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Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 51–128. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Die Kühle zog so angenehm durch seine Glieder, daß er die Augen schloß.

Schändliche Pilze! murmelte er halb im Schlaf.

Es giebt nämlich in jener Gegend eine Art sehr saftiger Pilze, die nur ein paar Tage stehen, dann einfallen und einen unerträglichen Geruch verbreiten. Brandes glaubte solche unangenehme Nachbarn zu spüren, er wandte sich ein paarmal hin und her, mochte aber doch nicht aufstehen; sein Hund sprang unterdessen umher, kratzte am Stamm der Buche und bellte hinauf. Was hast du da, Bello? eine Katze? murmelte Brandes. Er öffnete die Wimper, und die Judenschrift fiel ihm ins Auge, sehr ausgewachsen, aber doch ganz kenntlich. Er schloß die Augen wieder, der Hund fuhr fort zu bellen und legte endlich seinem Herrn die kalte Schnauze ans Gesicht.

Laß mich in Ruh! was hast du denn? Hiebei sah Brandes, wie er so auf dem Rücken lag, in die Höhe, sprang dann mit einem Satze auf und wie besessen ins Gestrüpp hinein.

Todtenbleich kam er auf dem Schlosse an: in der Judenbuche hänge ein Mensch; er habe die Beine gerade über seinem Gesichte hängen sehen. -- Und du hast ihn nicht abgeschnitten, Esel? rief der Baron.

Herr, keuchte Brandes, wenn Ew. Gnaden da gewesen wären, so wußten Sie wohl, daß der Mensch nicht mehr lebt. Ich glaubte Anfangs, es seien die

Die Kühle zog so angenehm durch seine Glieder, daß er die Augen schloß.

Schändliche Pilze! murmelte er halb im Schlaf.

Es giebt nämlich in jener Gegend eine Art sehr saftiger Pilze, die nur ein paar Tage stehen, dann einfallen und einen unerträglichen Geruch verbreiten. Brandes glaubte solche unangenehme Nachbarn zu spüren, er wandte sich ein paarmal hin und her, mochte aber doch nicht aufstehen; sein Hund sprang unterdessen umher, kratzte am Stamm der Buche und bellte hinauf. Was hast du da, Bello? eine Katze? murmelte Brandes. Er öffnete die Wimper, und die Judenschrift fiel ihm ins Auge, sehr ausgewachsen, aber doch ganz kenntlich. Er schloß die Augen wieder, der Hund fuhr fort zu bellen und legte endlich seinem Herrn die kalte Schnauze ans Gesicht.

Laß mich in Ruh! was hast du denn? Hiebei sah Brandes, wie er so auf dem Rücken lag, in die Höhe, sprang dann mit einem Satze auf und wie besessen ins Gestrüpp hinein.

Todtenbleich kam er auf dem Schlosse an: in der Judenbuche hänge ein Mensch; er habe die Beine gerade über seinem Gesichte hängen sehen. — Und du hast ihn nicht abgeschnitten, Esel? rief der Baron.

Herr, keuchte Brandes, wenn Ew. Gnaden da gewesen wären, so wußten Sie wohl, daß der Mensch nicht mehr lebt. Ich glaubte Anfangs, es seien die

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[0079] Die Kühle zog so angenehm durch seine Glieder, daß er die Augen schloß. Schändliche Pilze! murmelte er halb im Schlaf. Es giebt nämlich in jener Gegend eine Art sehr saftiger Pilze, die nur ein paar Tage stehen, dann einfallen und einen unerträglichen Geruch verbreiten. Brandes glaubte solche unangenehme Nachbarn zu spüren, er wandte sich ein paarmal hin und her, mochte aber doch nicht aufstehen; sein Hund sprang unterdessen umher, kratzte am Stamm der Buche und bellte hinauf. Was hast du da, Bello? eine Katze? murmelte Brandes. Er öffnete die Wimper, und die Judenschrift fiel ihm ins Auge, sehr ausgewachsen, aber doch ganz kenntlich. Er schloß die Augen wieder, der Hund fuhr fort zu bellen und legte endlich seinem Herrn die kalte Schnauze ans Gesicht. Laß mich in Ruh! was hast du denn? Hiebei sah Brandes, wie er so auf dem Rücken lag, in die Höhe, sprang dann mit einem Satze auf und wie besessen ins Gestrüpp hinein. Todtenbleich kam er auf dem Schlosse an: in der Judenbuche hänge ein Mensch; er habe die Beine gerade über seinem Gesichte hängen sehen. — Und du hast ihn nicht abgeschnitten, Esel? rief der Baron. Herr, keuchte Brandes, wenn Ew. Gnaden da gewesen wären, so wußten Sie wohl, daß der Mensch nicht mehr lebt. Ich glaubte Anfangs, es seien die

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T14:10:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T14:10:05Z)

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 51–128. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_judenbuche_1910/79>, abgerufen am 21.11.2024.