Und sieh nur! drüben schreitet Der gute Pfarrer just, Er hat den Gast geleitet Und spricht aus voller Brust: "Es ist doch wahr! mein Haus, So nett und blank da droben, Ich muß es selber loben, Es nimmt sich einzig aus."
Donnerstag.
Winde rauschen, Flocken tanzen, Jede Schwalbe sucht das Haus, Nur der Pfarrer unerschrocken Segelt in den Sturm hinaus. Nicht zum besten sind die Pfade, Aber leidlich würd' es seyn, Trüg er unter seinem Mantel Nicht die Aepfel und den Wein.
Ach, ihm ist so wohl zu Muthe, Daß dem kranken Zimmermann Er die längst gegönnte Gabe Endlich einmal bieten kann. Immer muß er heimlich lachen, Wie die Anne Aepfel las, Und wie er den Wein stipitzte, Während sie im Keller saß.
Und ſieh nur! drüben ſchreitet Der gute Pfarrer juſt, Er hat den Gaſt geleitet Und ſpricht aus voller Bruſt: „Es iſt doch wahr! mein Haus, So nett und blank da droben, Ich muß es ſelber loben, Es nimmt ſich einzig aus.“
Donnerstag.
Winde rauſchen, Flocken tanzen, Jede Schwalbe ſucht das Haus, Nur der Pfarrer unerſchrocken Segelt in den Sturm hinaus. Nicht zum beſten ſind die Pfade, Aber leidlich würd' es ſeyn, Trüg er unter ſeinem Mantel Nicht die Aepfel und den Wein.
Ach, ihm iſt ſo wohl zu Muthe, Daß dem kranken Zimmermann Er die längſt gegönnte Gabe Endlich einmal bieten kann. Immer muß er heimlich lachen, Wie die Anne Aepfel las, Und wie er den Wein ſtipitzte, Während ſie im Keller ſaß.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0257"n="243"/><lgn="9"><l>Und ſieh nur! drüben ſchreitet</l><lb/><l>Der gute Pfarrer juſt,</l><lb/><l>Er hat den Gaſt geleitet</l><lb/><l>Und ſpricht aus voller Bruſt:</l><lb/><l>„Es iſt doch wahr! mein Haus,</l><lb/><l>So nett und blank da droben,</l><lb/><l>Ich muß es ſelber loben,</l><lb/><l>Es nimmt ſich einzig aus.“</l><lb/></lg></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div><divn="3"><head><hirendition="#g">Donnerstag</hi>.<lb/></head><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Winde rauſchen, Flocken tanzen,</l><lb/><l>Jede Schwalbe ſucht das Haus,</l><lb/><l>Nur der Pfarrer unerſchrocken</l><lb/><l>Segelt in den Sturm hinaus.</l><lb/><l>Nicht zum beſten ſind die Pfade,</l><lb/><l>Aber leidlich würd' es ſeyn,</l><lb/><l>Trüg er unter ſeinem Mantel</l><lb/><l>Nicht die Aepfel und den Wein.</l><lb/></lg><lgn="2"><l>Ach, ihm iſt ſo wohl zu Muthe,</l><lb/><l>Daß dem kranken Zimmermann</l><lb/><l>Er die längſt gegönnte Gabe</l><lb/><l>Endlich einmal bieten kann.</l><lb/><l>Immer muß er heimlich lachen,</l><lb/><l>Wie die Anne Aepfel las,</l><lb/><l>Und wie er den Wein ſtipitzte,</l><lb/><l>Während ſie im Keller ſaß.</l><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[243/0257]
Und ſieh nur! drüben ſchreitet
Der gute Pfarrer juſt,
Er hat den Gaſt geleitet
Und ſpricht aus voller Bruſt:
„Es iſt doch wahr! mein Haus,
So nett und blank da droben,
Ich muß es ſelber loben,
Es nimmt ſich einzig aus.“
Donnerstag.
Winde rauſchen, Flocken tanzen,
Jede Schwalbe ſucht das Haus,
Nur der Pfarrer unerſchrocken
Segelt in den Sturm hinaus.
Nicht zum beſten ſind die Pfade,
Aber leidlich würd' es ſeyn,
Trüg er unter ſeinem Mantel
Nicht die Aepfel und den Wein.
Ach, ihm iſt ſo wohl zu Muthe,
Daß dem kranken Zimmermann
Er die längſt gegönnte Gabe
Endlich einmal bieten kann.
Immer muß er heimlich lachen,
Wie die Anne Aepfel las,
Und wie er den Wein ſtipitzte,
Während ſie im Keller ſaß.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/257>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.