Hoch schlägt die Brunst am Giebel auf, Gewieher kreischt aus Stall und Scheunen, Der Eimer fliegt hinab, hinauf, umhergestoßne Kinder weinen, Und zögernd steigt das Morgenroth Dem doppelt Glut entgegen loht.
Es war beim ersten Hahnenschrei als alle Bürger aufge¬ schüttert Mit Schlossenpfeifen Knall auf Knall; so gräulich hat es nie gewittert! Grad ob des reichen Böhmen Dach, des Täuschers, ballte sich das Wetter, Wo Blitz an Blitze niederzuckt, mit ohrbetäubendem Ge¬ schmetter, Nun überall an Scheun' und Haus Prasselt der Flammenhaag hinaus.
Im Hof die Knechte hin und her mit Axt und Beilen fluchend rennen, Wer schob die innern Riegel vor? die Thüren weichen nicht und brennen, "Der Herr! der Herr!" ruft's hier und dort: "wo ist der Herr!" daß Gott ihm gnade, An seinem Kammerfenster leckt die Loh' aus der geschlossnen Lade! Und eben krachte in's Portal Die Stiege zu dem obern Saal!
Hoch ſchlägt die Brunſt am Giebel auf, Gewieher kreiſcht aus Stall und Scheunen, Der Eimer fliegt hinab, hinauf, umhergeſtoßne Kinder weinen, Und zögernd ſteigt das Morgenroth Dem doppelt Glut entgegen loht.
Es war beim erſten Hahnenſchrei als alle Bürger aufge¬ ſchüttert Mit Schloſſenpfeifen Knall auf Knall; ſo gräulich hat es nie gewittert! Grad ob des reichen Böhmen Dach, des Täuſchers, ballte ſich das Wetter, Wo Blitz an Blitze niederzuckt, mit ohrbetäubendem Ge¬ ſchmetter, Nun überall an Scheun' und Haus Praſſelt der Flammenhaag hinaus.
Im Hof die Knechte hin und her mit Axt und Beilen fluchend rennen, Wer ſchob die innern Riegel vor? die Thüren weichen nicht und brennen, „Der Herr! der Herr!“ ruft's hier und dort: „wo iſt der Herr!“ daß Gott ihm gnade, An ſeinem Kammerfenſter leckt die Loh' aus der geſchloſſnen Lade! Und eben krachte in's Portal Die Stiege zu dem obern Saal!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="1"><pbfacs="#f0405"n="391"/><l>Hoch ſchlägt die Brunſt am Giebel auf, Gewieher kreiſcht</l><lb/><l>aus Stall und Scheunen,</l><lb/><l>Der Eimer fliegt hinab, hinauf, umhergeſtoßne Kinder</l><lb/><l>weinen,</l><lb/><l>Und zögernd ſteigt das Morgenroth</l><lb/><l>Dem doppelt Glut entgegen loht.</l><lb/></lg><lgn="2"><l>Es war beim erſten Hahnenſchrei als alle Bürger aufge¬</l><lb/><l>ſchüttert</l><lb/><l>Mit Schloſſenpfeifen Knall auf Knall; ſo gräulich hat es nie</l><lb/><l>gewittert!</l><lb/><l>Grad ob des reichen Böhmen Dach, des Täuſchers, ballte</l><lb/><l>ſich das Wetter,</l><lb/><l>Wo Blitz an Blitze niederzuckt, mit ohrbetäubendem Ge¬</l><lb/><l>ſchmetter,</l><lb/><l>Nun überall an Scheun' und Haus</l><lb/><l>Praſſelt der Flammenhaag hinaus.</l><lb/></lg><lgn="3"><l>Im Hof die Knechte hin und her mit Axt und Beilen fluchend</l><lb/><l>rennen,</l><lb/><l>Wer ſchob die innern Riegel vor? die Thüren weichen nicht</l><lb/><l>und brennen,</l><lb/><l>„Der Herr! der Herr!“ ruft's hier und dort: „wo iſt der Herr!“</l><lb/><l>daß Gott ihm gnade,</l><lb/><l>An ſeinem Kammerfenſter leckt die Loh' aus der geſchloſſnen</l><lb/><l>Lade!</l><lb/><l>Und eben krachte in's Portal</l><lb/><l>Die Stiege zu dem obern Saal!</l><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[391/0405]
Hoch ſchlägt die Brunſt am Giebel auf, Gewieher kreiſcht
aus Stall und Scheunen,
Der Eimer fliegt hinab, hinauf, umhergeſtoßne Kinder
weinen,
Und zögernd ſteigt das Morgenroth
Dem doppelt Glut entgegen loht.
Es war beim erſten Hahnenſchrei als alle Bürger aufge¬
ſchüttert
Mit Schloſſenpfeifen Knall auf Knall; ſo gräulich hat es nie
gewittert!
Grad ob des reichen Böhmen Dach, des Täuſchers, ballte
ſich das Wetter,
Wo Blitz an Blitze niederzuckt, mit ohrbetäubendem Ge¬
ſchmetter,
Nun überall an Scheun' und Haus
Praſſelt der Flammenhaag hinaus.
Im Hof die Knechte hin und her mit Axt und Beilen fluchend
rennen,
Wer ſchob die innern Riegel vor? die Thüren weichen nicht
und brennen,
„Der Herr! der Herr!“ ruft's hier und dort: „wo iſt der Herr!“
daß Gott ihm gnade,
An ſeinem Kammerfenſter leckt die Loh' aus der geſchloſſnen
Lade!
Und eben krachte in's Portal
Die Stiege zu dem obern Saal!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/405>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.