fernter Weise gehört sie in diese Bibliothek. Die übersetzte Schrift des R. Manasse ist in der Historie merkwürdig, weil sie veranlassete, daß die vorhin vertriebenen Juden unter Cromwel wieder in Eng- land aufgenommen wurden; wiewol freylich, wie die Geschichte sagt, nicht blos diese Schrift, sondern auch wichtigere Gründe, den Protector gelenkt ha- ben sollen. "R. Manasse," sagt Herr Mendels- sohn in der Vorrede, "war ein Mann von vieler "Rabbinischen Gelehrsamkeit, und auch andern Wis- "fenschaften, und von einem sehr brennenden Eifer "für das Wohl seiner Mitbrüder. Er erhielt zu Am- "sterdam, allwo er als Chacam der portugiesischen "Judenschaft lebte, die nöthigen Reisepässe, und "ging in Begleitung einiger seiner Nation nach Lon- "don, um die Sache seines Volks bey dem Protec- "tor, bey dem er wohl gelitten war, und bey dem "Parlament zu unterstützen. Er fand aber mehr "Schwierigkeit, als er sich anfangs vorstellete, und "diesen Aufsatz schrieb er zu einer Zeit, da er die "Hofnung, in seinem Geschäfte glücklich zu seyn, fast "aufgegeben hatte. Endlich aber gelang es ihm den- "noch, und die Juden wurden unter leidlichen Be- "dinguugen wieder aufgenommen."
In
fernter Weiſe gehoͤrt ſie in dieſe Bibliothek. Die uͤberſetzte Schrift des R. Manaſſe iſt in der Hiſtorie merkwuͤrdig, weil ſie veranlaſſete, daß die vorhin vertriebenen Juden unter Cromwel wieder in Eng- land aufgenommen wurden; wiewol freylich, wie die Geſchichte ſagt, nicht blos dieſe Schrift, ſondern auch wichtigere Gruͤnde, den Protector gelenkt ha- ben ſollen. „R. Manaſſe,“ ſagt Herr Mendels- ſohn in der Vorrede, „war ein Mann von vieler „Rabbiniſchen Gelehrſamkeit, und auch andern Wiſ- „fenſchaften, und von einem ſehr brennenden Eifer „fuͤr das Wohl ſeiner Mitbruͤder. Er erhielt zu Am- „ſterdam, allwo er als Chacam der portugieſiſchen „Judenſchaft lebte, die noͤthigen Reiſepaͤſſe, und „ging in Begleitung einiger ſeiner Nation nach Lon- „don, um die Sache ſeines Volks bey dem Protec- „tor, bey dem er wohl gelitten war, und bey dem „Parlament zu unterſtuͤtzen. Er fand aber mehr „Schwierigkeit, als er ſich anfangs vorſtellete, und „dieſen Aufſatz ſchrieb er zu einer Zeit, da er die „Hofnung, in ſeinem Geſchaͤfte gluͤcklich zu ſeyn, faſt „aufgegeben hatte. Endlich aber gelang es ihm den- „noch, und die Juden wurden unter leidlichen Be- „dinguugen wieder aufgenommen.“
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fernter Weiſe gehoͤrt ſie in dieſe Bibliothek. Die
uͤberſetzte Schrift des R. Manaſſe iſt in der Hiſtorie
merkwuͤrdig, weil ſie veranlaſſete, daß die vorhin
vertriebenen Juden unter Cromwel wieder in Eng-
land aufgenommen wurden; wiewol freylich, wie
die Geſchichte ſagt, nicht blos dieſe Schrift, ſondern
auch wichtigere Gruͤnde, den Protector gelenkt ha-
ben ſollen. „R. Manaſſe,“ ſagt Herr Mendels-
ſohn in der Vorrede, „war ein Mann von vieler
„Rabbiniſchen Gelehrſamkeit, und auch andern Wiſ-
„fenſchaften, und von einem ſehr brennenden Eifer
„fuͤr das Wohl ſeiner Mitbruͤder. Er erhielt zu Am-
„ſterdam, allwo er als Chacam der portugieſiſchen
„Judenſchaft lebte, die noͤthigen Reiſepaͤſſe, und
„ging in Begleitung einiger ſeiner Nation nach Lon-
„don, um die Sache ſeines Volks bey dem Protec-
„tor, bey dem er wohl gelitten war, und bey dem
„Parlament zu unterſtuͤtzen. Er fand aber mehr
„Schwierigkeit, als er ſich anfangs vorſtellete, und
„dieſen Aufſatz ſchrieb er zu einer Zeit, da er die
„Hofnung, in ſeinem Geſchaͤfte gluͤcklich zu ſeyn, faſt
„aufgegeben hatte. Endlich aber gelang es ihm den-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/86>, abgerufen am 24.11.2024.
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