Wenn Windeszug entlang der Kluft Mit Seufzern füllt die graue Luft, Und Uhu's Auge auf der Wacht Vom Riffe leuchtet: doch bei Nacht Wohl standest du am Meere je, Und hörtest wie der Wellenschlag Sich wühlend am Gestade brach? Ein wüstes Unthier ist die See, Wenn schwärzer als die Dunkelheit Hascht Wog' auf Woge nach dem Strand. Doch schauriger die Haide weit, Wo Lichter flattern über's Moor, Die Kröte unter'm Rasen schrillt. Bei jedem Tritt es schwankt und quillt, Und dampfend aus dem Grund empor Sich Nebelchaos wirbelnd streckt, Wie Geisterhüllen halb geweckt, Als wollten die Atome ringen Sich los aus Gras und Krautes Schlingen, Die vor der grauen Sündfluth Zeit Lebend'gen Odems sich gefreut. Auf Gräbern glaubst du nur zu schreiten, Durch halbgeformten Leib zu gleiten; Die Mährchen deiner Kinderzeiten Sich unabwendbar drängen an: Fast glaubst du an den Haidemann. Es ist kein Trug, dort rückt er an! Nein! Menschenstimmen, männlich Eine, Die andre Vögeln gleich an Feine. "Gertrude, war das wohlgethan?
Wenn Windeszug entlang der Kluft Mit Seufzern füllt die graue Luft, Und Uhu's Auge auf der Wacht Vom Riffe leuchtet: doch bei Nacht Wohl ſtandeſt du am Meere je, Und hörteſt wie der Wellenſchlag Sich wühlend am Geſtade brach? Ein wüſtes Unthier iſt die See, Wenn ſchwärzer als die Dunkelheit Haſcht Wog' auf Woge nach dem Strand. Doch ſchauriger die Haide weit, Wo Lichter flattern über's Moor, Die Kröte unter'm Raſen ſchrillt. Bei jedem Tritt es ſchwankt und quillt, Und dampfend aus dem Grund empor Sich Nebelchaos wirbelnd ſtreckt, Wie Geiſterhüllen halb geweckt, Als wollten die Atome ringen Sich los aus Gras und Krautes Schlingen, Die vor der grauen Sündfluth Zeit Lebend'gen Odems ſich gefreut. Auf Gräbern glaubſt du nur zu ſchreiten, Durch halbgeformten Leib zu gleiten; Die Mährchen deiner Kinderzeiten Sich unabwendbar drängen an: Faſt glaubſt du an den Haidemann. Es iſt kein Trug, dort rückt er an! Nein! Menſchenſtimmen, männlich Eine, Die andre Vögeln gleich an Feine. „Gertrude, war das wohlgethan?
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Wenn Windeszug entlang der Kluft
Mit Seufzern füllt die graue Luft,
Und Uhu's Auge auf der Wacht
Vom Riffe leuchtet: doch bei Nacht
Wohl ſtandeſt du am Meere je,
Und hörteſt wie der Wellenſchlag
Sich wühlend am Geſtade brach?
Ein wüſtes Unthier iſt die See,
Wenn ſchwärzer als die Dunkelheit
Haſcht Wog' auf Woge nach dem Strand.
Doch ſchauriger die Haide weit,
Wo Lichter flattern über's Moor,
Die Kröte unter'm Raſen ſchrillt.
Bei jedem Tritt es ſchwankt und quillt,
Und dampfend aus dem Grund empor
Sich Nebelchaos wirbelnd ſtreckt,
Wie Geiſterhüllen halb geweckt,
Als wollten die Atome ringen
Sich los aus Gras und Krautes Schlingen,
Die vor der grauen Sündfluth Zeit
Lebend'gen Odems ſich gefreut.
Auf Gräbern glaubſt du nur zu ſchreiten,
Durch halbgeformten Leib zu gleiten;
Die Mährchen deiner Kinderzeiten
Sich unabwendbar drängen an:
Faſt glaubſt du an den Haidemann.
Es iſt kein Trug, dort rückt er an!
Nein! Menſchenſtimmen, männlich Eine,
Die andre Vögeln gleich an Feine.
„Gertrude, war das wohlgethan?
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/538>, abgerufen am 22.11.2024.
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