Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.Und von der Tenne ab und an Schallt es wie Hammerschläge, Der Hobel rauscht, es fällt der Span, Und langsam knarrt die Säge. Da hebt der Abendstern gemach Sich aus den Föhrenzweigen, Und grade ob der Hütte Dach Scheint er sich mild zu neigen. Es ist ein Bild, wie still und heiß Es alte Meister hegten, Kunstvolle Mönche, und mit Fleiß Es auf den Goldgrund legten. Der Zimmermann -- die Hirten gleich Mit ihrem frommen Liede -- Die Jungfrau mit dem Lilienzweig -- Und rings der Gottesfriede. Des Sternes wunderlich Geleucht Aus zarten Wolkenfloren -- Ist etwa hier im Stall vielleicht Christkindlein heut geboren? Und von der Tenne ab und an Schallt es wie Hammerſchläge, Der Hobel rauſcht, es fällt der Span, Und langſam knarrt die Säge. Da hebt der Abendſtern gemach Sich aus den Föhrenzweigen, Und grade ob der Hütte Dach Scheint er ſich mild zu neigen. Es iſt ein Bild, wie ſtill und heiß Es alte Meiſter hegten, Kunſtvolle Mönche, und mit Fleiß Es auf den Goldgrund legten. Der Zimmermann — die Hirten gleich Mit ihrem frommen Liede — Die Jungfrau mit dem Lilienzweig — Und rings der Gottesfriede. Des Sternes wunderlich Geleucht Aus zarten Wolkenfloren — Iſt etwa hier im Stall vielleicht Chriſtkindlein heut geboren? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0092" n="78"/> <lg n="6"> <l>Und von der Tenne ab und an</l><lb/> <l>Schallt es wie Hammerſchläge,</l><lb/> <l>Der Hobel rauſcht, es fällt der Span,</l><lb/> <l>Und langſam knarrt die Säge.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Da hebt der Abendſtern gemach</l><lb/> <l>Sich aus den Föhrenzweigen,</l><lb/> <l>Und grade ob der Hütte Dach</l><lb/> <l>Scheint er ſich mild zu neigen.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Es iſt ein Bild, wie ſtill und heiß</l><lb/> <l>Es alte Meiſter hegten,</l><lb/> <l>Kunſtvolle Mönche, und mit Fleiß</l><lb/> <l>Es auf den Goldgrund legten.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Der Zimmermann — die Hirten gleich</l><lb/> <l>Mit ihrem frommen Liede —</l><lb/> <l>Die Jungfrau mit dem Lilienzweig —</l><lb/> <l>Und rings der Gottesfriede.</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Des Sternes wunderlich Geleucht</l><lb/> <l>Aus zarten Wolkenfloren —</l><lb/> <l>Iſt etwa hier im Stall vielleicht</l><lb/> <l>Chriſtkindlein heut geboren?</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0092]
Und von der Tenne ab und an
Schallt es wie Hammerſchläge,
Der Hobel rauſcht, es fällt der Span,
Und langſam knarrt die Säge.
Da hebt der Abendſtern gemach
Sich aus den Föhrenzweigen,
Und grade ob der Hütte Dach
Scheint er ſich mild zu neigen.
Es iſt ein Bild, wie ſtill und heiß
Es alte Meiſter hegten,
Kunſtvolle Mönche, und mit Fleiß
Es auf den Goldgrund legten.
Der Zimmermann — die Hirten gleich
Mit ihrem frommen Liede —
Die Jungfrau mit dem Lilienzweig —
Und rings der Gottesfriede.
Des Sternes wunderlich Geleucht
Aus zarten Wolkenfloren —
Iſt etwa hier im Stall vielleicht
Chriſtkindlein heut geboren?
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