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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

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Das Unvermeidliche.
drückte ihr leise die Hand. Charlotte glaubte den Ba¬
jazzo der Truppe erkannt zu haben. Zugleich fühlte sie,
daß sie etwas in der Hand halte, -- als sie hinsah, be¬
merkte sie ein zusammengefaltetes Papier darin. Ihr
Herz schlug höher und erröthend und heimlich verbarg
sie das Briefchen auf ihrem Busen.

Am folgenden Abend stand bei der Gartenmauer des
Pensionats, welches außerhalb der Stadtthore gelegen
war, ein Mann an den Nacken seines Pferdes gelehnt,
und sprach mit einem Mädchen, welches aus dem Gar¬
ten über die Mauer blickte.

Diese Zusammenkünfte dauerten fort, still und heim¬
lich, Abend für Abend. Es wußte aber außer den Bei¬
den noch Einer davon.

Der Kunstreiter war in der Stadt mit einem jun¬
gen Mann bekannt geworden, von dem er eigentlich nicht
wußte, was er war, woher er war, oder was er wolle;
ja er wußte eigentlich gar nicht einmal, wie er mit ihm
bekannt geworden, viel weniger, wie derselbe hinter sein
und Charlottens Geheimniß gekommen sei. Der neue
Freund Aurelio's war ein bleicher junger Mann, von
leidendem Aussehen und stillem Wesen. Er mochte
wohl jünger sein, als sein Aeußeres schließen ließ, aber

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Das Unvermeidliche.
druͤckte ihr leiſe die Hand. Charlotte glaubte den Ba¬
jazzo der Truppe erkannt zu haben. Zugleich fuͤhlte ſie,
daß ſie etwas in der Hand halte, — als ſie hinſah, be¬
merkte ſie ein zuſammengefaltetes Papier darin. Ihr
Herz ſchlug hoͤher und erroͤthend und heimlich verbarg
ſie das Briefchen auf ihrem Buſen.

Am folgenden Abend ſtand bei der Gartenmauer des
Penſionats, welches außerhalb der Stadtthore gelegen
war, ein Mann an den Nacken ſeines Pferdes gelehnt,
und ſprach mit einem Maͤdchen, welches aus dem Gar¬
ten uͤber die Mauer blickte.

Dieſe Zuſammenkuͤnfte dauerten fort, ſtill und heim¬
lich, Abend fuͤr Abend. Es wußte aber außer den Bei¬
den noch Einer davon.

Der Kunſtreiter war in der Stadt mit einem jun¬
gen Mann bekannt geworden, von dem er eigentlich nicht
wußte, was er war, woher er war, oder was er wolle;
ja er wußte eigentlich gar nicht einmal, wie er mit ihm
bekannt geworden, viel weniger, wie derſelbe hinter ſein
und Charlottens Geheimniß gekommen ſei. Der neue
Freund Aurelio's war ein bleicher junger Mann, von
leidendem Ausſehen und ſtillem Weſen. Er mochte
wohl juͤnger ſein, als ſein Aeußeres ſchließen ließ, aber

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[193/0207] Das Unvermeidliche. druͤckte ihr leiſe die Hand. Charlotte glaubte den Ba¬ jazzo der Truppe erkannt zu haben. Zugleich fuͤhlte ſie, daß ſie etwas in der Hand halte, — als ſie hinſah, be¬ merkte ſie ein zuſammengefaltetes Papier darin. Ihr Herz ſchlug hoͤher und erroͤthend und heimlich verbarg ſie das Briefchen auf ihrem Buſen. Am folgenden Abend ſtand bei der Gartenmauer des Penſionats, welches außerhalb der Stadtthore gelegen war, ein Mann an den Nacken ſeines Pferdes gelehnt, und ſprach mit einem Maͤdchen, welches aus dem Gar¬ ten uͤber die Mauer blickte. Dieſe Zuſammenkuͤnfte dauerten fort, ſtill und heim¬ lich, Abend fuͤr Abend. Es wußte aber außer den Bei¬ den noch Einer davon. Der Kunſtreiter war in der Stadt mit einem jun¬ gen Mann bekannt geworden, von dem er eigentlich nicht wußte, was er war, woher er war, oder was er wolle; ja er wußte eigentlich gar nicht einmal, wie er mit ihm bekannt geworden, viel weniger, wie derſelbe hinter ſein und Charlottens Geheimniß gekommen ſei. Der neue Freund Aurelio's war ein bleicher junger Mann, von leidendem Ausſehen und ſtillem Weſen. Er mochte wohl juͤnger ſein, als ſein Aeußeres ſchließen ließ, aber 13

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Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/207>, abgerufen am 22.12.2024.