Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.Und gar als jener sprach: "denkst du Dann gieng es weiter: "denkst du dort? Und denkst du dies? und Jenes?" Die Bilder wogten lustig fort, Viel Herzliches und Schönes. Wie Abendroth zog in's Gemach Ein frischer Jugendodem, Und überhauchte nach und nach Der Pillenschachteln Brodem. Am nächsten Morgen hat man kaum Den Doktor mögen kennen, Man sah ihn lächeln wie im Traum Und seine Wangen brennen; Im heiligen Studiercloset Hört' man die Gläser klingen, Und ein mistöniges Duett Aus Uhukehlen dringen. Nicht litt am Blute mehr der Mann,
Am Podagra und Grieße; Sah er den dürren Franzel an, So schien er sich ein Riese; Hat er den Franzel angesehn Mit seinem Gulden täglich, So mußt er selber sich gestehn, Es geh' ihm ganz erträglich. Und gar als jener ſprach: „denkſt du Dann gieng es weiter: „denkſt du dort? Und denkſt du dies? und Jenes?“ Die Bilder wogten luſtig fort, Viel Herzliches und Schönes. Wie Abendroth zog in's Gemach Ein friſcher Jugendodem, Und überhauchte nach und nach Der Pillenſchachteln Brodem. Am nächſten Morgen hat man kaum Den Doktor mögen kennen, Man ſah ihn lächeln wie im Traum Und ſeine Wangen brennen; Im heiligen Studiercloſet Hört' man die Gläſer klingen, Und ein miſtöniges Duett Aus Uhukehlen dringen. Nicht litt am Blute mehr der Mann,
Am Podagra und Grieße; Sah er den dürren Franzel an, So ſchien er ſich ein Rieſe; Hat er den Franzel angeſehn Mit ſeinem Gulden täglich, So mußt er ſelber ſich geſtehn, Es geh' ihm ganz erträglich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="7"> <pb facs="#f0244" n="230"/> <l>Und gar als jener ſprach: „denkſt du</l><lb/> <l>Noch an die halbe Flaſche?“</l><lb/> <l>Der Doktor kniff die Augen zu,</l><lb/> <l>Und klimpert' in der Taſche.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Dann gieng es weiter: „denkſt du dort?</l><lb/> <l>Und denkſt du dies? und Jenes?“</l><lb/> <l>Die Bilder wogten luſtig fort,</l><lb/> <l>Viel Herzliches und Schönes.</l><lb/> <l>Wie Abendroth zog in's Gemach</l><lb/> <l>Ein friſcher Jugendodem,</l><lb/> <l>Und überhauchte nach und nach</l><lb/> <l>Der Pillenſchachteln Brodem.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Am nächſten Morgen hat man kaum</l><lb/> <l>Den Doktor mögen kennen,</l><lb/> <l>Man ſah ihn lächeln wie im Traum</l><lb/> <l>Und ſeine Wangen brennen;</l><lb/> <l>Im heiligen Studiercloſet</l><lb/> <l>Hört' man die Gläſer klingen,</l><lb/> <l>Und ein miſtöniges Duett</l><lb/> <l>Aus Uhukehlen dringen.</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Nicht litt am Blute mehr der Mann,</l><lb/> <l>Am Podagra und Grieße;</l><lb/> <l>Sah er den dürren Franzel an,</l><lb/> <l>So ſchien er ſich ein Rieſe;</l><lb/> <l>Hat er den Franzel angeſehn</l><lb/> <l>Mit ſeinem Gulden täglich,</l><lb/> <l>So mußt er ſelber ſich geſtehn,</l><lb/> <l>Es geh' ihm ganz erträglich.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0244]
Und gar als jener ſprach: „denkſt du
Noch an die halbe Flaſche?“
Der Doktor kniff die Augen zu,
Und klimpert' in der Taſche.
Dann gieng es weiter: „denkſt du dort?
Und denkſt du dies? und Jenes?“
Die Bilder wogten luſtig fort,
Viel Herzliches und Schönes.
Wie Abendroth zog in's Gemach
Ein friſcher Jugendodem,
Und überhauchte nach und nach
Der Pillenſchachteln Brodem.
Am nächſten Morgen hat man kaum
Den Doktor mögen kennen,
Man ſah ihn lächeln wie im Traum
Und ſeine Wangen brennen;
Im heiligen Studiercloſet
Hört' man die Gläſer klingen,
Und ein miſtöniges Duett
Aus Uhukehlen dringen.
Nicht litt am Blute mehr der Mann,
Am Podagra und Grieße;
Sah er den dürren Franzel an,
So ſchien er ſich ein Rieſe;
Hat er den Franzel angeſehn
Mit ſeinem Gulden täglich,
So mußt er ſelber ſich geſtehn,
Es geh' ihm ganz erträglich.
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