9) Der Lieutenant Platow hieß nicht nur, sondern war wirklich be¬ stellter Brandmeister im Heere.
10) Ahaus, eine kleine Stadt, fast am Eingange eines bedeutenden Fichtenwaldes, des Liesner, der sich bis an das Schlachtfeld, Loener Bruch, eine starke Stunde weit erstreckt. Sie war früher befestigt, doch zu jener Zeit waren die Werke bereits zerfallen; nur stand noch eine Veste in der Stadt, die ihrem Namen aber wenig entsprach.
11) In den letzten Tagen vor der entscheidenden Schlacht erhielt Braun¬ schweig drei Briefe von Mansfeld; der erste: "er werde ihm unfehlbar zu Hülfe kommen"; der zweite schon in zweifelnden und ausweichenden Aus¬ drücken; endlich am Abend vor dem Treffen: "er möge sich durchhelfen so gut es gehe, und auf ihn nicht ferner rechnen."
12) Spar, Obrist eines Regiments Landsknechte. Die übrigen bedeuten¬ den Anführer in Christians Heere waren: Herzog Friedrich von Sachsen- Altenburg, Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar, Obrist Schniken, die Obristen Tolle, Thurn und noch einige Andere, die in der Schlacht eine weniger bedeutende Rolle spielten.
13) Johannes May, eine fingirte Person, und nicht zu verwechseln mit dem Obristen May, einem der unbedeutenderen Anführer Christians. Die Sage, daß in der letzten Zeit sich mancherlei Anschläge und Verschwörungen gegen den Braunschweig angesponnen, die aber alle, mitunter durch die seltsamsten Zufälle, gescheitert, hat mich veranlaßt diese Episode einzu¬ schieben.
14) Groß Burloh, ein Cisterzienser Kloster, etwa eine Meile von Ahaus gelegen.
15) Ottenstein, ein hübscher damals befestigter Flecken in einer anmu¬ thigen Wiesengegend, etwa eine Meile von Stadtloen, und der holländi¬ schen Grenze nah.
16) Liesner, Name jenes Fichtenwaldes, wovon Anm. 10 Rede ist.
Anmerkungen zum zweiten Gesang.
1) "Siehst drüben du den stolzen Bau?" Einer der letzten gefürsteten Bischöfe von Münster, Clemens August von Bayern, baute ein schönes und großes Lustschloß in der Stadt Ahaus, vor etwa hundert Jahren.
2) Bethlem Gabor, Fürst von Siebenbürgen, versuchte zugleich mit Friedrich von der Pfalz seinen Fürstenhut mit einer Königskrone zu vertauschen und mit Hülfe der Pforte das Zepter von Ungarn an sich zu reißen. Die Geschichte dieses Unternehmens ist lang, allgemein bekannt, und gehört nicht hieher. Jetzt war er geschlagen und hatte sich nach Prag gewendet, doch noch mit einer bedeutenden Macht und großen Hoffnungen im Vertrauen auf den Beistand der Pforte, Christians Plan war, sich wo möglich mit ihm zu vereinigen.
9) Der Lieutenant Platow hieß nicht nur, ſondern war wirklich be¬ ſtellter Brandmeiſter im Heere.
10) Ahaus, eine kleine Stadt, faſt am Eingange eines bedeutenden Fichtenwaldes, des Liesner, der ſich bis an das Schlachtfeld, Loener Bruch, eine ſtarke Stunde weit erſtreckt. Sie war früher befeſtigt, doch zu jener Zeit waren die Werke bereits zerfallen; nur ſtand noch eine Veſte in der Stadt, die ihrem Namen aber wenig entſprach.
11) In den letzten Tagen vor der entſcheidenden Schlacht erhielt Braun¬ ſchweig drei Briefe von Mansfeld; der erſte: „er werde ihm unfehlbar zu Hülfe kommen“; der zweite ſchon in zweifelnden und ausweichenden Aus¬ drücken; endlich am Abend vor dem Treffen: „er möge ſich durchhelfen ſo gut es gehe, und auf ihn nicht ferner rechnen.“
12) Spar, Obriſt eines Regiments Landsknechte. Die übrigen bedeuten¬ den Anführer in Chriſtians Heere waren: Herzog Friedrich von Sachſen- Altenburg, Herzog Wilhelm von Sachſen-Weimar, Obriſt Schniken, die Obriſten Tolle, Thurn und noch einige Andere, die in der Schlacht eine weniger bedeutende Rolle ſpielten.
13) Johannes May, eine fingirte Perſon, und nicht zu verwechſeln mit dem Obriſten May, einem der unbedeutenderen Anführer Chriſtians. Die Sage, daß in der letzten Zeit ſich mancherlei Anſchläge und Verſchwörungen gegen den Braunſchweig angeſponnen, die aber alle, mitunter durch die ſeltſamſten Zufälle, geſcheitert, hat mich veranlaßt dieſe Epiſode einzu¬ ſchieben.
14) Groß Burloh, ein Ciſterzienſer Kloſter, etwa eine Meile von Ahaus gelegen.
15) Ottenſtein, ein hübſcher damals befeſtigter Flecken in einer anmu¬ thigen Wieſengegend, etwa eine Meile von Stadtloen, und der holländi¬ ſchen Grenze nah.
16) Liesner, Name jenes Fichtenwaldes, wovon Anm. 10 Rede iſt.
Anmerkungen zum zweiten Geſang.
1) „Siehſt drüben du den ſtolzen Bau?“ Einer der letzten gefürſteten Biſchöfe von Münſter, Clemens Auguſt von Bayern, baute ein ſchönes und großes Luſtſchloß in der Stadt Ahaus, vor etwa hundert Jahren.
2) Bethlem Gabor, Fürſt von Siebenbürgen, verſuchte zugleich mit Friedrich von der Pfalz ſeinen Fürſtenhut mit einer Königskrone zu vertauſchen und mit Hülfe der Pforte das Zepter von Ungarn an ſich zu reißen. Die Geſchichte dieſes Unternehmens iſt lang, allgemein bekannt, und gehört nicht hieher. Jetzt war er geſchlagen und hatte ſich nach Prag gewendet, doch noch mit einer bedeutenden Macht und großen Hoffnungen im Vertrauen auf den Beiſtand der Pforte, Chriſtians Plan war, ſich wo möglich mit ihm zu vereinigen.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0587"n="573"/><p>9) Der Lieutenant Platow hieß nicht nur, ſondern war wirklich be¬<lb/>ſtellter Brandmeiſter im Heere.</p><lb/><p>10) Ahaus, eine kleine Stadt, faſt am Eingange eines bedeutenden<lb/>
Fichtenwaldes, des <hirendition="#g">Liesner</hi>, der ſich bis an das Schlachtfeld, Loener<lb/>
Bruch, eine ſtarke Stunde weit erſtreckt. Sie war früher befeſtigt, doch zu<lb/>
jener Zeit waren die Werke bereits zerfallen; nur ſtand noch eine Veſte in<lb/>
der Stadt, die ihrem Namen aber wenig entſprach.</p><lb/><p>11) In den letzten Tagen vor der entſcheidenden Schlacht erhielt Braun¬<lb/>ſchweig drei Briefe von Mansfeld; der erſte: „er werde ihm unfehlbar zu<lb/>
Hülfe kommen“; der zweite ſchon in zweifelnden und ausweichenden Aus¬<lb/>
drücken; endlich am Abend vor dem Treffen: „er möge ſich durchhelfen ſo<lb/>
gut es gehe, und auf ihn nicht ferner rechnen.“</p><lb/><p>12) Spar, Obriſt eines Regiments Landsknechte. Die übrigen bedeuten¬<lb/>
den Anführer in Chriſtians Heere waren: Herzog Friedrich von Sachſen-<lb/>
Altenburg, Herzog Wilhelm von Sachſen-Weimar, Obriſt Schniken, die<lb/>
Obriſten Tolle, Thurn und noch einige Andere, die in der Schlacht eine<lb/>
weniger bedeutende Rolle ſpielten.</p><lb/><p>13) Johannes May, eine fingirte Perſon, und nicht zu verwechſeln mit<lb/>
dem Obriſten May, einem der unbedeutenderen Anführer Chriſtians. Die<lb/>
Sage, daß in der letzten Zeit ſich mancherlei Anſchläge und Verſchwörungen<lb/>
gegen den Braunſchweig angeſponnen, die aber alle, mitunter durch die<lb/>ſeltſamſten Zufälle, geſcheitert, hat mich veranlaßt dieſe Epiſode einzu¬<lb/>ſchieben.</p><lb/><p>14) Groß Burloh, ein Ciſterzienſer Kloſter, etwa eine Meile von Ahaus<lb/>
gelegen.</p><lb/><p>15) Ottenſtein, ein hübſcher damals befeſtigter Flecken in einer anmu¬<lb/>
thigen Wieſengegend, etwa eine Meile von Stadtloen, und der holländi¬<lb/>ſchen Grenze nah.</p><lb/><p>16) Liesner, Name jenes Fichtenwaldes, wovon Anm. 10 Rede iſt.</p><lb/></div><divn="1"><head><hirendition="#b">Anmerkungen zum zweiten Geſang.</hi><lb/></head><p>1) „Siehſt drüben du den ſtolzen Bau?“ Einer der letzten gefürſteten<lb/>
Biſchöfe von Münſter, Clemens Auguſt von Bayern, baute ein ſchönes und<lb/>
großes Luſtſchloß in der Stadt Ahaus, vor etwa hundert Jahren.</p><lb/><p>2) Bethlem Gabor, Fürſt von Siebenbürgen, verſuchte zugleich mit<lb/>
Friedrich von der Pfalz ſeinen Fürſtenhut mit einer Königskrone zu vertauſchen<lb/>
und mit Hülfe der Pforte das Zepter von Ungarn an ſich zu reißen. Die<lb/>
Geſchichte dieſes Unternehmens iſt lang, allgemein bekannt, und gehört<lb/>
nicht hieher. Jetzt war er geſchlagen und hatte ſich nach Prag gewendet,<lb/>
doch noch mit einer bedeutenden Macht und großen Hoffnungen im<lb/>
Vertrauen auf den Beiſtand der Pforte, Chriſtians Plan war, ſich wo<lb/>
möglich mit ihm zu vereinigen.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[573/0587]
9) Der Lieutenant Platow hieß nicht nur, ſondern war wirklich be¬
ſtellter Brandmeiſter im Heere.
10) Ahaus, eine kleine Stadt, faſt am Eingange eines bedeutenden
Fichtenwaldes, des Liesner, der ſich bis an das Schlachtfeld, Loener
Bruch, eine ſtarke Stunde weit erſtreckt. Sie war früher befeſtigt, doch zu
jener Zeit waren die Werke bereits zerfallen; nur ſtand noch eine Veſte in
der Stadt, die ihrem Namen aber wenig entſprach.
11) In den letzten Tagen vor der entſcheidenden Schlacht erhielt Braun¬
ſchweig drei Briefe von Mansfeld; der erſte: „er werde ihm unfehlbar zu
Hülfe kommen“; der zweite ſchon in zweifelnden und ausweichenden Aus¬
drücken; endlich am Abend vor dem Treffen: „er möge ſich durchhelfen ſo
gut es gehe, und auf ihn nicht ferner rechnen.“
12) Spar, Obriſt eines Regiments Landsknechte. Die übrigen bedeuten¬
den Anführer in Chriſtians Heere waren: Herzog Friedrich von Sachſen-
Altenburg, Herzog Wilhelm von Sachſen-Weimar, Obriſt Schniken, die
Obriſten Tolle, Thurn und noch einige Andere, die in der Schlacht eine
weniger bedeutende Rolle ſpielten.
13) Johannes May, eine fingirte Perſon, und nicht zu verwechſeln mit
dem Obriſten May, einem der unbedeutenderen Anführer Chriſtians. Die
Sage, daß in der letzten Zeit ſich mancherlei Anſchläge und Verſchwörungen
gegen den Braunſchweig angeſponnen, die aber alle, mitunter durch die
ſeltſamſten Zufälle, geſcheitert, hat mich veranlaßt dieſe Epiſode einzu¬
ſchieben.
14) Groß Burloh, ein Ciſterzienſer Kloſter, etwa eine Meile von Ahaus
gelegen.
15) Ottenſtein, ein hübſcher damals befeſtigter Flecken in einer anmu¬
thigen Wieſengegend, etwa eine Meile von Stadtloen, und der holländi¬
ſchen Grenze nah.
16) Liesner, Name jenes Fichtenwaldes, wovon Anm. 10 Rede iſt.
Anmerkungen zum zweiten Geſang.
1) „Siehſt drüben du den ſtolzen Bau?“ Einer der letzten gefürſteten
Biſchöfe von Münſter, Clemens Auguſt von Bayern, baute ein ſchönes und
großes Luſtſchloß in der Stadt Ahaus, vor etwa hundert Jahren.
2) Bethlem Gabor, Fürſt von Siebenbürgen, verſuchte zugleich mit
Friedrich von der Pfalz ſeinen Fürſtenhut mit einer Königskrone zu vertauſchen
und mit Hülfe der Pforte das Zepter von Ungarn an ſich zu reißen. Die
Geſchichte dieſes Unternehmens iſt lang, allgemein bekannt, und gehört
nicht hieher. Jetzt war er geſchlagen und hatte ſich nach Prag gewendet,
doch noch mit einer bedeutenden Macht und großen Hoffnungen im
Vertrauen auf den Beiſtand der Pforte, Chriſtians Plan war, ſich wo
möglich mit ihm zu vereinigen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/587>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.