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Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.

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Einmal nur, daß mich deß gedenkt,
Ist ein Mann an den Baum gegangen,
Hat seinen Sack hineingesenkt,
Groß eines Königs Schatz zu fangen;
'S war ein Wucherer, war ein Filz,
Ein von Thränen geschwellter Pilz,
Nun, er hat sich zuletzt gehenkt, --
Besser hätt' er schon da gehangen.
Hielt die Lippen so fest geklemmt,
-- Denn Geflüster nur, mußt du wissen, --
Das ist eben, was Alles hemmt,
Lieber hätt' er die Zunge zerbissen; --
Barfuß kam er, auf schlechten Rath,
Und als da in die Scherb' er trat,
Hat er sich nur an den Baum gestemmt
Und den Schart aus der Wunde gerissen.
Doch als aus dem Gemoder scheu
Schlüpft 'ne Schlange ihm längs den Haaren,
Da ist endlich ein kleiner Schrei,
Nur ein winziger, ihm entfahren;
Und am Abend verschwunden war
Großer Sack und neuer Liard.
O verrätherisch ist die Fey!
Und es wachen der Hölle Schaaren.


7*
Einmal nur, daß mich deß gedenkt,
Iſt ein Mann an den Baum gegangen,
Hat ſeinen Sack hineingeſenkt,
Groß eines Königs Schatz zu fangen;
’S war ein Wucherer, war ein Filz,
Ein von Thränen geſchwellter Pilz,
Nun, er hat ſich zuletzt gehenkt, —
Beſſer hätt’ er ſchon da gehangen.
Hielt die Lippen ſo feſt geklemmt,
— Denn Geflüſter nur, mußt du wiſſen, —
Das iſt eben, was Alles hemmt,
Lieber hätt’ er die Zunge zerbiſſen; —
Barfuß kam er, auf ſchlechten Rath,
Und als da in die Scherb’ er trat,
Hat er ſich nur an den Baum geſtemmt
Und den Schart aus der Wunde geriſſen.
Doch als aus dem Gemoder ſcheu
Schlüpft ’ne Schlange ihm längs den Haaren,
Da iſt endlich ein kleiner Schrei,
Nur ein winziger, ihm entfahren;
Und am Abend verſchwunden war
Großer Sack und neuer Liard.
O verrätheriſch iſt die Fey!
Und es wachen der Hölle Schaaren.


7*
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[99/0115] Einmal nur, daß mich deß gedenkt, Iſt ein Mann an den Baum gegangen, Hat ſeinen Sack hineingeſenkt, Groß eines Königs Schatz zu fangen; ’S war ein Wucherer, war ein Filz, Ein von Thränen geſchwellter Pilz, Nun, er hat ſich zuletzt gehenkt, — Beſſer hätt’ er ſchon da gehangen. Hielt die Lippen ſo feſt geklemmt, — Denn Geflüſter nur, mußt du wiſſen, — Das iſt eben, was Alles hemmt, Lieber hätt’ er die Zunge zerbiſſen; — Barfuß kam er, auf ſchlechten Rath, Und als da in die Scherb’ er trat, Hat er ſich nur an den Baum geſtemmt Und den Schart aus der Wunde geriſſen. Doch als aus dem Gemoder ſcheu Schlüpft ’ne Schlange ihm längs den Haaren, Da iſt endlich ein kleiner Schrei, Nur ein winziger, ihm entfahren; Und am Abend verſchwunden war Großer Sack und neuer Liard. O verrätheriſch iſt die Fey! Und es wachen der Hölle Schaaren. 7*

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/115>, abgerufen am 23.11.2024.