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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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An seinem Ohre hört er es raunen
Dumpf und hohl, wie gedämpfte Posaunen,
So an ihm raunt der gespenstige Scherg':

"Johannes Deweth! ich kenne dich!
Johann! du bist uns verfallen heut!
Bei deinem Heile, nicht lach' noch sprich,
Und rühre nicht an was man dir beut;
Vom Brode nur magst du brechen in Frieden,
Ewiges Heil ward dem Brode beschieden,
Als Christus in froner Nacht es geweiht!" --
Ob mehr gesprochen, man weiß es nicht,
Da seine Sinne der Bursche verlor,
Und spät erst hebt er sein bleiches Gesicht
Vom Estrich einer Halle empor;
Um ihn Gesumme, Geschwirr, Gemunkel,
Von tausend Flämmchen ein mattes Gefunkel,
Und drüber schwimmend ein Nebelflor.
Er reibt die Augen, er schwankt voran,
An hundert Tischen, die Halle entlang,
All edle Geschlechter, so Mann an Mann;
Es rühren die Gläser sich sonder Klang,
Es regen die Messer sich sonder Klirren,
Wechselnde Reden summen und schwirren,
Wie Glockengeläut, ein wirrer Gesang.
Ob jedem Haupte des Wappens Glast,
Das langsam schwellende Tropfen speit,
Und wenn sie fallen, dann zuckt der Gast,
Und drängt sich einen Moment zur Seit';

An ſeinem Ohre hört er es raunen
Dumpf und hohl, wie gedämpfte Poſaunen,
So an ihm raunt der geſpenſtige Scherg':

„Johannes Deweth! ich kenne dich!
Johann! du biſt uns verfallen heut!
Bei deinem Heile, nicht lach' noch ſprich,
Und rühre nicht an was man dir beut;
Vom Brode nur magſt du brechen in Frieden,
Ewiges Heil ward dem Brode beſchieden,
Als Chriſtus in froner Nacht es geweiht!“ —
Ob mehr geſprochen, man weiß es nicht,
Da ſeine Sinne der Burſche verlor,
Und ſpät erſt hebt er ſein bleiches Geſicht
Vom Eſtrich einer Halle empor;
Um ihn Geſumme, Geſchwirr, Gemunkel,
Von tauſend Flämmchen ein mattes Gefunkel,
Und drüber ſchwimmend ein Nebelflor.
Er reibt die Augen, er ſchwankt voran,
An hundert Tiſchen, die Halle entlang,
All edle Geſchlechter, ſo Mann an Mann;
Es rühren die Gläſer ſich ſonder Klang,
Es regen die Meſſer ſich ſonder Klirren,
Wechſelnde Reden ſummen und ſchwirren,
Wie Glockengeläut, ein wirrer Geſang.
Ob jedem Haupte des Wappens Glaſt,
Das langſam ſchwellende Tropfen ſpeit,
Und wenn ſie fallen, dann zuckt der Gaſt,
Und drängt ſich einen Moment zur Seit';
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[281/0295] An ſeinem Ohre hört er es raunen Dumpf und hohl, wie gedämpfte Poſaunen, So an ihm raunt der geſpenſtige Scherg': „Johannes Deweth! ich kenne dich! Johann! du biſt uns verfallen heut! Bei deinem Heile, nicht lach' noch ſprich, Und rühre nicht an was man dir beut; Vom Brode nur magſt du brechen in Frieden, Ewiges Heil ward dem Brode beſchieden, Als Chriſtus in froner Nacht es geweiht!“ — Ob mehr geſprochen, man weiß es nicht, Da ſeine Sinne der Burſche verlor, Und ſpät erſt hebt er ſein bleiches Geſicht Vom Eſtrich einer Halle empor; Um ihn Geſumme, Geſchwirr, Gemunkel, Von tauſend Flämmchen ein mattes Gefunkel, Und drüber ſchwimmend ein Nebelflor. Er reibt die Augen, er ſchwankt voran, An hundert Tiſchen, die Halle entlang, All edle Geſchlechter, ſo Mann an Mann; Es rühren die Gläſer ſich ſonder Klang, Es regen die Meſſer ſich ſonder Klirren, Wechſelnde Reden ſummen und ſchwirren, Wie Glockengeläut, ein wirrer Geſang. Ob jedem Haupte des Wappens Glaſt, Das langſam ſchwellende Tropfen ſpeit, Und wenn ſie fallen, dann zuckt der Gaſt, Und drängt ſich einen Moment zur Seit';

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/295>, abgerufen am 22.11.2024.