"Wir werden arm, und ihr nicht reich. "Zum ersten Mal im Leben ich "Schau einen Fürsten, sicherlich; "Und ihr seht ganz so adelich "Wie Fürsten sollen." O Geduld! Fast blendet ihn das Muskelspiel. "Gebt mir dies Zeichen Eurer Huld, "Was Euch so wenig, mir so viel. "Gedenkt wie Cyrus alter Zeit "Hat den Zorobabel erfreut, "Dem er die Heiligthümer gab "Zu beten an der Väter Grab; "Wie Julian der Apostat" -- Spricht Styrum lachend: "Schmucke Wahl, "Mit Apostaten uns zumal, "Mit Juden deine Schaar vergleichen: "Mein Alter das sind schlimme Zeichen! "War Julian ein Apostat, "Du scheinst mir halber Renegat." Was nun den Herzog hat gerührt, War es das Wort so schlicht geführt, War es das Zutraun unverdeckt, Ein Zug der ihm Erinn'rung weckt: Genug er winkt, er spricht ein Wort, Und lachend wandert Styrum fort. Wie war doch unser Mönch so froh, Als er die Kreuzreliquie sah; Er faßt sie an dem Rande, so, Dem heil'gen Splitter nicht zu nah; Und vor dem Herzog bückt er sich,
„Wir werden arm, und ihr nicht reich. „Zum erſten Mal im Leben ich „Schau einen Fürſten, ſicherlich; „Und ihr ſeht ganz ſo adelich „Wie Fürſten ſollen.“ O Geduld! Faſt blendet ihn das Muskelſpiel. „Gebt mir dies Zeichen Eurer Huld, „Was Euch ſo wenig, mir ſo viel. „Gedenkt wie Cyrus alter Zeit „Hat den Zorobabel erfreut, „Dem er die Heiligthümer gab „Zu beten an der Väter Grab; „Wie Julian der Apoſtat“ — Spricht Styrum lachend: „Schmucke Wahl, „Mit Apoſtaten uns zumal, „Mit Juden deine Schaar vergleichen: „Mein Alter das ſind ſchlimme Zeichen! „War Julian ein Apoſtat, „Du ſcheinſt mir halber Renegat.“ Was nun den Herzog hat gerührt, War es das Wort ſo ſchlicht geführt, War es das Zutraun unverdeckt, Ein Zug der ihm Erinn'rung weckt: Genug er winkt, er ſpricht ein Wort, Und lachend wandert Styrum fort. Wie war doch unſer Mönch ſo froh, Als er die Kreuzreliquie ſah; Er faßt ſie an dem Rande, ſo, Dem heil'gen Splitter nicht zu nah; Und vor dem Herzog bückt er ſich,
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„Wir werden arm, und ihr nicht reich.
„Zum erſten Mal im Leben ich
„Schau einen Fürſten, ſicherlich;
„Und ihr ſeht ganz ſo adelich
„Wie Fürſten ſollen.“ O Geduld!
Faſt blendet ihn das Muskelſpiel.
„Gebt mir dies Zeichen Eurer Huld,
„Was Euch ſo wenig, mir ſo viel.
„Gedenkt wie Cyrus alter Zeit
„Hat den Zorobabel erfreut,
„Dem er die Heiligthümer gab
„Zu beten an der Väter Grab;
„Wie Julian der Apoſtat“ —
Spricht Styrum lachend: „Schmucke Wahl,
„Mit Apoſtaten uns zumal,
„Mit Juden deine Schaar vergleichen:
„Mein Alter das ſind ſchlimme Zeichen!
„War Julian ein Apoſtat,
„Du ſcheinſt mir halber Renegat.“
Was nun den Herzog hat gerührt,
War es das Wort ſo ſchlicht geführt,
War es das Zutraun unverdeckt,
Ein Zug der ihm Erinn'rung weckt:
Genug er winkt, er ſpricht ein Wort,
Und lachend wandert Styrum fort.
Wie war doch unſer Mönch ſo froh,
Als er die Kreuzreliquie ſah;
Er faßt ſie an dem Rande, ſo,
Dem heil'gen Splitter nicht zu nah;
Und vor dem Herzog bückt er ſich,
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/536>, abgerufen am 22.11.2024.
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