Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Verliebt. Schilt mich nicht, du strenger Meister, Daß im Divan ich geträumet, Und bei des Muezzins Rufen, Ach, nach Mittag stand gewendet. Wisse, als ich kam vom Bade, Als ich heimging aus den Gärten, Schlüpfte Zillah mir vorüber, Und den Schleier hob sie schalkhaft. Verhenkert. Wie du gehst und wie du stehst, Und was du sprichst und beginnest, Gift'ge Pfeile die Worte sind, Wie Nattern deine Geberden, An dem Pfahle, da ist dein Platz, Und auf der luftigen Spindel, Wo der Rabe dich grüßen mag, Der ungesättigte Vogel. Verliebt. Schilt mich nicht, du ſtrenger Meiſter, Daß im Divan ich geträumet, Und bei des Muezzins Rufen, Ach, nach Mittag ſtand gewendet. Wiſſe, als ich kam vom Bade, Als ich heimging aus den Gärten, Schlüpfte Zillah mir vorüber, Und den Schleier hob ſie ſchalkhaft. Verhenkert. Wie du gehſt und wie du ſtehſt, Und was du ſprichſt und beginneſt, Gift’ge Pfeile die Worte ſind, Wie Nattern deine Geberden, An dem Pfahle, da iſt dein Platz, Und auf der luftigen Spindel, Wo der Rabe dich grüßen mag, Der ungeſättigte Vogel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0152" n="136"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Verliebt</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>chilt mich nicht, du ſtrenger Meiſter,</l><lb/> <l>Daß im Divan ich geträumet,</l><lb/> <l>Und bei des Muezzins Rufen,</l><lb/> <l>Ach, nach Mittag ſtand gewendet.</l><lb/> <l>Wiſſe, als ich kam vom Bade,</l><lb/> <l>Als ich heimging aus den Gärten,</l><lb/> <l>Schlüpfte Zillah mir vorüber,</l><lb/> <l>Und den Schleier hob ſie ſchalkhaft.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Verhenkert</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ie du gehſt und wie du ſtehſt,</l><lb/> <l>Und was du ſprichſt und beginneſt,</l><lb/> <l>Gift’ge Pfeile die Worte ſind,</l><lb/> <l>Wie Nattern deine Geberden,</l><lb/> <l>An dem Pfahle, da iſt dein Platz,</l><lb/> <l>Und auf der luftigen Spindel,</l><lb/> <l>Wo der Rabe dich grüßen mag,</l><lb/> <l>Der ungeſättigte Vogel.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [136/0152]
Verliebt.
Schilt mich nicht, du ſtrenger Meiſter,
Daß im Divan ich geträumet,
Und bei des Muezzins Rufen,
Ach, nach Mittag ſtand gewendet.
Wiſſe, als ich kam vom Bade,
Als ich heimging aus den Gärten,
Schlüpfte Zillah mir vorüber,
Und den Schleier hob ſie ſchalkhaft.
Verhenkert.
Wie du gehſt und wie du ſtehſt,
Und was du ſprichſt und beginneſt,
Gift’ge Pfeile die Worte ſind,
Wie Nattern deine Geberden,
An dem Pfahle, da iſt dein Platz,
Und auf der luftigen Spindel,
Wo der Rabe dich grüßen mag,
Der ungeſättigte Vogel.
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