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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Zwar dünkt ihn oft, bei trübem Muth,
Sein Baldachin von Laube
So köstlich wie ein alter Hut,
Wie 'ne zerrissne Haube;
Allein dies schalt man "eitlen Drang,
Mit Würde abzutrumpfen!"
Und Alles was er sah, das sang
Herab vom Weidenstumpfen.
So ward denn eine werthe Zeit
Vertrödelt und verstammelt,
Lichtblonde Liederlein juchheit,
Und Weidenduft gesammelt;
Wohl fielen Thränen in den Flaum
Und schimmerten am Raine,
Erfaßte ihn der glühe Traum
Von einem Palmenhaine.
Und als das Leben ausgebrannt
Und fühlte sich vergehen,
Da sollt' wie Moses er das Land
Der Gottverheißung sehen;
Er sah, er sah sie Schaft an Schaft
Die heil'gen Kronen tragen,
Und drunter all die frische Kraft
Der edlen Sprossen ragen.
Und Lieder hört' er, Melodien,
Wie ihm im Traum geklungen,
Wenn ein Kristall der Gletscher schien,
Und Adler sich geschwungen;
Zwar dünkt ihn oft, bei trübem Muth,
Sein Baldachin von Laube
So köſtlich wie ein alter Hut,
Wie 'ne zerriſſne Haube;
Allein dies ſchalt man „eitlen Drang,
Mit Würde abzutrumpfen!“
Und Alles was er ſah, das ſang
Herab vom Weidenſtumpfen.
So ward denn eine werthe Zeit
Vertrödelt und verſtammelt,
Lichtblonde Liederlein juchheit,
Und Weidenduft geſammelt;
Wohl fielen Thränen in den Flaum
Und ſchimmerten am Raine,
Erfaßte ihn der glühe Traum
Von einem Palmenhaine.
Und als das Leben ausgebrannt
Und fühlte ſich vergehen,
Da ſollt' wie Moſes er das Land
Der Gottverheißung ſehen;
Er ſah, er ſah ſie Schaft an Schaft
Die heil'gen Kronen tragen,
Und drunter all die friſche Kraft
Der edlen Sproſſen ragen.
Und Lieder hört' er, Melodien,
Wie ihm im Traum geklungen,
Wenn ein Kriſtall der Gletſcher ſchien,
Und Adler ſich geſchwungen;
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[150/0164] Zwar dünkt ihn oft, bei trübem Muth, Sein Baldachin von Laube So köſtlich wie ein alter Hut, Wie 'ne zerriſſne Haube; Allein dies ſchalt man „eitlen Drang, Mit Würde abzutrumpfen!“ Und Alles was er ſah, das ſang Herab vom Weidenſtumpfen. So ward denn eine werthe Zeit Vertrödelt und verſtammelt, Lichtblonde Liederlein juchheit, Und Weidenduft geſammelt; Wohl fielen Thränen in den Flaum Und ſchimmerten am Raine, Erfaßte ihn der glühe Traum Von einem Palmenhaine. Und als das Leben ausgebrannt Und fühlte ſich vergehen, Da ſollt' wie Moſes er das Land Der Gottverheißung ſehen; Er ſah, er ſah ſie Schaft an Schaft Die heil'gen Kronen tragen, Und drunter all die friſche Kraft Der edlen Sproſſen ragen. Und Lieder hört' er, Melodien, Wie ihm im Traum geklungen, Wenn ein Kriſtall der Gletſcher ſchien, Und Adler ſich geſchwungen;

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/164>, abgerufen am 24.11.2024.