Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Grüße. Steigt mir in diesem fremden Lande Die allbekannte Nacht empor, Klatscht es, wie Hufesschlag vom Strande, Rollt sich die Dämmerung hervor, Gleich Staubeswolken mir entgegen Von meinem lieben starken Nord, Und fühl' ich meine Locken regen Der Luft geheimnißvolles Wort. Dann ist es mir, als hör' ich reiten Und klirren und entgegenzieh'n Mein Vaterland von allen Seiten, Und seine Küsse fühl' ich glüh'n; Dann wird des Windes leises Munkeln Mir zu verworrnen Stimmen bald, Und jede schwache Form im Dunkeln Zur tiefvertrautesten Gestalt. Grüße. Steigt mir in dieſem fremden Lande Die allbekannte Nacht empor, Klatſcht es, wie Hufesſchlag vom Strande, Rollt ſich die Dämmerung hervor, Gleich Staubeswolken mir entgegen Von meinem lieben ſtarken Nord, Und fühl’ ich meine Locken regen Der Luft geheimnißvolles Wort. Dann iſt es mir, als hör’ ich reiten Und klirren und entgegenzieh’n Mein Vaterland von allen Seiten, Und ſeine Küſſe fühl’ ich glüh’n; Dann wird des Windes leiſes Munkeln Mir zu verworrnen Stimmen bald, Und jede ſchwache Form im Dunkeln Zur tiefvertrauteſten Geſtalt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0031" n="15"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Grüße</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">S</hi>teigt mir in dieſem fremden Lande</l><lb/> <l>Die allbekannte Nacht empor,</l><lb/> <l>Klatſcht es, wie Hufesſchlag vom Strande,</l><lb/> <l>Rollt ſich die Dämmerung hervor,</l><lb/> <l>Gleich Staubeswolken mir entgegen</l><lb/> <l>Von meinem lieben ſtarken Nord,</l><lb/> <l>Und fühl’ ich meine Locken regen</l><lb/> <l>Der Luft geheimnißvolles Wort.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dann iſt es mir, als hör’ ich reiten</l><lb/> <l>Und klirren und entgegenzieh’n</l><lb/> <l>Mein Vaterland von allen Seiten,</l><lb/> <l>Und ſeine Küſſe fühl’ ich glüh’n;</l><lb/> <l>Dann wird des Windes leiſes Munkeln</l><lb/> <l>Mir zu verworrnen Stimmen bald,</l><lb/> <l>Und jede ſchwache Form im Dunkeln</l><lb/> <l>Zur tiefvertrauteſten Geſtalt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0031]
Grüße.
Steigt mir in dieſem fremden Lande
Die allbekannte Nacht empor,
Klatſcht es, wie Hufesſchlag vom Strande,
Rollt ſich die Dämmerung hervor,
Gleich Staubeswolken mir entgegen
Von meinem lieben ſtarken Nord,
Und fühl’ ich meine Locken regen
Der Luft geheimnißvolles Wort.
Dann iſt es mir, als hör’ ich reiten
Und klirren und entgegenzieh’n
Mein Vaterland von allen Seiten,
Und ſeine Küſſe fühl’ ich glüh’n;
Dann wird des Windes leiſes Munkeln
Mir zu verworrnen Stimmen bald,
Und jede ſchwache Form im Dunkeln
Zur tiefvertrauteſten Geſtalt.
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Zitationshilfe: | Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/31>, abgerufen am 16.07.2024. |