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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Er schließt das Fenster. -- "Licht, o Licht!" --
Doch mag das Junkerlein er nicht
So plötzlich aus dem Schlafe fassen,
Noch minder es im Saale lassen.
Sacht schiebt er sich dem Sessel ein,
Zieht sein korallnes Nösterlein,
-- Was klingelt drüben an den Tassen? --
Nein -- eine Fliege schnurrt im Glas!
Dem Alten wird die Stirne naß;
Die Möbeln stehn wie Todtenmaale,
Es regt und rüttelt sich im Saale,
Allmählig weicht die Thür zurück,
Und in demselben Augenblick
Schlägt an die Dogge im Portale.
Der Alte drückt sich dicht zu Hauf,
Er lauscht mit Doppelsinnen auf,
-- Ja! am Parket ein leises Streichen,
Wie Wiesel nach der Stiege schleichen --
Und immer härter, Tapp an Tapp,
Wie mit Sandalen, auf und ab,
Es kömmt -- es naht -- er hört es keuchen; --
Sein Sessel knackt! -- ihm schwimmt das Hirn --
Ein Odem, dicht an seiner Stirn!
Da fährt er auf und wild zurücke,
Errafft das Kind mit blindem Glücke
Und stürzt den Corridor entlang.
O, Gott sey Dank! ein Licht im Gang,
Die Kutsche rasselt auf die Brücke!

Er ſchließt das Fenſter. — „Licht, o Licht!“ —
Doch mag das Junkerlein er nicht
So plötzlich aus dem Schlafe faſſen,
Noch minder es im Saale laſſen.
Sacht ſchiebt er ſich dem Seſſel ein,
Zieht ſein korallnes Nöſterlein,
— Was klingelt drüben an den Taſſen? —
Nein — eine Fliege ſchnurrt im Glas!
Dem Alten wird die Stirne naß;
Die Möbeln ſtehn wie Todtenmaale,
Es regt und rüttelt ſich im Saale,
Allmählig weicht die Thür zurück,
Und in demſelben Augenblick
Schlägt an die Dogge im Portale.
Der Alte drückt ſich dicht zu Hauf,
Er lauſcht mit Doppelſinnen auf,
— Ja! am Parket ein leiſes Streichen,
Wie Wieſel nach der Stiege ſchleichen —
Und immer härter, Tapp an Tapp,
Wie mit Sandalen, auf und ab,
Es kömmt — es naht — er hört es keuchen; —
Sein Seſſel knackt! — ihm ſchwimmt das Hirn —
Ein Odem, dicht an ſeiner Stirn!
Da fährt er auf und wild zurücke,
Errafft das Kind mit blindem Glücke
Und ſtürzt den Corridor entlang.
O, Gott ſey Dank! ein Licht im Gang,
Die Kutſche raſſelt auf die Brücke!

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[293/0307] Er ſchließt das Fenſter. — „Licht, o Licht!“ — Doch mag das Junkerlein er nicht So plötzlich aus dem Schlafe faſſen, Noch minder es im Saale laſſen. Sacht ſchiebt er ſich dem Seſſel ein, Zieht ſein korallnes Nöſterlein, — Was klingelt drüben an den Taſſen? — Nein — eine Fliege ſchnurrt im Glas! Dem Alten wird die Stirne naß; Die Möbeln ſtehn wie Todtenmaale, Es regt und rüttelt ſich im Saale, Allmählig weicht die Thür zurück, Und in demſelben Augenblick Schlägt an die Dogge im Portale. Der Alte drückt ſich dicht zu Hauf, Er lauſcht mit Doppelſinnen auf, — Ja! am Parket ein leiſes Streichen, Wie Wieſel nach der Stiege ſchleichen — Und immer härter, Tapp an Tapp, Wie mit Sandalen, auf und ab, Es kömmt — es naht — er hört es keuchen; — Sein Seſſel knackt! — ihm ſchwimmt das Hirn — Ein Odem, dicht an ſeiner Stirn! Da fährt er auf und wild zurücke, Errafft das Kind mit blindem Glücke Und ſtürzt den Corridor entlang. O, Gott ſey Dank! ein Licht im Gang, Die Kutſche raſſelt auf die Brücke!

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/307>, abgerufen am 22.11.2024.