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Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.

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Immer flöten nur Stimmen mir,
Und immer Spiegel mir flirren,
Blind geworden bin ich schon ganz,
Taub werd' ich nächstens werden,
Mutter, löse die Spangen mir!
Mich hat ein Fieber befallen.


Bezaubernd.

Und wenn sie vorüber am Fenster geht,
Und fällt ihr Schatten auf die Gasse,
Da steh'n die Jünglinge sinnberaubt
Und wissen nicht, was sie beginnen;
Doch in die Moschee die Derwische flieh'n,
Rufend: Allah! errett' uns!
Denn dein Feuer vom Himmel fiel,
Und mögen ihm nimmer entrinnen.

Immer flöten nur Stimmen mir,
Und immer Spiegel mir flirren,
Blind geworden bin ich ſchon ganz,
Taub werd’ ich nächſtens werden,
Mutter, löſe die Spangen mir!
Mich hat ein Fieber befallen.


Bezaubernd.

Und wenn ſie vorüber am Fenſter geht,
Und fällt ihr Schatten auf die Gaſſe,
Da ſteh’n die Jünglinge ſinnberaubt
Und wiſſen nicht, was ſie beginnen;
Doch in die Moſchee die Derwiſche flieh’n,
Rufend: Allah! errett’ uns!
Denn dein Feuer vom Himmel fiel,
Und mögen ihm nimmer entrinnen.

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[138/0154] Immer flöten nur Stimmen mir, Und immer Spiegel mir flirren, Blind geworden bin ich ſchon ganz, Taub werd’ ich nächſtens werden, Mutter, löſe die Spangen mir! Mich hat ein Fieber befallen. Bezaubernd. Und wenn ſie vorüber am Fenſter geht, Und fällt ihr Schatten auf die Gaſſe, Da ſteh’n die Jünglinge ſinnberaubt Und wiſſen nicht, was ſie beginnen; Doch in die Moſchee die Derwiſche flieh’n, Rufend: Allah! errett’ uns! Denn dein Feuer vom Himmel fiel, Und mögen ihm nimmer entrinnen.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/154>, abgerufen am 23.11.2024.