seyn, also auch nicht völlig einerley Befreyungen mit ihnen geniessen sollen, weil es nie die Liebe gegen den Staat, das volle mit Stolz auf ihn, (da wo Herr D. schreibt, mit Stolz darauf, ein Preusse zu seyn) durchdrungene Bürgerherz bekommt, und ihm nie in gefährlichen Zeiten so zuverläßig wird.
Aber nun noch etwas aus der Bibel, an das Herr D. nicht gedacht zu haben scheint, und das die völlige feste Zuneigung zum Staat, die gänzliche Zusammenschmelzung mit ihm, kaum hoffen läßt. Die Juden werden ihn immer als Zeitwohnung an- sehen, die sie einmal zu ihrem grossen Glück verlas- sen, und nach Palästina zurückkehren sollen, fast so, wie ihre Vorfahren den Egyptiern verdächtig waren (2 B. Mo[ - 3 Zeichen fehlen], 10). Stellen der Propheten, ja Mo- sis selbst, haben das Ansehen, als wenn sie den Israeliten eine künftige Rückkehr nach Palästina ver- hiessen, und wenigstens die Juden erwarten sie da- raus: das thut nicht blos der gemeine Haufe, son- dern die grössesten nach so viel hundert Jahren in allgemeinem Ansehen bleibenden Erklärer der Bibel, Raschi, und die von Fabeln reinern, die ich ohne Hochachtung nicht nennen kann, Abenesra und Da- vid Kimchi. Unsere Lutherischen Ausleger in Deutsch- land leugnen es zwar häufig (nicht alle, nicht der
dessen
ſeyn, alſo auch nicht voͤllig einerley Befreyungen mit ihnen genieſſen ſollen, weil es nie die Liebe gegen den Staat, das volle mit Stolz auf ihn, (da wo Herr D. ſchreibt, mit Stolz darauf, ein Preuſſe zu ſeyn) durchdrungene Buͤrgerherz bekommt, und ihm nie in gefaͤhrlichen Zeiten ſo zuverlaͤßig wird.
Aber nun noch etwas aus der Bibel, an das Herr D. nicht gedacht zu haben ſcheint, und das die voͤllige feſte Zuneigung zum Staat, die gaͤnzliche Zuſammenſchmelzung mit ihm, kaum hoffen laͤßt. Die Juden werden ihn immer als Zeitwohnung an- ſehen, die ſie einmal zu ihrem groſſen Gluͤck verlaſ- ſen, und nach Palaͤſtina zuruͤckkehren ſollen, faſt ſo, wie ihre Vorfahren den Egyptiern verdaͤchtig waren (2 B. Mo[ – 3 Zeichen fehlen], 10). Stellen der Propheten, ja Mo- ſis ſelbſt, haben das Anſehen, als wenn ſie den Iſraeliten eine kuͤnftige Ruͤckkehr nach Palaͤſtina ver- hieſſen, und wenigſtens die Juden erwarten ſie da- raus: das thut nicht blos der gemeine Haufe, ſon- dern die groͤſſeſten nach ſo viel hundert Jahren in allgemeinem Anſehen bleibenden Erklaͤrer der Bibel, Raſchi, und die von Fabeln reinern, die ich ohne Hochachtung nicht nennen kann, Abenesra und Da- vid Kimchi. Unſere Lutheriſchen Ausleger in Deutſch- land leugnen es zwar haͤufig (nicht alle, nicht der
deſſen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0050"n="42"/>ſeyn, alſo auch nicht voͤllig einerley Befreyungen mit<lb/>
ihnen genieſſen ſollen, weil es nie die Liebe gegen<lb/>
den Staat, das volle mit Stolz auf ihn, (da wo<lb/>
Herr D. ſchreibt, mit Stolz darauf, ein Preuſſe<lb/>
zu ſeyn) durchdrungene Buͤrgerherz bekommt, und<lb/>
ihm nie in gefaͤhrlichen Zeiten ſo zuverlaͤßig wird.</p><lb/><p>Aber nun noch etwas aus der Bibel, an das<lb/>
Herr D. nicht gedacht zu haben ſcheint, und das die<lb/>
voͤllige feſte Zuneigung zum Staat, die gaͤnzliche<lb/>
Zuſammenſchmelzung mit ihm, kaum hoffen laͤßt.<lb/>
Die Juden werden ihn immer als Zeitwohnung an-<lb/>ſehen, die ſie einmal zu ihrem groſſen Gluͤck verlaſ-<lb/>ſen, und nach Palaͤſtina zuruͤckkehren ſollen, faſt ſo,<lb/>
wie ihre Vorfahren den Egyptiern verdaͤchtig waren<lb/>
(2 B. Mo<gapunit="chars"quantity="3"/>, 10). Stellen der Propheten, ja Mo-<lb/>ſis ſelbſt, haben das Anſehen, als wenn ſie den<lb/>
Iſraeliten eine kuͤnftige Ruͤckkehr nach Palaͤſtina ver-<lb/>
hieſſen, und wenigſtens die Juden erwarten ſie da-<lb/>
raus: das thut nicht blos der gemeine Haufe, ſon-<lb/>
dern die groͤſſeſten nach ſo viel hundert Jahren in<lb/>
allgemeinem Anſehen bleibenden Erklaͤrer der Bibel,<lb/>
Raſchi, und die von Fabeln reinern, die ich ohne<lb/>
Hochachtung nicht nennen kann, Abenesra und Da-<lb/>
vid Kimchi. Unſere Lutheriſchen Ausleger in Deutſch-<lb/>
land leugnen es zwar haͤufig (nicht alle, nicht der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">deſſen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[42/0050]
ſeyn, alſo auch nicht voͤllig einerley Befreyungen mit
ihnen genieſſen ſollen, weil es nie die Liebe gegen
den Staat, das volle mit Stolz auf ihn, (da wo
Herr D. ſchreibt, mit Stolz darauf, ein Preuſſe
zu ſeyn) durchdrungene Buͤrgerherz bekommt, und
ihm nie in gefaͤhrlichen Zeiten ſo zuverlaͤßig wird.
Aber nun noch etwas aus der Bibel, an das
Herr D. nicht gedacht zu haben ſcheint, und das die
voͤllige feſte Zuneigung zum Staat, die gaͤnzliche
Zuſammenſchmelzung mit ihm, kaum hoffen laͤßt.
Die Juden werden ihn immer als Zeitwohnung an-
ſehen, die ſie einmal zu ihrem groſſen Gluͤck verlaſ-
ſen, und nach Palaͤſtina zuruͤckkehren ſollen, faſt ſo,
wie ihre Vorfahren den Egyptiern verdaͤchtig waren
(2 B. Mo___, 10). Stellen der Propheten, ja Mo-
ſis ſelbſt, haben das Anſehen, als wenn ſie den
Iſraeliten eine kuͤnftige Ruͤckkehr nach Palaͤſtina ver-
hieſſen, und wenigſtens die Juden erwarten ſie da-
raus: das thut nicht blos der gemeine Haufe, ſon-
dern die groͤſſeſten nach ſo viel hundert Jahren in
allgemeinem Anſehen bleibenden Erklaͤrer der Bibel,
Raſchi, und die von Fabeln reinern, die ich ohne
Hochachtung nicht nennen kann, Abenesra und Da-
vid Kimchi. Unſere Lutheriſchen Ausleger in Deutſch-
land leugnen es zwar haͤufig (nicht alle, nicht der
deſſen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/50>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.