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Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 51–128. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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land je besessen hat. Es wird dies weniger fühlbar in den intimsten lyrischen Bekenntnissen, zu deren Reiz ja eine gewisse Verhülltheit auch bei weit bewußteren Lyrikern nicht wenig beiträgt. In den Balladen und erzählenden Dichtungen dagegen hindert dies Insichgekehrtsein, dieser Verzicht auf jeden Effect, sogar auf Kosten der echten Wirkung, vielfach den reinen, durchsichtigen Fluß der Darstellung, und die Vorliebe der Dichterin für das Geheimnißvolle, ewig Räthselhafte im geistigen Leben wie in den Mächten der Natur erhöht noch die Dunkelheit ihres Stils. Auch die einzige Erzählung in Prosa, die sich in ihrem Nachlaß vorfand, trägt Spuren dieser Neigung zum Dunkeln. Daneben aber -- welche Kraft und Fülle des Tons, welche Frische und Farbigkeit der Charakteristik, wie erschütternd in aller Einfachheit das Lebensbilds das hier mit einer so sicheren Herrschaft über alle Kunstmittel geschildert wird, als ob die novellistische Darstellung mit Vorliebe von der Dichterin geübt worden wäre. Und doch ist es ihr einziger Versuch in dieser Form geblieben, und selbst manche ihrer näheren Freunde haben erst nach ihrem Tode erfahren, daß ein solches Stück sich in ihrem Schatz befand, ein Kleinod, das sie selbst mehr wegen seines stofflichen Werthes zu schätzen schien, als wegen der kunstvollen Fassung und Verarbeitung, die es von ihrer Hand erhalten hatte.

land je besessen hat. Es wird dies weniger fühlbar in den intimsten lyrischen Bekenntnissen, zu deren Reiz ja eine gewisse Verhülltheit auch bei weit bewußteren Lyrikern nicht wenig beiträgt. In den Balladen und erzählenden Dichtungen dagegen hindert dies Insichgekehrtsein, dieser Verzicht auf jeden Effect, sogar auf Kosten der echten Wirkung, vielfach den reinen, durchsichtigen Fluß der Darstellung, und die Vorliebe der Dichterin für das Geheimnißvolle, ewig Räthselhafte im geistigen Leben wie in den Mächten der Natur erhöht noch die Dunkelheit ihres Stils. Auch die einzige Erzählung in Prosa, die sich in ihrem Nachlaß vorfand, trägt Spuren dieser Neigung zum Dunkeln. Daneben aber — welche Kraft und Fülle des Tons, welche Frische und Farbigkeit der Charakteristik, wie erschütternd in aller Einfachheit das Lebensbilds das hier mit einer so sicheren Herrschaft über alle Kunstmittel geschildert wird, als ob die novellistische Darstellung mit Vorliebe von der Dichterin geübt worden wäre. Und doch ist es ihr einziger Versuch in dieser Form geblieben, und selbst manche ihrer näheren Freunde haben erst nach ihrem Tode erfahren, daß ein solches Stück sich in ihrem Schatz befand, ein Kleinod, das sie selbst mehr wegen seines stofflichen Werthes zu schätzen schien, als wegen der kunstvollen Fassung und Verarbeitung, die es von ihrer Hand erhalten hatte.

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[0006] land je besessen hat. Es wird dies weniger fühlbar in den intimsten lyrischen Bekenntnissen, zu deren Reiz ja eine gewisse Verhülltheit auch bei weit bewußteren Lyrikern nicht wenig beiträgt. In den Balladen und erzählenden Dichtungen dagegen hindert dies Insichgekehrtsein, dieser Verzicht auf jeden Effect, sogar auf Kosten der echten Wirkung, vielfach den reinen, durchsichtigen Fluß der Darstellung, und die Vorliebe der Dichterin für das Geheimnißvolle, ewig Räthselhafte im geistigen Leben wie in den Mächten der Natur erhöht noch die Dunkelheit ihres Stils. Auch die einzige Erzählung in Prosa, die sich in ihrem Nachlaß vorfand, trägt Spuren dieser Neigung zum Dunkeln. Daneben aber — welche Kraft und Fülle des Tons, welche Frische und Farbigkeit der Charakteristik, wie erschütternd in aller Einfachheit das Lebensbilds das hier mit einer so sicheren Herrschaft über alle Kunstmittel geschildert wird, als ob die novellistische Darstellung mit Vorliebe von der Dichterin geübt worden wäre. Und doch ist es ihr einziger Versuch in dieser Form geblieben, und selbst manche ihrer näheren Freunde haben erst nach ihrem Tode erfahren, daß ein solches Stück sich in ihrem Schatz befand, ein Kleinod, das sie selbst mehr wegen seines stofflichen Werthes zu schätzen schien, als wegen der kunstvollen Fassung und Verarbeitung, die es von ihrer Hand erhalten hatte.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T14:10:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T14:10:05Z)

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 51–128. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_judenbuche_1910/6>, abgerufen am 21.11.2024.