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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Und drinnen stimmt ein schwaches Licht, ihr seht es freilich
nicht von weiten,
Alljährlich nur in dieser Nacht, sonst stehen Thür und Thor
verrammelt,
In einem Hinterbaue brennts, wo die Gesellschaft sich
versammelt;
Ihr trefft sie bis der Hahn gekräht, --"
Der Täuscher wendet sich und geht.

Wie trunken schwankt er durch den Hof, schwankt in die
buntgefüllte Halle;
Der Kannen Klappen, das Geschrei -- ihm ist als ob die
Decke falle;
Und seufzend löst vom Gürtel er die Lederkatze, und beklommen
Läßt er den ärmlichen Gehalt so Stück vor Stück zu Tage kommen;
Dann springt er auf, sein Sporenklang
Klirrt trotzig das Gehöft entlang.
Doch was er rufen, pfeifen mag, leer ist der Stall, nur
aus den Raufen
Hängt wirres Heu wie sträubend Haar, und drunter dam¬
pfen Strohes Haufen,
Nur der Laterne feuchter Docht wirft Flämmchen auf mit
leichtem Knallen,
Und läßt ein seltsam zuckend Licht um den gestreckten Rappen
fallen,
Und in der Fensterscheibe steht
Des Mondes bleiche Majestät.

Und drinnen ſtimmt ein ſchwaches Licht, ihr ſeht es freilich
nicht von weiten,
Alljährlich nur in dieſer Nacht, ſonſt ſtehen Thür und Thor
verrammelt,
In einem Hinterbaue brennts, wo die Geſellſchaft ſich
verſammelt;
Ihr trefft ſie bis der Hahn gekräht, —“
Der Täuſcher wendet ſich und geht.

Wie trunken ſchwankt er durch den Hof, ſchwankt in die
buntgefüllte Halle;
Der Kannen Klappen, das Geſchrei — ihm iſt als ob die
Decke falle;
Und ſeufzend löst vom Gürtel er die Lederkatze, und beklommen
Läßt er den ärmlichen Gehalt ſo Stück vor Stück zu Tage kommen;
Dann ſpringt er auf, ſein Sporenklang
Klirrt trotzig das Gehöft entlang.
Doch was er rufen, pfeifen mag, leer iſt der Stall, nur
aus den Raufen
Hängt wirres Heu wie ſträubend Haar, und drunter dam¬
pfen Strohes Haufen,
Nur der Laterne feuchter Docht wirft Flämmchen auf mit
leichtem Knallen,
Und läßt ein ſeltſam zuckend Licht um den geſtreckten Rappen
fallen,
Und in der Fenſterſcheibe ſteht
Des Mondes bleiche Majeſtät.
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[374/0388] Und drinnen ſtimmt ein ſchwaches Licht, ihr ſeht es freilich nicht von weiten, Alljährlich nur in dieſer Nacht, ſonſt ſtehen Thür und Thor verrammelt, In einem Hinterbaue brennts, wo die Geſellſchaft ſich verſammelt; Ihr trefft ſie bis der Hahn gekräht, —“ Der Täuſcher wendet ſich und geht. Wie trunken ſchwankt er durch den Hof, ſchwankt in die buntgefüllte Halle; Der Kannen Klappen, das Geſchrei — ihm iſt als ob die Decke falle; Und ſeufzend löst vom Gürtel er die Lederkatze, und beklommen Läßt er den ärmlichen Gehalt ſo Stück vor Stück zu Tage kommen; Dann ſpringt er auf, ſein Sporenklang Klirrt trotzig das Gehöft entlang. Doch was er rufen, pfeifen mag, leer iſt der Stall, nur aus den Raufen Hängt wirres Heu wie ſträubend Haar, und drunter dam¬ pfen Strohes Haufen, Nur der Laterne feuchter Docht wirft Flämmchen auf mit leichtem Knallen, Und läßt ein ſeltſam zuckend Licht um den geſtreckten Rappen fallen, Und in der Fenſterſcheibe ſteht Des Mondes bleiche Majeſtät.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/388>, abgerufen am 22.11.2024.