am Ende wird er mir beystimmen. Sollte man nicht aus Güte die Juden, die man duldet, abhalten, Juden, in der Absicht ihrer Seele Ruhe zu verschaf- fen, lebendig zu begraben. Das übereilte Begraben der Juden kann nicht anders, als verursachen, daß viele lebendig begraben werden, bey der kleinen Ju- denschaft zu Göttingen hat man schon zu meiner Zeit Ein durch Dieberey ruchtbar gewordenes Beyspiel ge- habt, (die meisten bleiben verborgen) neulich las man auch eins in den politischen Zeitungen, mit der wohl- gemeynten Anmerkung des übel unterrichteten Zei- tungsschreibers, Moses habe recht gethan, in einem südlichen Clima das frühe Begraben zu befehlen, aber in Deutschland sollte man es abstellen. Moses hat kein Wort davon verordnet, zu seiner Zeit begrub man noch viel später, als bey uns, es ist rabbini- sche Verordnung, freylich schon eine zu Christi Zeit eingeführte, wie man aus dem N. T. und Josepho siehet, und vermuthlich, so wie manche andere Ge-
bräuche
in Absicht ihres Gesetzes zu verstattende Frey- heit bin ich also nur in so fern es diesem Zwecke nicht widerspricht. Ich stimme daher der Abschaf- fung des abscheulichen Mißbrauchs, von dem Herr M. hier redet, von Herzen bey und würde dieses thun, wenn er auch wirklich in dem jüdischen Ge- setz gegründet wäre. D.
am Ende wird er mir beyſtimmen. Sollte man nicht aus Guͤte die Juden, die man duldet, abhalten, Juden, in der Abſicht ihrer Seele Ruhe zu verſchaf- fen, lebendig zu begraben. Das uͤbereilte Begraben der Juden kann nicht anders, als verurſachen, daß viele lebendig begraben werden, bey der kleinen Ju- denſchaft zu Goͤttingen hat man ſchon zu meiner Zeit Ein durch Dieberey ruchtbar gewordenes Beyſpiel ge- habt, (die meiſten bleiben verborgen) neulich las man auch eins in den politiſchen Zeitungen, mit der wohl- gemeynten Anmerkung des uͤbel unterrichteten Zei- tungsſchreibers, Moſes habe recht gethan, in einem ſuͤdlichen Clima das fruͤhe Begraben zu befehlen, aber in Deutſchland ſollte man es abſtellen. Moſes hat kein Wort davon verordnet, zu ſeiner Zeit begrub man noch viel ſpaͤter, als bey uns, es iſt rabbini- ſche Verordnung, freylich ſchon eine zu Chriſti Zeit eingefuͤhrte, wie man aus dem N. T. und Joſepho ſiehet, und vermuthlich, ſo wie manche andere Ge-
braͤuche
in Abſicht ihres Geſetzes zu verſtattende Frey- heit bin ich alſo nur in ſo fern es dieſem Zwecke nicht widerſpricht. Ich ſtimme daher der Abſchaf- fung des abſcheulichen Mißbrauchs, von dem Herr M. hier redet, von Herzen bey und wuͤrde dieſes thun, wenn er auch wirklich in dem juͤdiſchen Ge- ſetz gegruͤndet waͤre. D.
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am Ende wird er mir beyſtimmen. Sollte man nicht
aus Guͤte die Juden, die man duldet, abhalten,
Juden, in der Abſicht ihrer Seele Ruhe zu verſchaf-
fen, lebendig zu begraben. Das uͤbereilte Begraben
der Juden kann nicht anders, als verurſachen, daß
viele lebendig begraben werden, bey der kleinen Ju-
denſchaft zu Goͤttingen hat man ſchon zu meiner Zeit
Ein durch Dieberey ruchtbar gewordenes Beyſpiel ge-
habt, (die meiſten bleiben verborgen) neulich las man
auch eins in den politiſchen Zeitungen, mit der wohl-
gemeynten Anmerkung des uͤbel unterrichteten Zei-
tungsſchreibers, Moſes habe recht gethan, in einem
ſuͤdlichen Clima das fruͤhe Begraben zu befehlen, aber
in Deutſchland ſollte man es abſtellen. Moſes hat
kein Wort davon verordnet, zu ſeiner Zeit begrub
man noch viel ſpaͤter, als bey uns, es iſt rabbini-
ſche Verordnung, freylich ſchon eine zu Chriſti Zeit
eingefuͤhrte, wie man aus dem N. T. und Joſepho
ſiehet, und vermuthlich, ſo wie manche andere Ge-
braͤuche
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*) in Abſicht ihres Geſetzes zu verſtattende Frey-
heit bin ich alſo nur in ſo fern es dieſem Zwecke
nicht widerſpricht. Ich ſtimme daher der Abſchaf-
fung des abſcheulichen Mißbrauchs, von dem Herr
M. hier redet, von Herzen bey und wuͤrde dieſes
thun, wenn er auch wirklich in dem juͤdiſchen Ge-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/74>, abgerufen am 16.02.2025.
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