bräuche jener Zeit aus Annehmung des Aberglau- bens der herrschenden Nation entstanden; denn so wie Griechen und Römer sagten, der Unbegrabene werde vom Charon nicht übergesetzt, so glauben die Juden, die Seele könne nicht zu Gott kommen, bis der Leib zur Erde gekommen sey. Wäre es nicht für Juden Wohlthat, ihr Leben zu sichern? nicht, daß man ihnen beföhle, wider ihr Gewissen zu handeln, und später zu begraben, beyleibe nicht! so wenig als man dem Quacker, der in die Königl. Zimmer zu St. James geht, befiehlt den Huth abzunehmen, sondern daß man, wie diesem die Wache den Huth abnimmt, auch den Juden ihre Leiche abnähme, und bis auf den dritten Tag in einem dazu verordneten Zimmer unter guter Aufsicht aufbewahrte?
Nun noch ein paar Anmerkungen zum histori- schen Theil des Buchs. S. 38. wo von dem Briefe die Rede ist, den die Juden zu Worms, Ulm und Regensburg, 1348 vorwiesen, in dem ihnen die Juden in Palästina von Jesu Nachricht gegeben, ist vermuthlich ein Nicht durch einen Druckfehler ausgelassen, und es soll (meo periculo legen- dum censeo) heissen: "von den diplomatischen "Kenntnissen dieser Zeit läßt es sich Nicht er- "warten, daß man eine solche Urkunde für
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braͤuche jener Zeit aus Annehmung des Aberglau- bens der herrſchenden Nation entſtanden; denn ſo wie Griechen und Roͤmer ſagten, der Unbegrabene werde vom Charon nicht uͤbergeſetzt, ſo glauben die Juden, die Seele koͤnne nicht zu Gott kommen, bis der Leib zur Erde gekommen ſey. Waͤre es nicht fuͤr Juden Wohlthat, ihr Leben zu ſichern? nicht, daß man ihnen befoͤhle, wider ihr Gewiſſen zu handeln, und ſpaͤter zu begraben, beyleibe nicht! ſo wenig als man dem Quacker, der in die Koͤnigl. Zimmer zu St. James geht, befiehlt den Huth abzunehmen, ſondern daß man, wie dieſem die Wache den Huth abnimmt, auch den Juden ihre Leiche abnaͤhme, und bis auf den dritten Tag in einem dazu verordneten Zimmer unter guter Aufſicht aufbewahrte?
Nun noch ein paar Anmerkungen zum hiſtori- ſchen Theil des Buchs. S. 38. wo von dem Briefe die Rede iſt, den die Juden zu Worms, Ulm und Regensburg, 1348 vorwieſen, in dem ihnen die Juden in Palaͤſtina von Jeſu Nachricht gegeben, iſt vermuthlich ein Nicht durch einen Druckfehler ausgelaſſen, und es ſoll (meo periculo legen- dum cenſeo) heiſſen: „von den diplomatiſchen „Kenntniſſen dieſer Zeit laͤßt es ſich Nicht er- „warten, daß man eine ſolche Urkunde fuͤr
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braͤuche jener Zeit aus Annehmung des Aberglau-
bens der herrſchenden Nation entſtanden; denn ſo
wie Griechen und Roͤmer ſagten, der Unbegrabene
werde vom Charon nicht uͤbergeſetzt, ſo glauben die
Juden, die Seele koͤnne nicht zu Gott kommen, bis
der Leib zur Erde gekommen ſey. Waͤre es nicht fuͤr
Juden Wohlthat, ihr Leben zu ſichern? nicht, daß
man ihnen befoͤhle, wider ihr Gewiſſen zu handeln,
und ſpaͤter zu begraben, beyleibe nicht! ſo wenig als
man dem Quacker, der in die Koͤnigl. Zimmer zu
St. James geht, befiehlt den Huth abzunehmen,
ſondern daß man, wie dieſem die Wache den Huth
abnimmt, auch den Juden ihre Leiche abnaͤhme, und
bis auf den dritten Tag in einem dazu verordneten
Zimmer unter guter Aufſicht aufbewahrte?
Nun noch ein paar Anmerkungen zum hiſtori-
ſchen Theil des Buchs. S. 38. wo von dem Briefe
die Rede iſt, den die Juden zu Worms, Ulm und
Regensburg, 1348 vorwieſen, in dem ihnen die
Juden in Palaͤſtina von Jeſu Nachricht gegeben,
iſt vermuthlich ein Nicht durch einen Druckfehler
ausgelaſſen, und es ſoll (meo periculo legen-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/75>, abgerufen am 21.11.2024.
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