hauptſaͤtze, in denen wir ei-
nig ſind, und die in das folgende Einfluß haben.
Herr D. geſtehet aufrichtig, was bisweilen ei-
nige Vertheidiger der Juden nicht zugeben wollen,
daß das juͤdiſche Volk laſterhafter und verdorbener
ſey, als andere Europaͤer: allein er ſucht die Urſache
davon in den Umſtaͤnden, in denen es lebt, verach-
tet, gedruͤckt, und gezwungen faſt blos von der
Handlung zu leben. Herr D. kann ſchwerlich wiſ-
ſen, wie genau wir hier uͤbereinſtimmen, und daß
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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