Was ist das? deutlich, nur getrübt Vom Dunst der hin und wieder schiebt, Ein Tisch, ein Licht, in Thurmes Mitten, Und nun, -- nun kömmt es hergeschritten, Ganz wie ein Schatten an der Wand, Es hebt den Arm, es regt die Hand, -- Nun ist es an den Tisch geglitten.
Und nieder sitzt es, langsam, steif, Was in der Hand? -- ein weißer Streif! -- Nun zieht es Etwas aus der Scheiden Und fingert mit den Händen beiden, Ein Ding, -- ein Stäbchen ungefähr, -- Dran fährt es langsam hin und her, Es scheint die Feder anzuschneiden.
Der Diener blinzt und blinzt hinaus: Der Schemen schwankt und bleichet aus, Noch sieht er es die Feder tunken, Da drüber gleitet es wie Funken, Und in demselbigen Moment Ist Alles in das Element Der spurlos finstern Nacht versunken.
Noch immer steht der Sigismund, Noch starrt er nach der Warte Rund, Ihn dünkt, des Weihers Flächen rauschen, Weit beugt er über'n Sims, zu lauschen; Ein Ruder! -- nein, die Schwäne ziehn! Grad hört er längs dem Ufergrün Sie sacht ihr tiefes Schnarchen tauschen.
Was iſt das? deutlich, nur getrübt Vom Dunſt der hin und wieder ſchiebt, Ein Tiſch, ein Licht, in Thurmes Mitten, Und nun, — nun kömmt es hergeſchritten, Ganz wie ein Schatten an der Wand, Es hebt den Arm, es regt die Hand, — Nun iſt es an den Tiſch geglitten.
Und nieder ſitzt es, langſam, ſteif, Was in der Hand? — ein weißer Streif! — Nun zieht es Etwas aus der Scheiden Und fingert mit den Händen beiden, Ein Ding, — ein Stäbchen ungefähr, — Dran fährt es langſam hin und her, Es ſcheint die Feder anzuſchneiden.
Der Diener blinzt und blinzt hinaus: Der Schemen ſchwankt und bleichet aus, Noch ſieht er es die Feder tunken, Da drüber gleitet es wie Funken, Und in demſelbigen Moment Iſt Alles in das Element Der ſpurlos finſtern Nacht verſunken.
Noch immer ſteht der Sigismund, Noch ſtarrt er nach der Warte Rund, Ihn dünkt, des Weihers Flächen rauſchen, Weit beugt er über'n Sims, zu lauſchen; Ein Ruder! — nein, die Schwäne ziehn! Grad hört er längs dem Ufergrün Sie ſacht ihr tiefes Schnarchen tauſchen.
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Was iſt das? deutlich, nur getrübt
Vom Dunſt der hin und wieder ſchiebt,
Ein Tiſch, ein Licht, in Thurmes Mitten,
Und nun, — nun kömmt es hergeſchritten,
Ganz wie ein Schatten an der Wand,
Es hebt den Arm, es regt die Hand, —
Nun iſt es an den Tiſch geglitten.
Und nieder ſitzt es, langſam, ſteif,
Was in der Hand? — ein weißer Streif! —
Nun zieht es Etwas aus der Scheiden
Und fingert mit den Händen beiden,
Ein Ding, — ein Stäbchen ungefähr, —
Dran fährt es langſam hin und her,
Es ſcheint die Feder anzuſchneiden.
Der Diener blinzt und blinzt hinaus:
Der Schemen ſchwankt und bleichet aus,
Noch ſieht er es die Feder tunken,
Da drüber gleitet es wie Funken,
Und in demſelbigen Moment
Iſt Alles in das Element
Der ſpurlos finſtern Nacht verſunken.
Noch immer ſteht der Sigismund,
Noch ſtarrt er nach der Warte Rund,
Ihn dünkt, des Weihers Flächen rauſchen,
Weit beugt er über'n Sims, zu lauſchen;
Ein Ruder! — nein, die Schwäne ziehn!
Grad hört er längs dem Ufergrün
Sie ſacht ihr tiefes Schnarchen tauſchen.
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/306>, abgerufen am 23.06.2024.
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