dessen Responsa bey den Juristen beynahe Rechts- kraft haben, der sehr vernünf[t]ige Philipp Jacob Spener) auch wohl manche von andern Confessionen: aber überzeugen werden sie die Juden schwerlich, sonderlich da Philosophen vom ersten Range, nicht etwan ein zu apocalyptischer Newton, sondern Locke, die Stellen eben gerade so verstehen. Ein Volk, das solche Hofnungen hat, wird nie völlig einhei- misch, hat wenigstens nicht die patriotische Liebe zum väterlichen Acker, ja steht, wenn es besonders woh- nete (und jüdischen Colonisten, die Aecker urbar machen sollen, müßte man doch wohl eigene Dörfer einräumen, und sie nicht unter Christen stecken) gar in Gefahr, einmal von einem Enthusiasten aufge- wiegelt, oder vom Hamelschen Rattenfänger in die Irre geführt zu werden.
Aber nun folgt mein einer Hauptzweifel. Herrn D. Vorschlag, den Juden, noch dazu den armen Juden, die nicht einmal Geld in das Land bringen, völlig gleiche Bürgerrechte mit uns zu geben, und ihnen alle Gewerbe, Ackerbau, Handwerker u. s. f. zu öfnen, wäre zwar für sie Wohlthat, könnte aber den Staat äusserst ohnmächtig machen, selbst in dem eben nicht zu erwartenden Fall, wenn die Juden Geld und Reichthümer entweder unmittelbar hinein-
bräch-
deſſen Reſponſa bey den Juriſten beynahe Rechts- kraft haben, der ſehr vernuͤnf[t]ige Philipp Jacob Spener) auch wohl manche von andern Confeſſionen: aber uͤberzeugen werden ſie die Juden ſchwerlich, ſonderlich da Philoſophen vom erſten Range, nicht etwan ein zu apocalyptiſcher Newton, ſondern Locke, die Stellen eben gerade ſo verſtehen. Ein Volk, das ſolche Hofnungen hat, wird nie voͤllig einhei- miſch, hat wenigſtens nicht die patriotiſche Liebe zum vaͤterlichen Acker, ja ſteht, wenn es beſonders woh- nete (und juͤdiſchen Coloniſten, die Aecker urbar machen ſollen, muͤßte man doch wohl eigene Doͤrfer einraͤumen, und ſie nicht unter Chriſten ſtecken) gar in Gefahr, einmal von einem Enthuſiaſten aufge- wiegelt, oder vom Hamelſchen Rattenfaͤnger in die Irre gefuͤhrt zu werden.
Aber nun folgt mein einer Hauptzweifel. Herrn D. Vorſchlag, den Juden, noch dazu den armen Juden, die nicht einmal Geld in das Land bringen, voͤllig gleiche Buͤrgerrechte mit uns zu geben, und ihnen alle Gewerbe, Ackerbau, Handwerker u. ſ. f. zu oͤfnen, waͤre zwar fuͤr ſie Wohlthat, koͤnnte aber den Staat aͤuſſerſt ohnmaͤchtig machen, ſelbſt in dem eben nicht zu erwartenden Fall, wenn die Juden Geld und Reichthuͤmer entweder unmittelbar hinein-
braͤch-
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[43/0051]
deſſen Reſponſa bey den Juriſten beynahe Rechts-
kraft haben, der ſehr vernuͤnftige Philipp Jacob
Spener) auch wohl manche von andern Confeſſionen:
aber uͤberzeugen werden ſie die Juden ſchwerlich,
ſonderlich da Philoſophen vom erſten Range, nicht
etwan ein zu apocalyptiſcher Newton, ſondern Locke,
die Stellen eben gerade ſo verſtehen. Ein Volk,
das ſolche Hofnungen hat, wird nie voͤllig einhei-
miſch, hat wenigſtens nicht die patriotiſche Liebe zum
vaͤterlichen Acker, ja ſteht, wenn es beſonders woh-
nete (und juͤdiſchen Coloniſten, die Aecker urbar
machen ſollen, muͤßte man doch wohl eigene Doͤrfer
einraͤumen, und ſie nicht unter Chriſten ſtecken) gar
in Gefahr, einmal von einem Enthuſiaſten aufge-
wiegelt, oder vom Hamelſchen Rattenfaͤnger in die
Irre gefuͤhrt zu werden.
Aber nun folgt mein einer Hauptzweifel. Herrn
D. Vorſchlag, den Juden, noch dazu den armen
Juden, die nicht einmal Geld in das Land bringen,
voͤllig gleiche Buͤrgerrechte mit uns zu geben, und
ihnen alle Gewerbe, Ackerbau, Handwerker u. ſ. f.
zu oͤfnen, waͤre zwar fuͤr ſie Wohlthat, koͤnnte aber
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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