Durch das smaragdne Riesenlaub Sah er die Lyra blinken, Und über sie gleich goldnem Staub Levante's Aether sinken.
O, wie zusammen da im Fall Die alten Töne schwirrten, Im Busen die Gefangnen all Mit ihren Ketten klirrten! "Ha, Leben, Jahre! und mein Sitz Ist in den Säulenwänden, Auch meine Lyra soll den Blitz Durch die Smaragden senden!"
Ach, arme Frist, an solchem Schaft Mit mattem Fuß zu klimmen, Die Sehne seiner Jugendkraft, Vermag er sie zu stimmen? Und bald erseufzt er: "hin ist hin! Vertrödelt ist verloren! Die Scholle winkt, weh mir, ich bin Zu früh, zu früh geboren!
Durch das ſmaragdne Rieſenlaub Sah er die Lyra blinken, Und über ſie gleich goldnem Staub Levante's Aether ſinken.
O, wie zuſammen da im Fall Die alten Töne ſchwirrten, Im Buſen die Gefangnen all Mit ihren Ketten klirrten! „Ha, Leben, Jahre! und mein Sitz Iſt in den Säulenwänden, Auch meine Lyra ſoll den Blitz Durch die Smaragden ſenden!“
Ach, arme Friſt, an ſolchem Schaft Mit mattem Fuß zu klimmen, Die Sehne ſeiner Jugendkraft, Vermag er ſie zu ſtimmen? Und bald erſeufzt er: „hin iſt hin! Vertrödelt iſt verloren! Die Scholle winkt, weh mir, ich bin Zu früh, zu früh geboren!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="7"><pbfacs="#f0165"n="151"/><l>Durch das ſmaragdne Rieſenlaub</l><lb/><l>Sah er die Lyra blinken,</l><lb/><l>Und über ſie gleich goldnem Staub</l><lb/><l>Levante's Aether ſinken.</l><lb/></lg><lgn="8"><l>O, wie zuſammen da im Fall</l><lb/><l>Die alten Töne ſchwirrten,</l><lb/><l>Im Buſen die Gefangnen all</l><lb/><l>Mit ihren Ketten klirrten!</l><lb/><l>„Ha, Leben, Jahre! und mein Sitz</l><lb/><l>Iſt in den Säulenwänden,</l><lb/><l>Auch meine Lyra ſoll den Blitz</l><lb/><l>Durch die Smaragden ſenden!“</l><lb/></lg><lgn="9"><l>Ach, arme Friſt, an ſolchem Schaft</l><lb/><l>Mit mattem Fuß zu klimmen,</l><lb/><l>Die Sehne ſeiner Jugendkraft,</l><lb/><l>Vermag er ſie zu ſtimmen?</l><lb/><l>Und bald erſeufzt er: „hin iſt hin!</l><lb/><l>Vertrödelt iſt verloren!</l><lb/><l>Die Scholle winkt, weh mir, ich bin</l><lb/><l>Zu früh, zu früh geboren!</l><lb/></lg></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[151/0165]
Durch das ſmaragdne Rieſenlaub
Sah er die Lyra blinken,
Und über ſie gleich goldnem Staub
Levante's Aether ſinken.
O, wie zuſammen da im Fall
Die alten Töne ſchwirrten,
Im Buſen die Gefangnen all
Mit ihren Ketten klirrten!
„Ha, Leben, Jahre! und mein Sitz
Iſt in den Säulenwänden,
Auch meine Lyra ſoll den Blitz
Durch die Smaragden ſenden!“
Ach, arme Friſt, an ſolchem Schaft
Mit mattem Fuß zu klimmen,
Die Sehne ſeiner Jugendkraft,
Vermag er ſie zu ſtimmen?
Und bald erſeufzt er: „hin iſt hin!
Vertrödelt iſt verloren!
Die Scholle winkt, weh mir, ich bin
Zu früh, zu früh geboren!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/165>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.