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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Sah wehn um Kriegerschultern breit!
Was schonte jemals Schwärmerwuth?
Was mehr noch ein Verbrecher, der
Soldat nur ist von ungefähr?
Die Fenster klirren, vom Gestell
Apostel schmettern, schwankend zischt
Die ew'ge Lampe und erlischt.
Vom Lanzenstich der Märtyrer
Zum zweitenmal wird todeswund.
Reliquien bestreu'n den Grund,
Von Hammerschlägen, Speeres Stoß
Reißt der Altar sich krachend los,
Und "Hussah Braunschweig!" bricht es ein.
Zierrathen splittern auf den Stein,
Und heulend muß die Glocke gellen,
Jetzt ein Signal den Raubgesellen.
Schau, dort ein bärtiger Bandit
Selb einem Andern stampft und glüht.
"Ha, dort ein Kruzifixchen noch
Im Winkel; Silber muß es seyn!"
Er schiebt sich hin, so schlau und scheu,
Vermeidend des Gefährten Blick.
Nun faßt er es -- ein lauter Schrei!
Und wie ein Block er stürzt zurück;
War nicht schon nah sein Kamerad,
Leicht kam es, daß man ihn zertrat.
Doch nun, im Winkel hingestreckt,
Die Stirn er mit den Händen deckt,
Nur leise ächzend, nun und dann:
"Der Teufel -- Teufel -- sah mich an!"

Sah wehn um Kriegerſchultern breit!
Was ſchonte jemals Schwärmerwuth?
Was mehr noch ein Verbrecher, der
Soldat nur iſt von ungefähr?
Die Fenſter klirren, vom Geſtell
Apoſtel ſchmettern, ſchwankend ziſcht
Die ew'ge Lampe und erliſcht.
Vom Lanzenſtich der Märtyrer
Zum zweitenmal wird todeswund.
Reliquien beſtreu'n den Grund,
Von Hammerſchlägen, Speeres Stoß
Reißt der Altar ſich krachend los,
Und „Huſſah Braunſchweig!“ bricht es ein.
Zierrathen ſplittern auf den Stein,
Und heulend muß die Glocke gellen,
Jetzt ein Signal den Raubgeſellen.
Schau, dort ein bärtiger Bandit
Selb einem Andern ſtampft und glüht.
„Ha, dort ein Kruzifixchen noch
Im Winkel; Silber muß es ſeyn!“
Er ſchiebt ſich hin, ſo ſchlau und ſcheu,
Vermeidend des Gefährten Blick.
Nun faßt er es — ein lauter Schrei!
Und wie ein Block er ſtürzt zurück;
War nicht ſchon nah ſein Kamerad,
Leicht kam es, daß man ihn zertrat.
Doch nun, im Winkel hingeſtreckt,
Die Stirn er mit den Händen deckt,
Nur leiſe ächzend, nun und dann:
„Der Teufel — Teufel — ſah mich an!“

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[512/0526] Sah wehn um Kriegerſchultern breit! Was ſchonte jemals Schwärmerwuth? Was mehr noch ein Verbrecher, der Soldat nur iſt von ungefähr? Die Fenſter klirren, vom Geſtell Apoſtel ſchmettern, ſchwankend ziſcht Die ew'ge Lampe und erliſcht. Vom Lanzenſtich der Märtyrer Zum zweitenmal wird todeswund. Reliquien beſtreu'n den Grund, Von Hammerſchlägen, Speeres Stoß Reißt der Altar ſich krachend los, Und „Huſſah Braunſchweig!“ bricht es ein. Zierrathen ſplittern auf den Stein, Und heulend muß die Glocke gellen, Jetzt ein Signal den Raubgeſellen. Schau, dort ein bärtiger Bandit Selb einem Andern ſtampft und glüht. „Ha, dort ein Kruzifixchen noch Im Winkel; Silber muß es ſeyn!“ Er ſchiebt ſich hin, ſo ſchlau und ſcheu, Vermeidend des Gefährten Blick. Nun faßt er es — ein lauter Schrei! Und wie ein Block er ſtürzt zurück; War nicht ſchon nah ſein Kamerad, Leicht kam es, daß man ihn zertrat. Doch nun, im Winkel hingeſtreckt, Die Stirn er mit den Händen deckt, Nur leiſe ächzend, nun und dann: „Der Teufel — Teufel — ſah mich an!“

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/526>, abgerufen am 22.11.2024.